Unwort des Monats: „Unwies“

Quelle: LWL/Adolf Risse

Bei einem solchen Hochwasser, wie zwischen 1950 und 1970 in Münster-Nienberge, muss zuvor „unwies Weer“ geherrscht haben.
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Westfalen-Lippe (lwl). Das Eigenschaftswort „unwies“ bedeutet „dumm, töricht, verrückt“. Die direkte Übersetzung ins Hochdeutsche würde „unweise“ lauten. „Dän laot doch kören, dat es en unwiesen Keerl“ (Den lass doch reden, das ist ein verrückter Kerl) heißt es in Minden, wenn jemand unkluge Aussagen trifft. Welche Bedeutung das Wort des Monats Oktober noch mit sich bringt, wissen die Sprachwissenschaftler:innen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

„Häufig wird ‚unwies‘ nicht als Adjektiv, also Eigenschaftswort, sondern als Verstärkung eines Adjektivs oder Verbs verwendet“, weiß Friedel Helga Roolfs von der Kommission für Mundart- und Namenforschung beim LWL. Dies zeigt auch ein Beleg aus Minden, in dem es heißt „Däi Junge schall inn’e Scheole jo unwiese kleok sien“ (Der Junge soll in der Schule ja sehr klug sein). 

„Dies ist jedoch nicht nur ein niederdeutsches Phänomen“, so Roolfs. „Auch im Hochdeutschen gibt es Adjektive, die eine negative Bedeutung haben. Werden die Wörter hingegen als Verstärkung verwendet, kehrt sich die Bedeutung in eine positive Bewertung um.“ Beispiele dafür sind die Worte „unheimlich“ oder „fürchterlich“. So gibt es „unwies Weer“ („fürchterliches Wetter“), aber auch „unwies schäün Weer“ („unheimlich schönes Wetter“).