Vom Sauerland nach Indien

Unterwegs mit Vikar Sinto aus Grafschaft

Woran denken Sie, wenn Sie an Indien denken? An Bollywood und den Taj Mahal? Oder an Korruption, Armut und Slums? Die meisten Menschen hier wissen nicht viel über Indien, ein Land, das flächenmäßig neunmal so groß ist wie Deutschland und in dem über 1,3 Milliarden Menschen leben.

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Wenn man bedenkt, wie groß die kulturellen Unterschiede schon innerhalb Deutschlands sind – man vergleiche einmal den Sauerländer mit einem Bayern oder einem Friesen –, dann bekommt man vielleicht eine vage Vorstellung davon, wie vielfältig Indien ist. „Die Menschen sehen in den Medien nur das Negative. Alles, was schlecht ist, darüber wird berichtet“, erklärt Vikar Sinto. „Dabei hat Indien so viel mehr zu bieten.“ Und Vikar Sinto muss es wissen. Geboren wurde er nämlich in Kerala im Südwesten Indiens. Vor sechs Jahren kam er nach Deutschland und lebt und arbeitet seitdem in Grafschaft. „In Deutschland war Vieles neu für mich, vor allem an das Klima musste ich mich erst einmal gewöhnen. Aber ich bin hier sehr glücklich und habe viele nette Menschen um mich.“

Und so dauerte es nicht lange, bis die ersten Anfragen kamen, ob er nicht eine Reise nach Indien organisieren könne, denn wer wäre ein besserer Reiseleiter als jemand, der in diesem Land geboren wurde? Als Vikar Sinto ein gutes Reisebüro gefunden hatte, fanden sich auch sehr schnell 31 begeisterte Mitreisende. „Wenn bei so vielen Menschen ein oder zwei aus der Reihe tanzen, ist die Stimmung ganz schnell weg. Aber das war gar kein Problem. Die Gruppe war bunt gemischt, Jung und Alt, und jeder hat jedem geholfen.“

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Schon vor der Reise veranstaltete der Vikar Infoabende, damit die Leute sich kennenlernen konnten und auf ihr Reiseziel vorbereitet wurden. Vikar Sinto plante eine Reiseroute, die die Kontraste in Indien deutlich machen sollte. „Ich wollte nicht nur die Schokoladenseiten zeigen, nicht nur die Sehenswürdigkeiten, sondern auch die Armut. Die Leute sollten das wirkliche Leben in Indien kennenlernen.“ Das geht am besten, wenn man auch abseits der normalen Touristenpfade reist. „Eine zweiwöchige Reise ist für so ein großes Land sehr kurz, aber wir haben trotzdem viel gesehen und erlebt“, erinnert sich der Reiseleiter.

Die erste Woche verbrachte die Reisegruppe in Südindien. Dort besuchten sie auch Vikar Sintos Elternhaus und lernten die indische Küche kennen. Vom Süden ging es weiter in den Osten nach Kalkutta, wo Mutter Teresa gewirkt hat und begraben liegt, von dort in den Norden. „Nordindien ist die Region, die meistens in den Reiseprospekten angepriesen wird. Aber inzwischen kommen auch immer mehr Touristen in den Süden.“ Im Norden ging es nach Jaipur, nach Agra zum berühmten Taj Mahal und nach Neu-Delhi und von dort schließlich zurück nach Deutschland. Die Teilnehmer der Reise besuchten Schulen und Kinderheime, feierten christliche Gottesdienste, besuchten aber auch die Gotteshäuser der anderen insgesamt sechs Religionen Indiens. Und auch die Natur kam mit Wasserfällen und dem Ganges nicht zu kurz. „Ich wollte mein Heimatland mit all seinen Facetten zeigen, den schönen und weniger schönen.“

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Nach der Reise veranstaltete Vikar Sinto einen Abend, an dem die Bilder der Reise gemeinsam betrachtet wurden, und merkte, dass die Reisenden Indien mit anderen Augen sehen. „Das wollte ich erreichen“, stellt Vikar Sinto zufrieden fest. Am 14. Januar geht es wieder los. Dieses Mal sieht die Reiseroute etwas anders aus: Das Abenteuer beginnt im Norden, von da geht es in den Westen nach Mumbai und schließlich in den Süden. Und obwohl Vikar Sinto sich schon wieder auf Indien freut, so ist er doch auch gerne im Sauerland: „Das Sauerland ist meine zweite Heimat geworden.“