In der Kleingartenanlage Neheim trifft deutsche Tradition auf internationales Flair
Wie ein kleines Paradies für Hobbygärtner erstreckt sich die Neheimer Kleingartenanlage auf dem Wiedenberg. Mit Blick auf den Neheimer Dom, auf Wald und Flur trifft wohl ein Spruch auf dieses gemütliche Kleinod besonders zu: „Der kürzeste Weg in den Urlaub ist der Weg in den Garten.“
Gekleidet mit grüner Latzhose, rotem Shirt und schwarzen Stiefeln, in der linken Hand den beigen Strohhut zum Gruße ausgestreckt und den rechten Arm lässig auf der mit Erde bedeckten Schaufel abgestützt – dieses fidele „Männchen“ begrüßt alle Hobbygärtner am Eingang der Kleingartenanlage. So wie die Figur, die an dem gelben Vereinsheim angebracht ist, stellt man sich wohl den perfekten Gärtner vor: voller Tatendrang und ohne Scheu vor ein bisschen „Maloche“ und Dreck. „Die meisten, die hier eine Parzelle haben, sind schon passionierte Hobbygärtner“, betont der erste Vorsitzende Manfred Ewald, der sich selbst natürlich auch dazu zählt. Seit nunmehr 30 Jahren lebt und liebt der Neheimer das Kleingärtnertum. „Ich experimentiere gerne. Letztes Jahr habe ich zum Beispiel die Birnenmelone angepflanzt“, sagt er stolz. Ob die Früchte nun nach Birne oder nach Melone geschmeckt haben, kann der sympathische Vorsitzende gar nicht so genau sagen. „Süß, das waren sie wohl.“ Exotische Früchte, viel Grün: „Urlaub im eigenen Garten sozusagen.“
Ein bisschen Spießigkeit muss sein
Hauptsächlich werden auf den insgesamt 74 Parzellen aber bekannte Gemüsesorten und Früchte angebaut. „Kartoffeln, Erdbeeren und Kohl sind sehr beliebt, aber auch rote Beete und Sauerampfer“, erklärt Ewald. Trotz ähnlicher Vorlieben beim Anpflanzen zeigen sich bei der Gestaltung der Gärten viele eigene Stile. Die einen akkurat angelegt, die anderen etwas wilder geplant. Auch bei den Lauben gibt es eine bunte Vielfalt: Ob urige Holzhütten oder massive Häuschen aus Stein – jedes Gebäude versprüht seinen eigenen Charme. Und was wäre ein deutscher Schrebergarten ohne die ein oder anderen Gartenzwerge? Etwas Spießigkeit muss sein. „Es gibt natürlich auch gewisse Regeln hier“ Typisch deutsch eben. „Die Häuschen dürfen Fünf Meter mal 3,5 Meter, sprich 17,5 Quadratmeter, groß sein. Ein Drittel der Fläche muss bewirtschaftet werden, ein Drittel muss Wiese sein und das letzte Drittel steht für die Laube zur Verfügung“, erklärt Ewald, der das „Kleingartengesetz“ stets bewacht. „Ich laufe durch die Anlage und schaue natürlich nach dem Rechten. Auch die Einhaltung der Ruhezeiten kontrolliere ich, ein bisschen wie ein Sheriff. Das muss ja sein“, sagt er mit einem Augenzwinkern.
Viele Kleingärtner mit Migrationshintergrund
Was nach waschechter deutscher Manier klingt, ist aber letztendlich weniger deutsch als mancher denken mag. „Über 50 Prozent der Kleingärtner haben einen Migrationshintergrund. Unter anderem sind viele Mitglieder Russlanddeutsche. Die haben übrigens einen besonders grünen Daumen“, lacht der passionierte Kleingärtner. Auch Griechen und Syrer erfreuen sich an der deutschen Behaglichkeit.
Wer auch Lust auf Vereinsleben, Gartenarbeit und ein bisschen Multikulti hat, muss zurzeit Geduld mitbringen: „Es kommt nicht so oft vor, dass jemand seinen Kleingarten verkauft. Wer einmal einen hat, der möchte ihn natürlich ohne triftigen Grund nicht aufgeben“, so Ewald abschließend.