In Wenholthausen ist der Tourismus seit mehr als 100 Jahren dokumentiert. Durch die Eröffnung der Bahnlinie 1911 wurde der Fremdenverkehr zu einem großen wirtschaftlichen Faktor im Wennetal. Die Anerkennung als Luftkurort und die Teilnahme an den Wettbewerben „Unser Dorf soll schöner werden“, die letztlich mit einer Goldmedaille auf Landesebene belohnt wurde, zeigen den hohen Anspruch und Einsatz der „Hölter“ für ihr Dorf. Auch heute noch hat der Tourismus große Bedeutung für den Esloher Ortsteil. Durch den Ort verläuft der Sauerland Höhenflug, immerhin als Qualitätsweg „Wanderbares Deutschland“ zertifiziert, und so nimmt es nicht wunder, dass Wenholthausen zu den Sauerland Wanderdörfern gehört.
Seit Jahren plante der Heimatverein, für Einheimische und Touristen an markanten Gebäuden sogenannte „Geschichtssteine“ aufzustellen. Ziel sollte sein, Wenholthauser (= „Hölter“) Geschichte und Geschichten sichtbar zu machen. Auf diesen Steinen sollten dann entsprechende Informationstafeln angebracht werden. Doch wie sollte diese Idee umgesetzt werden? 2019 wurde der rührige Albert Nagel, unter anderem in der Flüchtlingshilfe und als SGV-Wanderführer ehrenamtlich im Einsatz, durch einen Besuch der Heimatministerin Ina Scharrenbach in Wenholthausen auf die Fördermöglichkeiten des Ministeriums, wie den Heimatscheck, aufmerksam. Jener ist mit jeweils 2.000,- Euro dotiert, der Antrag ist unkompliziert bei der Bezirksregierung zu stellen. Nach Gesprächen mit weiteren „Mitspielern“ reifte im Heimatverein schließlich die Überlegung, das lang schlummernde Projekt „Geschichtssteine“ anzugehen.
Auch der Förderverein der katholischen Kirche St. Cäcilia und der Wenholthauser Verkehrsverein fanden Gefallen an den „Geschichtssteinen“, so dass letztendlich sowohl profane als auch sakrale „Dorfgeschichte“ dargestellt und vermittelt werden sollte. Der Förderverein der katholischen Kirche St. C cilia durfte sich 2020 über einen Heimatscheck freuen – und die Sache nahm nun vehement Fahrt auf. Der Verkehrsverein wollte und sollte auch mitmachen, aber auf der Basis „Selbstzahler“. Im Klartext: Auch gastronomische Betriebe und andere Gewerbetreibende, die in historischen Gebäuden ihr Domizil haben, bekamen einen „Geschichtsstein“ im einheitlichen „Hölter“ Layout. So kamen mehr als 50 „Geschichtssteine“ zusammen, die sich von Oesterberge über die Markshöhe und dem jüdischen Friedhof bis zum Rittergut Haus Blessenohl verteilen – und die in ihrer Gesamtheit den neuen „Hölter Geschichtspfad“ bilden.
So ging es frisch ans Werk und nach und nach kamen immer neue Aspekte hinzu: Es ging längst nicht mehr „nur“ um historische Gebäude, sondern auch um die Homert, die Wenne als Namensgeberin für das gesamte Tal, um die Eisenbahn und den Bahnhof, die es längst nicht mehr gibt, um die Caritas, den Chor „Zweiklang“, den Esmecke-Stausee, ein wahres Kleinod zwischen Wenholthausen und Berge. Diese höchst unterschiedlichen Themen machen die besondere Vielfalt des „Hölter Geschichtspfades“ aus: Der Wanderer erfährt auch etwas über den spektakulären Banküberfall, über die Teufelstanne, über den Münzschatz, die Ruhrtal Motoren Werke und über den Lauschgeist, der hoch über dem Dorf, auf dem Gelände vom Gut Habbecke, wacht.
Gegen Ende des Jahres 2020 waren die meisten Texte fertig. Chroniken und „Der Wennetaler“ waren eine wichtige Grundlage der Texte. Auch das Museum Eslohe mit seinen jährlich erscheinenden Museumsnachrichten war eine gute Quelle. Gleichwohl waren intensive Recherchen nötig. Hierbei war besonders Volker Pfeiffer, Stadtheimatpfleger von Meschede, sehr aktiv. Die Gespräche mit alten „Höltern“ wie Günther Zieroth, Josef Gerke, Albert Siebrichhausen sen. und anderen brachten viel „Historisches“ zutage. Auch Albert Bongard, seit über 30 Jahren regelmäßiger Urlaubsgast aus Greven, war ein eifriger Schreiber und Korrektor. Im März trafen die ersten Infotafeln ein und die erste wurde von Albert Nagels „Mannen“ direkt an einem „Geschichtsstein“ nahe der Wennebrücke angebracht. Wegen Corona gab es bisher noch keine „offizielle“ Eröffnung des „Hölter Geschichtspfades“, doch die soll nachgeholt werden, so Initiator Albert Nagel: „Im Sommer oder spätestens im Herbst dieses Jahres, denn schließlich ist der Hölter Geschichtspfad ein beeindruckendes Beispiel dafür, was man erreichen kann, wenn viele mithelfen!“