„Unerhört!“ Bläserphilharmonie Westfalen Winds präsentiert neues Programm in Bad Fredeburg

Quelle: Westfalen Winds

Entrüstung, Erstaunen, Verwunderung: „Unerhört“ kann je nach Kontext ganz unterschiedliche Dinge ausdrücken. Die ganze Bandbreite dieses wandelbaren Ausrufs hat die Bläserphilharmonie Westfalen Winds zur Grundlage für ein besonderes Programm gemacht, welches am 2. November um 15 Uhr im Kurhaus Bad Fredeburg vorgestellt wird. Leckerer Kuchen und frischer Kaffee stehen vor und nach dem Konzert sowie in der Pause bereit!

Für dieses Projekt kehrt ans Dirigentenpult zurück: das Bad Fredeburger Urgestein Uli Schmidt, langjähriger Chefdirigent von Westfalen Winds, leitet das Orchester an diesem Abend. Mit ihm widmet sich das Ensemble Werken, die auf je eigene Weise das „Unerhörte“ in Klang verwandeln – sei es das Unaussprechliche, das Tabu, das noch nie Gehörte oder das politisch Unterdrückte.

Quelle: Westfalen Winds

Jean Balissat – Le Premier Jour

Der Schweizer Komponist Jean Balissat (1936–2007) widmet sich in Le Premier Jour (1993) dem Beginn allen Seins. Inspiriert von der Schöpfungsgeschichte wird der „erste Tag“ musikalisch als Aufbruch aus der Finsternis gedeutet: ein Ruf aus der Tiefe, der sich in strahlendem Licht auflöst. Balissat gelingt ein Werk, das gleichermaßen als sinfonisches Klangbild wie auch als Lobgesang verstanden werden kann – ein bislang unerhörter Anfang.

Robert W. Smith – The Divine Comedy

Eine Reise ins Jenseits: Robert W. Smiths viersätziges Opus basiert auf Dantes Göttlicher Komödie. Von den Schrecken der Hölle über das Fegefeuer bis hin zu den Freuden des Paradieses folgt das Werk der literarischen Vorlage, die bis heute als ein Meilenstein europäischer Dichtung gilt. Mit epischen Orchesterklängen bebildert Smith das monumentale Werk.

Karel Husa – Music for Prague 1968

Kaum ein Werk für sinfonisches Blasorchester ist so eindringlich mit Zeitgeschichte verwoben wie Karel Husas Music for Prague. Im Exil reagierte der tschechische Komponist auf die brutale Niederschlagung des Prager Frühlings in 1968. Husa verarbeitet darin das Streben nach Freiheit und Selbstbestimmung – musikalisch symbolisiert durch ein altes, böhmisches Volkslied, das in unterschiedlicher Gestalt wiederkehrt – mal als flüchtiges Motiv, mal im fantastischen Klangwand. Zwischen Hoffnung und Verzweiflung entfaltet sich ein erschütterndes Zeugnis der politischen Dimension des „Unerhörten“ – als Mahnmal akuter, als man es sich wünschen möchte.

Johan de Meij – La Quintessenza

Am Ende des Programms steht Johan de Meijs La Quintessenza. Ein Versuch mit einem simplen Fünf-Ton-Motiv eine besondere Klangdichtung zu Gehör zu bringen. Wunderbar fragmentarisch und dennoch wohlklingend harmonisch macht die Faszination aus. La Quintessenza lädt dazu ein, die Musik als Geheimnis zu erleben, das sich nie ganz entschlüsseln lässt und damit stets „unerhört“ bleibt.


Mit diesem Programm schlägt Westfalen Winds einen großen Bogen: vom mythischen Ursprung der Welt über eine literarische Vision des Jenseits bis hin zu politischem Widerstand und philosophischer Klangsuche. Ein intensives Musikerlebnis – herausfordernd, bewegend und im besten Sinne des Wortes: unerhört!

Die Bläserphilharmonie Westfalen Winds führt mehrmals im Jahr Profimusiker und ambitionierte Laien zusammen, um groß angelegte Originalwerke für Sinfonisches Blasorchester einzustudieren. Im Rahmen eines Frühjahrs- und eines Herbstprojektes bespielt das Orchester Konzertsäle im nordrhein-westfälischen Raum, zuletzt etwa das Kulturhaus Lüdenscheid und die Stadthalle Meinerzhagen. Außerdem gestaltet Westfalen Winds u. a. traditionell das Neujahrskonzert der Stadt Wetter (Ruhr).

Gegründet im Jahr 1996 in Bad Fredeburg steuert die Bläserphilharmonie auf ihr 30-jähriges Bestehen zu – Infos zu den musikalischen Highlights des Jubiläumsjahres, Terminen und Ticktes folgen in Kürze auf westfalen-winds.de, Instagram und Facebook.

Text: Robin Gerke

Quelle: Westfalen Winds