Über 40 Jahre alt und kein bisschen (Kultur)-müde:

der Werkkreis Kultur Meschede

Text: Markus Weber

Foto: Gregor Lange

Schon seit 1979 ist der älteste noch existierende Kleinkunstveranstalter des Sauerlandes im Rahmen der Kulturförderung unterwegs. Zeit für WOLL, sich den „Werkkreis Kultur Meschede“ einmal genauer anzusehen.

Josef Lödige, 1. Vorsitzender des Werkkreises Kultur Meschede, ist neu im Sauerland. Na ja, „neu“ nur nach strengem, hiesigem Maßstab. Er wohnt nämlich seit fast einem Vierteljahrhundert unweit des Hennesee-Staudamms. Neu ist aber sein Ehrenamt als 1. Vorsitzender des „WKM“, dessen Vereinszweck laut Satzung „die kulturelle Arbeit auf dem Gebiet von Kindertheater, Kinderliteratur, Rock, Folk, Weltmusik, Blues, Jazz, Liedermacher, Matineen, Literatur, alternatives Theater etc.“ ist.

Wert legt der WKM darauf, dass „hand- und selbstgemachte Musik“ dargeboten wird, also eher nicht elektronisch erzeugte oder von berühmten Vorbildern „gecoverte“ Musik.

Beispiele für erfolgreiche WKM-Veranstaltungen

Josef Lödige berichtet: „Im November 2019 haben wir das in Meschede altbekannte Festival „Colours of Rock“ zu Gast gehabt.“ Die Veranstaltung, die Meschede bereits in den 90er Jahren mit regionalen Newcomer-Bands „gerockt“ hat, wurde anlässlich des 40-jährigen WKM-Jubiläums mit vier ehemaligen Gruppen („Lucky Strike“, „Fragile“, „Black Forrest Cherry Cake“, „!NCEST“) auf die Bühne gebracht – ein voller Erfolg.

Nur zwei Tage später waren die „Afrika Mamas“ in der Evangelischen Christuskirche zu Gast, Sängerinnen aus Südafrika, der Volksgruppe der Zulus zugehörig. Die alleinerziehenden Mütter mit insgesamt elf Kindern thematisieren in ihren Gesängen ihre sozialen Erfahrungen aus der von Männern dominierten Welt, sie setzen sich für Gleichberechtigung ein – und dies vehement. „Tolle Solostimmen, unbändige Lebensfreude, es wird geklatscht, gepfiffen, mit der Zunge geschnalzt“, so stand es schon im Programmheft.

Etwas intimer ging es dann in der Rockkneipe „Tröte“ zu, in der man „Manu Lanvin & the Devil Blues“ begrüßen durfte, alter Deltablues mit frischem Classic-Rock-Elementen vom „charmanten Rauhbein“ Lanvin, der ein Busenfreund von Superstar Johnny Halliday war, unwiderstehlich dargeboten… Was für ein Kontrastprogramm!

Wer nun auf den Geschmack gekommen ist: Der Werkkreis Kultur holt im Frühjahr 2020 einen vielfach preisgekrönten Star der Liedermacherszene nach Meschede. Jemanden, der seit Jahrzehnten auch als Schauspieler, Autor und Komponist erfolgreich ist. Und der für sein politisches Engagement 2018 eine Gastprofessur für Sozialwissenschaften an der Uni Koblenz erhalten hat. Die Rede ist von Konstantin Wecker. Am 14.05.2020 wird er sein neues Programm „Solo zu zweit“ zusammen mit Jo Barnikel in der Stadthalle Meschede präsentieren.        

„Natürlich“, so Josef Lödige, „birgt eine so große Veranstaltung immer auch ein gewisses Risiko. Auf den Punkt gebracht, stellt sich die Frage: Kriegen wir die Stadthalle voll oder nicht…? Wir sind daher froh, Unterstützung von Seiten der Sparkasse „Mitten im Sauerland“ und vor allem auch vom Kulturamt der Stadt Meschede zu erfahren. Mit dem Kulturamt verbindet uns ja eine langjährige, fruchtbare Zusammenarbeit, die wir vielleicht in Zukunft sogar noch ausweiten können!“

Denn: Der Verein mit seinen aktuell acht Vorstandsmitgliedern stellt pro Jahr circa sechs, teilweise große (und großartige) Veranstaltungen auf die Beine. „Wir sind hierbei für alles, was mit den Events zusammenhängt, zuständig“, betont Lödige, „Wir stellen den Kontakt zum Künstler her, mieten die Stadthalle (oder eine andere Location), kümmern uns um das Sicherheits- und Thekenpersonal, das Catering…“         

Auf Nachwuchssuche

40 Jahre besteht der Werkkreis nun. Und nach dem Willen der Macher soll es auch noch viele Jahre weitergehen mit der ehrenamtlich organisierten Kultur in Meschede. Allerdings sind einige der Mitglieder – auch im Vorstand – inzwischen längst im Rentenalter angekommen. Daher werden Josef Lödige und seine Vorstandskollegen Christiane Arens, Jürgen Alliger und Josef Grewe in diesem Jahr aktiv auf Nachwuchssuche gehen.

Hierbei geht es nicht darum, Jugendliche in ihrer ohnehin knapp bemessenen Freizeit zu regelmäßigen Terminen zu verpflichten. Vielmehr sollen die Jugendlichen etwas Eigenes machen, selbst ihre Ideen in Projekte einbringen – sei es im Bereich des Jugendtheaters, auf der Kleinkunst- oder der Musikbühne.

„Erste Kontakte zu den Schulen sind geknüpft. Eine Schülerin aus Meschede macht bereits bei der Bochumer Initiative „Theater total“ mit, bei der 30 Jugendliche aus ganz Nordrhein-Westfalen ein Theaterstück einüben. Shakespeares Komödie „Sommernachtstraum“ ist das Thema in diesem Jahr. Am 5. Mai wird „Theater total“ auf seiner NRW-Rundreise in Meschede Halt machen und das Stück aufführen.  

„Generell sind wir offen für alle, die unter unserem Label Kunst und Kultur in Meschede leben möchten. Und wir werden dies auch bei den kommenden Veranstaltungen aktiv kommunizieren“, so Josef Lödige abschließend.    

Bleibt zu hoffen, dass sich noch mehr Leute für das tolle Kulturangebot der Stadt Meschede und des Werkreises Kultur Meschede begeistern, um auch zukünftig derart außergewöhnliche Darbietungen genießen zu können!