Vierbeinige Lebensretter in Notlagen

BRH Rettungshundestaffel e.V.

Quelle: Kai Uwe Gries

Die BRH Rettungshundestaffel e.V. rückt jährlich zu über 200 Einsätzen aus

Das Ahrtal im Juli 2021. Verheerende Regenfälle verursachten eine der schwersten Flutkatastrophen Deutschlands. Rund um die Uhr waren Helferinnen und Helfer im Einsatz, um Verschüttete zu retten und sie aus den Trümmern zu bergen. Unter ihnen die tierischen Retter der BRH Rettungshundestaffel Südwestfalen e.V., die gemeinsam mit ihren Hundeführern unermüdlich nach Überlebenden suchen. Nicht selten gelingt es den Vierbeinern, Vermisste zwischen den Trümmern aufzuspüren und ihnen das Leben zu retten. Ob bei der Suche nach vermissten Personen im Wald, in schwer zugänglichem Gelände oder in urbanen Trümmerfeldern – die Hunde und ihre Hundeführer sind auf vielfältige Notlagen spezialisiert. Ihre Ausbildung ist anspruchsvoll, zeitintensiv und erfordert sowohl von den Haltern als auch von den Vierbeinern ein hohes Maß an Engagement. Die Belohnung? Der unbezahlbare Moment, wenn durch ihren Einsatz ein Leben gerettet werden kann.

Es nieselt leicht, der Nebel hängt in den Oedinger Bergen. Ein typischer Sonntagmorgen im winterlichen Sauerland. Die 27-jährige Anna hat sich aus Köln auf den Weg zum Gelände der alten Kaserne in Lennestadt gemacht. Begleitet wird sie von ihrem Freund Tim und ihrer Hündin Lotta, einem zweijährigen Golden Retriever. „Ich habe durch Tim von der Rettungshundestaffel erfahren. Seine Eltern sind schon seit 20 Jahren Mitglied und haben uns schon oft vom abwechslungsreichen Training, von den lebensrettenden Einsätzen und der tollen Gemeinschaft erzählt“, berichtet die Elektroingenieurin von ihrer Motivation, sich der Rettungshundestaffel anzuschließen. „Ich mag es, mit Hunden zu arbeiten, und bin gern unter Gleichgesinnten.

Heute bin ich schon zum vierten Mal hier.“ Auch Tim, der selbst keinen Hund besitzt, hat eine Möglichkeit gefunden, sich einzubringen. Mit seiner Begeisterung für Technik unterstützt er die Staffel und trägt so ebenfalls zum Erfolg der wichtigen Arbeit bei. 

Sinnstiftendes Hobby in einer starken Gemeinschaft

So wie Anna und Tim fand auch Kai Uwe Gries vor 20 Jahren seinen Weg zur BRH Rettungshundestaffel Südwestfalen e.V. Mittlerweile ist der Polizeibeamte aus Plettenberg Ausbildungsleiter im Verein und verantwortlich für die Trainings und Einsätze. „Ich habe mich damals sofort im Verein heimisch gefühlt, wir haben eine großartige Gemeinschaft und verbringen gemeinsam eine tolle Zeit in diesem sinnstiftenden Hobby“, erzählt Kai Uwe Gries vom Vereinsleben. Auch seine Frau ist Mitglied im Verein. Ihr Hund Rübe wird zum Flächensuchhund ausgebildet.

„Wir treffen uns jeden Sonntag, um gemeinsam zu trainieren. Da viele unserer 42 Mitglieder von auswärts kommen, zum Beispiel auch aus Oberhausen oder Köln, ist dieser Tag ideal. Mit unseren acht zertifizierten Ausbildern schulen wir Hund und Halter in verschiedenen Bereichen. Das macht wahnsinnig viel Spaß, erfordert aber auch viel Zeit und Arbeit, damit die Teams wirklich einsatzfähig sind. Wir trainieren für die Einsätze und nicht aus sportlichen Gründen, das ist uns sehr wichtig“, betont er. 

Einsatzbereiche der Rettungshunde

In der Rettungshundestaffel gibt es die Bereiche Flächensuche, Trümmersuche und Mantrailing. Darüber hinaus sind einige Hunde auf die Wasserortung spezialisiert. Bei der Flächensuche durchsuchen die Tiere jegliches Gelände, dabei stellen weder dichter Bewuchs noch steilabfallende Hänge ein Hindernis dar. Trümmersuchhunde kommen beispielweise nach Gebäudeeinstürzen, schweren Stürmen oder Erdbeben zum Einsatz. Laut Bundesverband Rettungshunde sind diese Tiere „unbeeindruckt von lauten Umgebungsgeräuschen, unangenehmen Gerüchen und Menschenmengen und konzentrieren sich zuverlässig auf ihre Arbeit“. Die Mantrailer sind Spezialisten für das Verfolgen individueller Spuren. Sie können die Gerüche einzelner Menschen differenzieren und die Spur eines Menschen anhand kleinster Zellen verfolgen. 

Mit feinem Näschen und Nervenstärke zum Rettungshund

Prinzipiell ist jede Hunderasse für den Einsatz in einer solchen Staffel geeignet, so beispielsweise auch Annas Golden Retriever. Sie macht einen ausgeglichenen, nervenstarken und wenig ängstlichen Eindruck. Das sind wichtige Eigenschaften für einen Rettungshund.

RettungshundQuelle: Kai Uwe Gries

Der Ausbildungsleiter erläutert: „Wenn sich Menschen für unsere Arbeit interessieren und aktiv daran teilnehmen möchten, absolvieren sie einige Probetrainings bei uns. Wir schauen uns den Hund und natürlich den Halter genau an, ob sie für die Rettungshundestaffel geeignet sind und welcher Bereich ihnen liegen könnte.“ Die Mitgliedschaft erfordert ein hohes Maß an Engagement: „Wir trainieren jeden Sonntag, dazu kommen Seminare und Lehrgänge, beispielsweise zur Ersten Hilfe an Mensch und Hund.“ Die Ausbildung zum Rettungshundeteam dauert etwa ein bis zwei Jahre und schließt mit einer anspruchsvollen Prüfung ab.

Diese muss anschließend jedes Jahr erneut absolviert werden, um die Einsatzfähigkeit sicherzustellen. Um Einsätze realisieren zu können, sind Übungen in großen Waldgebieten unerlässlich. „Das ist zurzeit unsere größte Herausforderung. Wir suchen Waldflächen, auf denen wir ein- bis zweimal im Jahr trainieren können, um unsere Teams auf lebensrettende Einsätze vorzubereiten. Jeder Waldbesitzer, der uns sein Gelände zur Verfügung stellt, hilft uns enorm.“

GPS und Drohnen als technische Unterstützung

Mittlerweile ist es dämmerig geworden. Anna, Tim und Kai Uwe setzen sich zusammen, um den weiteren Weg zu besprechen. „Lotta hat einen hervorragenden Geruchssinn, ist sehr aufmerksam und lernfähig“, lobt sie der Ausbildungsleiter der Rettungshundestaffel. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie wie meine Hündin Möhre im Mantrailing eingesetzt werden könnte.“ Anna freut sich. Auch sie kann sich diese Spezialisierung gut vorstellen. „Tim, du als Technikexperte, hättest du nicht Lust, unsere Staffel bei der Drohnenarbeit und die Suchtrupps mit dem hochmodernen GPS-Gerät zu unterstützen? Diese Technik kommt nicht nur bei Rettungseinsätzen zum Einsatz, sondern wird auch bei Aktionen wie der Kitzrettung für Jäger und Landwirte genutzt.“ Tim gefällt die Möglichkeit, mit seinem technischen Wissen einen wertvollen Beitrag zum Team zu leisten.

„Wir haben im Schnitt pro Jahr etwa 250 Einsätze im Sauerland und auch darüber hinaus. Dabei suchen wir unter anderem nach verschwundenen Kindern, spüren vermisste Personen wie orientierungslose Senioren auf, helfen bei der Unfallaufklärung oder unterstützen die Polizei bei großflächigen Waldsuchen. Dabei sind all unsere Einsätze kostenlos. Wir finanzieren uns rein spendenbasiert“, beschreibt Kai Uwe die Einsätze. Der wahre Lohn für diese Arbeit lässt sich jedoch nicht in Geld messen. „Wenn wir eine vermisste Person lebend finden und ihr das Leben retten können, ist das ein unbeschreibliches Gefühl.“ Doch auch falls ein Einsatz nicht so positiv verläuft und es zu belastenden Ereignissen kommt, sind die Mitglieder nicht auf sich allein gestellt. „Jeder kann sich auf jeden verlassen. Wir unterstützen uns gegenseitig und sprechen viel miteinander, um die Ereignisse zu verarbeiten.“

Anna, Tim und Lotta freuen sich auf ihren ersten Einsatz und die bevorstehende Zeit in der Rettungshundestaffel. Ihr Engagement ist bewundernswert, und vielleicht werden sie eines Tages Leben retten. Hoffen wir, dass wir ihre Hilfe niemals benötigen – und falls doch, können wir sicher sein: Auf die BRH Rettungshundestaffel Südwestfalen e.V. ist Verlass.