Über den Wolken…

Josef Sommer aus Brilon und sein himmlisches Hobby

Ein Hobby wird mit viel Bedacht gewählt und begleitet einen oft ein Leben lang. Es geht nicht darum, die Zeit „totzuschlagen“, sondern in eine andere Welt abzutauchen und eigene Ideen und Träume verwirklichen zu können.

Der knallgelbe Motorflieger, eine Wilga 35, schraubt sich hoch in den blauen Himmel und setzt dort mehrere Fallschirmspringer ab. Deren regenbogenbunte Schirme öffnen sich und die Springer steuern mit Armen und Beinen, bis sie schließlich punktgenau auf der markierten Fläche am Boden landen. „Perfekte Landung, so soll’s sein!“ freut sich Josef Sommer. Der 71-jährige Briloner ist Modellbauer aus Leidenschaft. Was wir hier gerade erlebt haben, war wie bei den Großen, nur eben „en miniature“. 

Bereits drei Mal war Josef Sommer Deutscher Meister mit seinem Fallschirmspringer-Modell. Seine Werkstatt könnte voller Pokale stehen, aber er ist zu bescheiden, sie alle dort auszustellen. Ich sehe mir seinen Fallschirmspringer genauer an und bin begeistert von den vielen liebevoll gefertigten Details, wie dem handgenähten Schirm. Die absolute Krönung sind die maßgefertigten Ledersprungstiefel, die in mühevoller Handarbeit entstanden. „Schließlich bin ich gelernter Orthopädieschuhmachermeister“ erklärt Josef Sommer und lacht. „Daher war mir dieses Tüpfelchen auf dem „i“ ein besonderes Anliegen!“ 

Wie der Vater, so der Sohn… 

Von seinem Vater hat er übrigens nicht nur Beruf und Geschäft übernommen (das ehemalige Orthopädiehaus Sommer in Brilon), sondern auch die Liebe zum Modellsport, das die ganze  Familie teilte. „Als ich ein kleiner Junge war, war die Technik noch nicht so weit entwickelt. Aber im Rahmen des Möglichen haben wir unser Hobby betrieben,“ erinnert er sich. „Da meinem Vater das Bauen mehr lag als das nervenaufreibende Fliegen (da kann es schon mal schnell zum Absturz kommen), durfte ich schon früh die selbstgebauten Modelle fliegen.“ 

Ferngesteuerte Segelflieger, Motorflugzeuge, Fallschirmspringer und auch diverse Hubschrauber sind in Josef Sommers gut bestückter Werkstatt zu finden. Viele davon sind selbst gebaut, denn das ist Modellbauer-Ehre! Alle benötigten Werkzeuge liegen übersichtlich griffbereit und, wie ich finde, sehr ordentlich parat. „Na ja, so ordentlich nun auch nicht“, meint Josef Sommer und zeigt  augenzwinkernd auf das Schild an seiner Wand: „Geniale Menschen sind selten ordentlich. Ordentliche selten genial.“ 

Allein in der Werkstatt, zusammen auf dem Flugplatz 

An den Werkstattmaschinen befinden sich schon wieder neue Modellbauteile, die gerade in Arbeit sind. Wirklich fertig ist man als Modellbauer ohnehin nie, dafür kann man aber herrlich abschalten beim Bauen. Natürlich gibt es aber auch Zeit für Geselligkeit und fachlichen Austausch mit Gleichgesinnten, sofern Corona das erlaubt. Josef Sommer gehört zu den Gründungsmitgliedern des Modellflug-Clubs Brilon, der kommendes Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiern kann. 

„Technik faszinierte mich schon immer“, so Sommer, der auch gerne Ski fährt, wandert oder mit dem Mountainbike unterwegs ist. „Früher war die größte Angst, dass es aufgrund der nicht ausgereiften Technik zu Abstürzen kommt. Heute liegt das Problem eher „zwischen den​ Ohren“, denn man muss 100%ig konzentriert sein beim Fliegen“, verrät er mir. „Ich habe mich auch erst langsam an Loopings und Rollen mit meinen Kunstfliegern herangetastet, aber nach und nach wird man mutiger,“ ergänzt er verschmitzt und am Strahlen seiner Augen erkennt man die Liebe zu seinem Hobby und seine Begeisterung fürs Fliegen.​