Vom Rasen hinters Mikro

Quelle: privat

Interview mit Sportreporterin Christina Graf

Früher war sie selbst aktiv als Spielerin in der Bundesliga unterwegs, heute kennen sie viele als Sportreporterin – dort kommentiert sie die ganz großen Spiele. WOLL-Redakteur Werner Riedel hat mit der gebürtig aus der Gemeinde Kirchhundem stammenden Christina Graf gesprochen.

WOLL: Wie kamst du zum Journalismus?
Christina Graf:
Mich hat der Beruf schon als ich klein war immer interessiert. Ich habe früh, etwa mit 13 Jahren, mein erstes Praktikum bei der Westfalenpost in Lennestadt gemacht und danach war mir klar: Das will ich weiter verfolgen!

WOLL: War es schwierig, in die Männerdomäne Fußball einzubrechen?
Christina Graf:
Bisher kann ich das für mich nicht sagen. Als Kind habe ich immer mit Jungs zusammen Fußball gespielt und bei der Arbeit klappt das Verständnis mit den Kollegen genauso gut. Natürlich eckt man bei einem Kommentar auch mal an, aber das tun meine männlichen Kollegen auch.

WOLL: Was war der bisherige Höhepunkt deiner beruflichen Laufbahn?
Christina Graf:
Ich kann schon sagen, dass die Europameisterschaft der Frauen in England etwas Besonderes für mich war. Auch bei der Weltmeisterschaft in Russland als Autorin dabei gewesen zu sein, war toll. Dazu kommen aber einige Spiele, bei denen ich gerne dabei war, die vielleicht insgesamt in der Wahrnehmung für andere nicht so einen hohen Stellenwert hatten. Außerhalb des Fußballs muss ich sagen, war die Schwimm-Europameisterschaft in Rom in diesem Sommer wirklich beeindruckend. Tolle Sportler, eine Wahnsinns-Atmosphäre und viele außergewöhnliche Leistungen.

Quelle: privat

WOLL: Bei der Europameisterschaft 2022 hast du mit unglaublichem Fachwissen geglänzt. Wie nah ist man an den Mannschaften?
Christina Graf:
Das kommt immer ein bisschen darauf an. In der ein oder anderen Mannschaft kenne ich noch Spielerinnen aus meiner eigenen aktiven Zeit. Ansonsten bereiten wir uns so vor, dass wir die Trainings besuchen, zu Pressekonferenzen gehen und auch mal mit Kollegen aus dem jeweiligen Land sprechen. Aber wir sind nicht permanent auf Schritt und Tritt bei den jeweiligen Mannschaften. Dafür waren es auch zu viele Spiele.

WOLL: Ist man nicht besonders aufgeregt, wenn man weiß, dass man wie zuletzt im ersten Fernsehprogramm vor einem Millionen-Publikum arbeitet?
Christina Graf:
Grundsätzlich ist es ja mein Job, den ich jetzt schon recht lange mache. Aber klar ist es noch mal eine etwas andere Aufmerksamkeit in der ARD um 20:15 Uhr ein Spiel der Nationalmannschaft zu kommentieren. Aber ich gehe immer mit Vorfreude und Respekt an die Aufgabe.

WOLL: Warst du nach deinen überaus überzeugenden Einsätzen in der Vorrunde und den Spielen auf dem Weg ins Finale nicht enttäuscht, dass das EM-Endspiel dann von einem männlichen Kollegen kommentiert wurde?
Christina Graf:
Nein, ich persönlich war überhaupt nicht enttäuscht. Die Ansetzungen waren vorher abgesprochen. Ich bin zuvor lange in Budapest bei der Schwimm-Weltmeisterschaft gewesen, dann kam die Fußball-Europameisterschaft in England und im Anschluss daran direkt die Schwimm-Europameisterschaft in Rom. Zudem war ich zum Zeitpunkt des Finales im DFB-Pokal in Kaiserslautern im Einsatz. Ich habe das Spiel anschließend auf dem Stadion-Parkplatz verfolgt und es war sehr entspannt, Bernd beim Finale zu hören.

WOLL: Was sind deine nächsten Ziele?
Christina Graf:
Ich bin sehr zufrieden bisher, ich habe tolle Dinge gesehen und mich neuen Herausforderungen gestellt. Aktuell freue ich mich wieder auf die Aufgaben bei der Lokalzeit und auch die Bundesliga hat wieder begonnen. Mir wird nicht langweilig.

WOLL: Gibt es Chancen, rund um die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Katar eingesetzt zu werden?
Christina Graf:
Ja, ich werde für die ARD bei der Weltmeisterschaft in Katar im Einsatz sein.

WOLL: Ab und zu bist du auch für WDR 3-Lokalzeit im Einsatz. Zeigt das deine besondere Heimat-Verbundenheit?
Christina Graf:
Ich lebe hier und bin wahnsinnig gerne zu Hause. Meine Familie und meine Freunde leben zum großen Teil hier. Ich mag die Lokalzeit sehr gerne und glaube, dass sie für unsere Region sehr wichtig ist. Ich bin froh, Teil davon zu sein.

WOLL: Was wäre ein absoluter Traum in deiner beruflichen Laufbahn?
Christina Graf:
Schwer zu sagen … Was so etwas anbelangt, habe ich nicht allzu große Träume. Ich versuche, meine Arbeit bestmöglich zu machen.

WOLL: Vielen Dank für das Gespräch!