Volksbank-Dialog: Keine Angst vor der Zukunft

Quelle: Volksbank Sauerland

Ex-Google-Chef spricht in Meggen: „Lasst es uns einfach machen“

Foto: (v.l.) Andreas Ermecke, Bernd Griese  und Michael Griese dankten Christian Baudis (2. v.l.) für seinen gelungenen Vortrag beim diesjährigen Volksbank Dialog in Lennestadt-Meggen

Meggen / Kreis Olpe. „Vom Standpunkt zur Weitsicht: Zukunft denken“ hat Christian Baudis, Digitalunternehmer, Futurist und ehemaliger Google-Deutschland-Chef seinen Vortrag beim diesjährigen Volksbank Dialog überschrieben. Die Volksbank Sauerland hatte den mehrfach ausgezeichneten Kurator der Goethe Business School in Frankfurt als Gastredner eingeladen. Der Referent lud die Volksbank-Mitglieder mit einem fundierten und unterhaltsamen Vortrag zu einer Reise durch die rasante Entwicklung der digitalen Welt ein.

Gleich zu Beginn ermutigte Christian Baudis die rund 350 Gäste im Theater der Stadt Lennestadt in Meggen und beruhigte sie zugleich: „Haben Sie keine Angst vor dem Thema. Es ist letztendlich nur Statistik.“ Baudis unterstrich seine These, dass Künstliche Intelligenz (KI) nichts anderes als Höchstgeschwindigkeitsstatistik sei. „Es muss immer ein Mensch über das Ergebnis schauen.“ Baudis nahm sein Publikum mit auf eine Reise durch die Welt von Google und Amazon mit ihren vielen Möglichkeiten.

Doch zunächst hatte Vorstand Michael Griese in seiner Begrüßungsrede das Wort und erklärte: „Wir haben einen starken Mittelstand und unsere heimische „Wirtschaftsregion Südwestfalen“ hat über 150 Weltmarktführer, oft Familienunternehmen, die exzellent auf ihrem Gebiet sind und sich ständig auf die Zukunft und ihre Chancen vorbereiten. Daher lassen Sie uns auch heute einen optimistischen und offenen Blick auf unser Thema „Vom Standpunkt zur Weitsicht: Zukunft denken“ werfen und freuen Sie sich auf den Mann der Stunde. Christian Baudis war von 2006 bis 2008 Leiter von Google Deutschland. Heute engagiert er sich unter anderem mit dem Unternehmen Orange Ocean gegen Plastikmüll in den Weltmeeren.

Dann berichtete Baudis über eigene Erfahrungen mit dem Online-Versandhandel. Seine Familie kaufe beinahe alles dort. „Ich habe gar keine Zeit, zum Einkaufen ins Geschäft zu gehen“, sagte er. Das im Internet von ihm georderte Katzenfutter sei aber nach fünf bis sieben Stunden bereits bei ihm. Unverständnis äußerte Baudis über die ständige Datenschutz-Diskussion in Deutschland: „Das nervt mich kolossal. Wir können dem lieben Gott danken, dass wir eine so gute Datenschutz-Gesetzgebung haben.“ Sein bevorzugter Online-Versandhändler hat verstanden, was man mit Daten macht.

Der Referent vertiefte das Thema Mobilität: „Wenn die deutschen Autohersteller nicht aufpassen, kommt bei deutschen Autos nur noch das Chassis aus diesem Land“, so Baudis. „Selbstfahrende Auto sind schon mehr als eine Vision. Eine Welt mit Robotaxis wäre heute schon sicherer, denn selbstfahrende Autos bauen keine Unfälle.“

Baudis schwenkte über zum Thema Roboter. Der Referent zeigte sich überzeugt, dass Roboter bereits „in wenigen Jahren unser Leben beherrschen werden“. Er konkretisierte: „Ende dieses Jahrzehnts kommt der Haushaltsroboter, der uns das Bügeln, Aufräumen und Putzen abnehmen wird. Heute schon sind die Roboter in vielen Restaurants als Servicekräfte nicht mehr wegzudenken. Und sie werden gebraucht, weil das Personal fehlt.“ Der Weinbauer der Zukunft gehe beispielsweise nie mehr in den Weinberg, sondern schicke bloß noch seine Drohne, um zu gießen, Rebläuse zu bekämpfen und zu düngen.

Das nächste Thema für Baudis war die Medizin: „Wir kommen in eine Welt hinein, in der wir mit technischen Geräten unsere Gesundheit selbst überprüfen und korrigieren können.“ Echtzeitinfos über unseren Körper, die beispielsweise die Sättigung des Blutes angeben und würde ein Wert unterschritten, dann käme der Hinweis zum Arzt zu gehen. Die Vorhersage von Krankheiten sei aufgrund der vielen statistischen Daten heute schon möglich. „Das alles ist Regressionsanalytik“, so Christian Baudis.

Wie kann aber nun Künstliche Intelligenz in den Unternehmen eingeführt werden? „Der Chef muss Lust darauf haben und idealerweise wird ein kleines Projektteam im Unternehmen gebildet. Darüber hinaus empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit den regionalen Fachhochschulen und Universitäten.“ Auch rät der Digitalunternehmer zum Einsatz und zur Einbindung von Werkstudenten.

Bei der anschließenden Fragerunde zeigten sich die Volksbank-Gäste neugierig und interessiert. Auf die Frage, ob denn die Bank der Zukunft auch vollständig digitalisiert würde und nur noch online erreichbar sei, gab Vorstand Michael Griese die gute Nachricht zum Schluss: „Wir sind und bleiben eine waschechte Regionalbank. Die Volksbank Sauerland wird auch weiterhin vor Ort beraten und die Chancen der Digitalisierung weiter nutzen. Wir fördern unsere Mitglieder und die Region.“ Baudis ermutigte das Publikum abschließend auf dem Weg in die nächste Epoche des digitalen Zeitalters nachdem 2007 das erste Smartphone auf den Markt kam: „Lasst es uns einfach machen. Habt keine Angst vor dem Thema.“