Vom Land der 1.000 Berge in das Land der 1.000 Hügel

Quelle: WOLL Magazin

Hallo liebe WOLL–Leserinnen und Leser,

Zeit für ein neues Update aus Ruanda. Da meine Zeit so gut wie vorbei ist, wird dieser Artikel tatsächlich mein letzter Artikel aus Ruanda sein, bevor ich wieder ins Sauerland komme. In den letzten Ausgaben habt Ihr Einblicke über mein neues Leben, die Landschaft und meine Arbeit im Land der 1.000 Hügel bekommen. Diesmal würde ich euch gerne mitnehmen und etwas über die Themen Bekannt-/Freundschaften und Reisen erzählen. Also seid gespannt, was Ihr dieses Mal so erfahrt.

Reisen in Afrika

Selbst wenn wir als Freiwillige bestimmten Projekten zugeteilt sind, haben wir immer wieder die Möglichkeit zu reisen, da uns gesetzlich auch eine bestimmte Anzahl an Urlaubstagen zusteht. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, neben Ruanda auch Länder wie Sambia, Tansania und Uganda zu bereisen. Wenn dieser Artikel erscheint, werde ich wahrscheinlich auch Kenia auf die Liste der bereisten Länder setzen können. Doch wer jetzt denkt, dass unsere Reisen aus schönen Hotelzimmern, komfortablen Flügen und gepackten Koffern bestanden, der täuscht sich gewaltig. Unsere Klamotten wurden im Reiserucksack verstaut, als Transportmittel haben wir meistens Busse verwendet und geschlafen haben wir oft in billigen Hostels. Aber wisst Ihr was? Diese Art von Reisen ist ganz cool, denn man sieht und erlebt deutlich mehr. Für mich persönlich waren diese Reisen einfach gut, um mal runterzukommen und dem Alltag zu entfliehen. Denn in vielen Fällen saßen wir mehr als zwölf Stunden im Bus, um in das gewünschte Reiseland zu kommen. Das klingt im ersten Moment lang und ätzend, aber so schlimm, wie es sich anhört, ist es gar nicht. So hat man die Zeit, um über die vergangenen Monate und die bevorstehenden Wochen in Ruhe nachzudenken. Auf solchen Reisen wird man auch vor Herausforderungen gestellt, lernt unglaublich viel über seine Mitmenschen, die unterschiedlichen Lebensweisen und auch über sich selbst. Und selbst das Reisen mit einem Reiserucksack ist echt entspannend. Erstens muss man keinen Koffer hinter sich herziehen und zweitens nimmt man kein unnötiges Zeug mit und beschränkt sich wirklich nur auf das Wichtigste. Ich finde, dass man dadurch merkt, in welchem Überfluss wir leben und wie wenig wir eigentlich brauchen, um tagtäglich zurechtzukommen. Auch was das Thema Sicherheit angeht, habe ich mich auf den Reisen nie unsicher gefühlt. Natürlich ist klar, dass man sich an bestimmte Sicherheitsregeln halten sollte, aber alle Länder, die ich bisher bereist habe, haben mir nie ein ungutes Gefühl gegeben. Ganz im Gegenteil, denn die meisten Leute waren wirklich sehr nett, zuvorkommend und vor allem hilfsbereit.

Ruanda ist schon ein ziemlich schönes Land, und alle anderen Länder, die ich gesehen habe, waren auf ihre Art und Weise genauso schön. In Uganda war Jinja atemberaubend, schön und entspannend. In Tansania hat mir der Ngozi- Krater mit seiner fantastischen Aussicht am besten gefallen und in Sambia war das Campen in Mutinondo das absolute Highlight. So hat jedes Land seine Höhepunkte und Sehenswürdigkeiten, die es einzigartig machen. Jede einzelne meiner Reisen in den vergangenen Monaten war etwas Besonderes. Es waren Erlebnisse, welche ich nie wieder vergessen werde und wofür ich dankbar bin. Dankbar, überhaupt die Möglichkeit zu haben, diese Reisen unternehmen zu können und die damit verbundenen Erlebnisse erleben zu dürfen. Eine weitere Sache, für die ich sehr dankbar bin, neben dem Reisen, sind die Verbindungen mit den Menschen, die in den letzten Monaten entstanden sind.

Quelle: WOLL Magazin

Verbindungen, die dir an mehr als nur einem Ort das Gefühl von Zuhause geben

„Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben!“

Die Bedeutung von diesem Zitat ist mir in diesem Jahr erst wirklich richtig bewusst geworden und ich habe gemerkt, wie viel Wahres darin steckt. Ich wusste schon immer, dass meine Familie und Freunde in der Heimat mir unglaublich wichtig sind. Aber durch die derzeitige Entfernung wird mir erstmal bewusst, wie wichtig sie wirklich sind. Wie schön es ist, sie in meinem Leben zu haben. Die Entfernung hat die Verbindung zu ihnen stärker gemacht und mich gelehrt, dass es nicht selbstverständlich ist, solche tollen Menschen in seinem Leben zu haben. Und so schön es ist zu wissen, dass zuhause so tolle Menschen auf mich warten, so schön ist es auch, dass ich hier wunderbare Menschen kennengelernt habe, zu denen ich so eine starke Bindung aufgebaut habe. Ich konnte während meines Aufenthaltes unglaublich viele Bekanntschaften machen. Einige waren nur Teil eines bestimmten Zeitraums und dann hat es sich verlaufen. Bei anderen wiederum weiß ich, dass sie auch nach meiner Zeit hier in Ruanda in meinem Leben bleiben werden. Als ich mich vor gut einem Jahr von meinen Freunden und meiner Familie verabschiedet hatte, wusste ich, dass es nur ein Abschied für eine bestimmte Zeit ist. Doch diesmal ist es anders, da dieser baldige Abschied ein Abschied für unbestimmte Zeit sein wird. Denn ich weiß nicht, ob und wann ich mal wieder nach Ruanda fliege geschweige denn, ob die Menschen, die ich hier kennengelernt habe, mich im Sauerland besuchen kommen. Auch wenn es zur heutigen Zeit durch Social Media und Video Calls einfach ist, Kontakt zu halten, ist dieses Gefühl, nicht zu wissen, wann man sich wiedersieht, ein mulmiges. Das Schöne allerdings ist die Gewissheit, dass ich mit diesen Menschen Momente für die Ewigkeit geschaffen habe. Momente, die mir keiner mehr nehmen kann. Momente, die ich immer in meinem Herzen tragen werde. Und da meine Zeit noch nicht vorbei ist, weiß ich, dass da noch richtig viele tolle, einzigartige und wunderschöne Momente hinzukommen werden.

Eine Sache, die mein Freiwilligendienst mich ebenfalls gelehrt hat, ist, dass, egal, wo man auf der Welt ist, egal, wie alleine man sich manchmal fühlt, und egal, wie weit sein gewohntes Umfeld weg ist, man immer Menschen findet, die genauso ticken wie man selbst. Menschen, mit denen es einfach klickt. Menschen, die du ins Herz schließt und bei denen du dich zuhause fühlst. Es ist schön zu wissen, dass man durch diese neuen Verbindungen in so vielen Herzen einen Platz gefunden hat, dass man dadurch an mehr als nur einem Ort zu Hause ist.

Ganz viel Liebe in die Heimat & bis bald,
Vinitha