Verständnis für das Freischneiden von Wald- und Wirtschaftswegen

Wald und Wege

Eine Runde Spazieren gehen zählt ohne Zweifel zu unseren schönsten und angenehmsten Freizeitbeschäftigungen. Meist muss man nur ein paar Meter aus dem Dorf oder der Stadt hinausgehen und schon stehen einem alle Wege offen. So soll es sein. Wandern durch Flur und Feld, über geteerte, geschotterte, befestigte und unbefestigte Wege. Entlang von Wäldern, Böschungen, Gräben und zugewachsenen Hängen.

Die meisten Waldwege gehören sogenannten TGs, das sind Teilnehmergemeinschaften von Landwirten und Waldbesitzern, die an diesen Wegen ihre Wiesen, Felder und Wälder liegen haben. Für die Bewirtschaftung der land- und forstwirtschaftlichen Flächen sind diese Wege vor allem gemacht und müssen daher gewisse Breiten, zum Beispiel für große Maschinen und Holzlaster sowie die Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge haben. Und sie müssen regelmäßig von zu dicht am Rand des Weges überstehenden Bäumen und Büschen bis zur Höhe großer Trecker, Maschinen und Holztransporter freigeschnitten werden. Diese, nicht nur zwingend erforderlichen, sondern auch für die Vielfalt der Bäume und Sträucher wichtige Arbeit, gerät immer wieder, und dies in den vergangenen Jahren verstärkt, in die Kritik.

Wenn Bäume sprechen könnten

So mancher Natur- und Wanderfreund oder so manche Natur- und Wanderfreundin hat sich in seinen oder ihren täglichen Wanderweg regelrecht verliebt. Mann oder Frau kennt fast jeden Strauch und nimmt auf einmal wahr, dass das verwunschene Gebüsch radikal mit grobem Werkzeug kurz rasiert wurde. Nicht wenige dieser Naturbegeisterten scheinen zu spüren und zu hören, wie die kahl rasierten Bäume und Büsche vor Schmerzen schreien. In ihnen steigt Wut auf, die sie unmittelbar an dem fleißigen Waldarbeiter auslassen, der gerade mit modernen Schlegelgeräten das dichte Dornengebüsch und die überwuchernden Bäume und Sträucher auf das erforderliche Maß zurückschneidet. Naturfrevel und eine Schande sei das, was da mit dem schönen Kleinod in der Natur gemacht würde. Der Streit zwischen den wandernden Naturfreunden und den in der Natur arbeitenden Forstleuten näherte sich zunehmend einer nächsten Eskalationsstufe. Für die beauftragten Fachleute ein naheliegender Grund ihren Auftraggebern zu sagen, dass sie keine Lust mehr hätten, sich von pöbelnden Wanderern anschnauzen zu lassen.

Hubertus Grießner, zuständiger Mitarbeiter des Regionalforstamtes Oberes Sauerland für die Forstbetriebsgemeinschaft FBG Fleckenberg, hat regelmäßig mit den Beschwerden von aufgeregten Bürgerinnen und Bürgern zu tun. Laut und nicht selten unsachlich beschweren sich diese über das Freischneiden der Wegesränder. „Da werden die Mitarbeiter manchmal mit Äußerungen und Beschimpfungen angegangen, die strafbare Beleidigungen sind. Und das geht einfach zu weit“, sagt der Forstexperte. Frank Rosenkranz, der Leiter des Regionalforstamtes ergänzt: „Wir verstehen, dass sich Menschen darüber ärgern, wenn sich der Weg für den täglichen Spaziergang über Nacht so radikal verändert. Doch die Freischneidearbeiten sind nicht nur aus Gründen der Wegesicherung, sondern auch aus Gründen des Naturschutzes sehr wichtig. Eine freigeschnittene Hecke wird wieder für viele Vögel als Schutz- und Nistraum interessant. Ich bin aber auch der Meinung, dass wir in Zukunft diese Arbeiten den Bürgerinnen und Bürgern, vor allem den unmittelbar dadurch Betroffenen frühzeitiger erklären müssen.“

Die Arbeiten frühzeitig bekanntgeben und erklären

Beim Pressetermin am Donnerstag dieser Woche, unweit der Werper Höhe und dem Bauernhof Gilsbach, konnte Werner Osebold von der TG (Teilnehmergemeinschaft) am Beispiel eines häufig benutzten Weges zeigen, welche Arbeiten vor kurzem dort erfolgten und bei Wanderern für Unmut gesorgt hatten. „Der Weg war so zugewachsen, dass die großen Maschinen und LKWs nicht mehr auf dem Weg bleiben konnten und auf die Fahrbahnkante ausweichen mussten und diese dadurch erheblich beschädigt wurde. Über kurz oder lang wäre der Weg auf einer Strecke von mehreren hundert Metern so stark beschädigt gewesen, dass wir ihn hätten aufwendig reparieren müssen“, erläutert der Vorsitzende der TG. „Die Kosten für die Wegeerstellung und -erhaltung müssen überwiegend von den Anliegern und Besitzern der landwirtschaftlichen Flächen und der angrenzenden Wälder erbracht werden.“

Einig sind sich die drei Forstfachleute, dass in Zukunft früher und besser über die notwendigen Freischneidearbeiten informiert werden soll. „Es ist gut, dass sich immer mehr Menschen für unseren Wald und die Natur interessieren. Dazu gehört auch das Verständnis für die Tätigkeiten, die für die Erhaltung einer Kulturlandschaft, wie unsere Wälder erforderlich sind“, bekräftigt Frank Rosenkranz.

Zum Foto: Standen Rede und Antwort: Frank Rosenkranz, Praktikantin Clara Heinemann, Hubertus Greißner und Werner Osebold (von links nach rechts) –