Und allem Anfang wohnt ein Zauber inne….

Es ist Frühjahr…nach Schnee und Eis. Unser Garten erwacht zum Leben. 

Die Beschäftigung mit Erde und Pflanzen 
kann der Seele eine ähnliche Entlastung und Ruhe geben 
wie die Meditation.“ 
Hermann Hesse 

Hinter unserem Haus liegt der Garten. Irgendwie ein Naturgarten mit wenig gärtnerischen Eingriffen unsererseits. Seit mehr als dreißig Jahren erleben wir hier im Frühjahr, wie der Garten nach dem Winter, zu neuem Leben erwacht. Immer haben wir es wie selbstverständlich hingenommen. Es war einfach so. Doch dieses Jahr ist anders.  

Eis, Schnee, bittere Kälte und ein tückisches Virus dazu 

Um meine Stimmung in diesem besonderen Frühjahr zu beschreiben. Gemischte Gefühle. Nicht besonders euphorisch, aber auch nicht besonders melancholisch. Irgendwo dazwischen. Etwas müde hinsichtlich der ständigen, warnenden Berichterstattung und dem damit verbundenen radikalen Rückzug in das absolut Private. Da bemerke ich an mir, dass ich unseren Garten mit neuen Augen betrachte. Ich nehme ihn mehr und mehr wahr. Mit allen Sinnen. Und das ist spannend. 

Viel Raum für das eigene Ich 

Es sind etwa 60 Meter vom Haus bis an die Grundstücksgrenze. Ein gut ausgebauter Weg führt, am steinernen Gartenhaus vorbei, bis an den Zaun. Hin und zurück habe ich schon 120 Meter zurückgelegt. In bester Luft und in der Gesellschaft von Bäumen, Büschen und vielen weiteren Pflanzen. Immer ist da etwas zu sehen, das den Augen guttut. Viel Grün ist in diesem Garten. Alles verändert sich in relativ kurzer Zeit. Nur noch wenige Schneereste. Der Winter ist also geschafft. Alles ist nun auf Veränderung angelegt. Der Garten erfindet sich dabei immer wieder neu.  

Ein höherer Wille lenkt wohl das Grün 

Der Mensch ist in so einem Naturgarten für den Ablauf eigentlich überhaupt nicht wichtig. Das ist ja mal eine tröstliche Vorstellung. Und kommt auch meinem eigenen Naturell überaus entgegen. Alles wächst und vergeht auch ohne mich. Die Natur befindet sich in einem ständigen Wandel und die Erkenntnis darüber ist wohl der Schlüssel zu ihrem Verständnis. Wachstum und Zerfall. In ewiger Folge.  

Der Mensch partizipiert besonders vom Geschehen 

Dafür partizipiert der Gartenfreund im Gegenzug umso mehr vom Geschehen. Erntet die Früchte von Baum und Strauch, atmet die gute Luft, wandelt beseelt und froh zwischen all dem Grün umher. Und freut sich seines Lebens. Gerade in diesen schwierigen Zeiten ist das Balsam für die Seele und wichtiger denn je. 

Ein neues Gefühl für den Garten stellt sich ein 

Ich habe mir daher ab diesem Jahr vorgenommen noch behutsamer in den Ablauf des Gartenjahres einzugreifen. Dafür mehr schauen, wahrnehmen und nur dort, wo es erforderlich ist, vielleicht kleinere Korrekturen vorzunehmen. Mich dabei umso mehr überraschen lassen, wie der Garten sich ständig verändert.  

Ein guter Ort zum Leben 

Einfach nur mal im Garten sitzen, schauen und genießen. Das sollte es sein. Ein guter Ort zum Leben. Ohne Radio, Fernsehen, Instagramm, Mobiltelefon, Facebook, Netflix, WhatsApp & Co. 
Vielleicht ist dies EIN Weg aus der Krise. Leben aus erster Hand. Ein Anfang ist gemacht.