Vom Kötterhaus zum Heimatmuseum

Foto: S. Droste

Die wechselvolle Geschichte der Gevelinghauser Mühle

Hinterm Schloss in Gevelinghausen versteckt sich ein ganz besonderes Schätzchen: die Alte Mühle. Dabei handelt es sich streng genommen lediglich um das 1717 errichtete Kötterhaus, in dem die Müllerfamilien wohnten. Die eigentliche Mühle sowie das Backhaus brannten 1824 nieder. Nur das Mühlrad ist erhalten geblieben. 

Ein bewegtes Leben 

Überhaupt hat die Alte Mühle schon so einiges mitgemacht. Die erste urkundliche Erwähnung 1562 legt nahe, dass sie damals widerrechtlich im Rittergut Gevelinghausen errichtet wurde. Seit damals überstand das Mühlenanwesen zahlreiche Brände und hatte diverse Verwendungszwecke. Bis zu 13 Personen lebten in dem Kötterhaus, zeitweise diente es als Kinderheim. 1971 baute es der Rennfahrer Karl-Josef von Wendt zum Motorsport-Clubhaus um.  

Und dann war die Alte Mühle auch noch „transloziert“, also abgebaut und andernorts wiederaufgebaut worden. „Früher stand die Mühle zwischen Gevelinghausen und Ostwig, direkt an der Straße“, erzählt Bernhard Vorderwülbecke. Zu hohe Denkmalschutzauflagen verhinderten dann einen Umzug auf die Elpe-Wiese. Schließlich erklärte sich der Besitzer, Fabrikant Heinz Kettler, 1998 dazu bereit, die Kosten für die Translozierung zu übernehmen, das Kötterhaus fand sein neues Zuhause hinter dem Schloss. Dort konnte das Gebäude dann auch an das Ver- und Entsorgungsnetz angeschlossen werden. 

Ortsvorsteher Bernhard Vorderwülbecke. Foto: S. Droste
Ortsvorsteher Bernhard Vorderwülbecke. Foto: S. Droste

Hinterm Schloss, unter der Apfelallee 

Heute dient die „Alte Mühle“ als Bürogebäude der Verwaltungsberufsgenossenschaft, die das Schloss Gevelinghausen als zentrale Ausbildungsstätte nutzt. Unterm Dach der Alten Mühle befinden sich zwei Dozentenappartements, ganz unten Büros. Die mittlere Etage stellt die VGB dem Heimatverein zur Verfügung. „Wir haben hier im Heimatverein unzählige Stücke“, erzählt Ortsheimatpfleger und Vorsitzender des Heimatvereines Bernhard Vorderwülbecke. Noch immer bringen ihm Menschen aus Gevelinghausen und Umgebung alte Fotos oder andere Zeugnisse vergangener Tage. „Eigentlich bräuchten wir doppelt so viel Raum.“ 

Bekannte Familien, bekannte Persönlichkeiten 

Schröder, Vorderwülbecke, Hennecke, Kühlmann, Stratmann, Rath, Becker, Ramspott, Pankoke, Metten und viele mehr: Zahlreiche Gevelinghauser Familien sind im Heimatmuseum vertreten und so mancher Besucher entdeckt seine Vorfahren auf den alten Fotos wieder. Gebrauchsgegenstände und auch das ein oder andere Kleidungsstück erzählen von der wechselvollen Geschichte der Region.  

„Eine meiner Lieblingsgeschichten ist die von Karl von Wendt“, so der Malermeister im Ruhestand. Karl-Josef Freiherr von Wendt übernahm 1961 den Besitz seines Vaters, Carl Freiherr von Wendt-Papenhausen, der im Zweiten Weltkrieg gefallen war. Nachdem Karl von Wendt all sein Geld in zahlreiche Unternehmungen – darunter die Gründung Fort Funs – gesteckt und später verloren hatte, verkaufte er sämtliche Ländereien in Gevelinghausen an Heinz Kettler. 

Die Mühle an ihrem alten Standort zwischen Gevelinghausen und Ostwig (privat)
Die Mühle an ihrem alten Standort zwischen Gevelinghausen und Ostwig (privat)

Auch Kardinal Clemens August hat es dem Heimatvereinsvorsitzenden angetan. „Kardinal Clemens lebte von 1878 bis 1946 und entstammte einem alten westfälischen Uradelsgeschlecht; er war Graf von Galen“, weiß Bernhard Vorderwühlecke. Dessen Schwester, Gräfin Agnes von Galen, heiratete wiederum 1901 Conrad Freiherr von Wendt, der ebenso wie der Rennfahrer Karl-Josef von Wendt zur Steinheimer Linie des Adelsgeschlechtes derer von Wendt gehörte. „Kardinal Clemens hat in Gevelinghausen 31 Mal Urlaub gemacht“, berichtet der Ortsheimatpfleger. Bekanntheit erlangte der Kirchenmann vor allem dadurch, dass er sich öffentlich gegen Nazi-Ideologien stellte. 2005 wurde er von Papst Benedikt XVI. seliggesprochen. 

Foto: S. Droste
Foto: S. Droste

Heimatmuseum sucht neue Bleibe 

Wer mehr über diese schillernden Persönlichkeiten, die „Gevelinghauser Urne“ und weitere Heimatgeschichten in der Alten Mühle erfahren möchte, sollte sich sputen: Zum Jahresende läuft der Mietvertrag zwischen der VGB und Heinz Kettler aus. Somit sucht auch das Heimatmuseum nun eine neue Bleibe. „Wir hoffen, dass wir die Ausstellung im Schloss unterbringen können“, so Bernhard Vorderwülbecke.