Vom Strafraum an die Seitenlinie

Julia Wallrafen genießt die „Mutter-Sohn-Zeit“ am Sportplatz 

Als junge Erwachsene hat sie selber das Leder ins Netz geschossen. Nun, rund zehn Jahre später, dirigiert die Zweifach-Mama Julia Wallrafen von der Seitenlinie aus das Geschehen auf dem grünen Rasen. Die 29-Jährige Langscheiderin trainiert zusammen mit ihren beiden Trainerkollegen Andy Behringhoff und Robert Will die E-Jugend der JSG Hachen/Langscheid-Enkhausen und liebt ihren Status als „Mutti“ im Trio. 

„Nicht alle zum Ball rennen. Macht das Spiel breit“, schreit Julia Wallrafen über den Sportplatz in Hachen, wo ihre Jungs und Mädels von der E-Jugend der JSG Hachen/Langscheid-Enkhausen beim Abschlussspiel über den Platz flitzen. Die fußballbegeisterte 29-Jährige verspürt bereits seit ihrer Jugend eine große Leidenschaft für das runde Leder, die sie gute drei Jahre lang als Stürmerin bei den Damen der SG Allendorf/Amecke auch aktiv auslebte. Etwa zehn Jahre ist es nun her, dass Wallrafen selbst für Torjubel sorgte. 

Manchmal muss Brüllen sein 

Julia Wallrafen, Trainerin E-Jugend JSG Hachen/Langscheid-Enkhausen 

„Ich habe immer sehr gerne gespielt. Aber dann bin ich Mutter geworden und dann fehlte natürlich die Zeit, selber auf dem Platz zu stehen“, begründet die Langscheiderin das Ende ihrer aktiven fußballerischen Laufbahn.   

Dass sie nun nur noch selten selber vor den Ball tritt, betrübt die sympathische Sauerländerin jedoch keineswegs. Im Gegenteil, ihre Rolle als Trainerin des Juniorenteams, die sie nun im zweiten Jahr ausführt, genießt sie in vollen Zügen. „Es macht mir total viel Spaß und ich versuche auch immer, jede Woche an beiden Trainingstagen vor Ort zu sein.“ Immer mittwochs und freitags von 17 bis 18.30 Uhr heißt es dann für die Zweifach-Mama Hütchen und kleine Tore aufstellen, wichtige Besprechungen tätigen, die allseits bekannten neonfarbenen Leibchen verteilen und ihren Schützlingen am Rand Tipps und Anweisungen geben. „Ich brülle nicht so viel an der Seitenlinie. Das machen eher die Männer. Aber manchmal muss das natürlich dann auch bei mir mal sein“, schmunzelt die 29-Jährige, die sich mit der Zeit von ihren E-Jugend-Jungs den nötigen Respekt erkämpft hat. Eine Frau am Spielfeldrand sei ja schließlich auch für die neun- bis zehnjährigen Kicker etwas ungewohnt. „Für unsere beiden Mädels im Team ist es natürlich schön, dass ich als Frau am Rand stehe. Dann haben sie direkt eine weibliche Bezugsperson.“ 

Doch nicht nur ihrer Trainerin zollen die jungen Fußballer Respekt, auch untereinander gebe es keinerlei Hänseleien. „Das Team ist super. Auch die beiden Mädels wurden herzlich aufgenommen. Wenn einige Kids mal aus der Reihe tanzen, dann wird natürlich gemeckert“, lacht Julia Wallrafen, die sich als Mutter von zwei Jungs bestens mit Streitschlichten und Autorität zeigen auskennt. Am Sportplatz versucht die sportliche Sauerländerin etwas vom Alltag abzuschalten, doch so ganz legt sie ihre Berufung als Mutter nicht ab. Denn Wallrafens ältester Sohn Leon kickt bei der 20-köpfigen Truppe, sodass Mutter und Sohn am Sportplatz „eine gemeinsame Leidenschaft teilen“. 

Die Trainerin und ihr Mutterherz 

Diese „Mutter-Sohn-Zeit“ hat für die stolze Mama einen besonderen Stellenwert: „So kann ich mir mal nur für Leon Zeit nehmen. Als sein Bruder auf die Welt kam, musste er ja dann schon auch mal zurückstecken. Ich glaube, ihm gefällt das auch sehr“, freut sich die Fußballbegeisterte über diese Möglichkeit, mit ihrem ältesten Sohn Zeit zu verbringen. Bevormunden möchte sie ihren Sprössling aber beim gemeinsamen Hobby keineswegs. „Ich behandle Leon wie alle anderen Kinder auch. Nur wenn er sich verletzt, dann schlägt mein Herz natürlich direkt deutlich schneller und ich kümmere mich dann vielleicht etwas intensiver um ihn, als ich das bei den anderen Jungs mache“, räumt sie mit einem Grinsen im Gesicht ein, während sie ihrem Sohn die Schnürsenkel bindet – eine richtige Mutti eben. 

Für die Zukunft kann sich die Langscheiderin vorstellen, den Trainerschein zu machen, um „weitere Übungen zu lernen und noch besser in das Amt hineinzufinden“. Denn eines ist für die Frau am Spielfeldrand jetzt schon klar: „Ich möchte das schon noch eine Weile machen. Es macht einfach Spaß.“