Tour-Tipp vom Radprofi Jon Knolle: Der Honselweg

Quelle: Martin Büdenbender

„Ich liebe die steilen Hügel des Sauerlands. Sinnbildlich dafür steht der Honselweg. Kommt mit auf eine Klettereinheit im Lennetal.“

Der rauschende Freilauf, einklickende Pedale. Der Tacho piept. Der Puls steigt. Einmal tief einatmen – und los. Das Rennrad rollt. Die Sonne steht bereits tief. Doch immer noch beißt die Hitze – ein schwacher Wind nimmt ihr die Schwere. Hinter mir liegt der Bahnhof Letmathe. Vor mir eine lange, steile Herausforderung: Der Honselweg.

Persönliches Tor ins Sauerland

3,1 Kilometer. 8,5 Prozent durchschnittliche Steigung. Das sind die nackten Zahlen meines hassgeliebten Anstiegs. Etwa fünf Kilometer westlich von Iserlohn liegt Letmathe. Von hier geht es über 260 Höhenmeter hinauf in das Dorf Veserde. Dort, wo die ersten höheren Bergkämme des Sauerlands beginnen. Aus Unna habe ich etwa 25 Kilometer Anfahrt mit dem Rennrad. Mein persönliches Tor zum Sauerland.

Zweistellige Steigungsprozente

Am Fuß des Berges erstrecken sich weitflächige Werksgelände. Ein breiter Bahnübergang markiert den Anfang des Anstiegs. Ab hier geht es nach einer Rechtslinks-Kurve steil hinauf durchs Wohngebiet. 500 Meter mit über zehn Prozent. Der schmale Weg windet sich hinauf aufs freie Feld. Langsam flacht er ab. Zeit, mich etwas zu erholen. Vereinzelte Bäume. In meinem Rücken öffnet sich das Lennetal. Ein wunderschöner Ausblick auf Letmathe. Für den habe ich jetzt keine Zeit.

Ausblick und Hochebene

Links stehen ein paar Bauernhäuser. Ein alter Hof türmt sich auf: Roter Ziegelbau, ein weißes, prachtvolles Wohnhaus. Das Grün des Sommers sprießt aus allen Ecken. Scharf rechts fahre ich um eine Serpentine. Ab hier flacht die Straße immer weiter ab. Schließlich geht es leicht bergab. Nach einer leichten Rechtskurve erstreckt sich eine kleine Hochebene: rechts dichter Wald. Links Kuhweide und Wildwiese. Höchste Zeit, etwas durchzuatmen. Vorbereitung aufs Finale.

Harter Endspurt

Nun beginnt der letzte Teil des Honselwegs. Fünf steile Rampen warten auf mich. Dichter Wald. Schlaglöcher, raue Straße. Unrhythmisch schlängelt sich der Weg nach oben. Gefühlt wird es immer schmaler – oder mein Sichtfeld immer kleiner. Ich fahre, so schnell es geht. Der Tacho zeigt elf Kilometer pro Stunde. Das Trikot ist längst geöffnet, der Tritt nicht mehr ganz rund. Schweiß verschmiert die Radbrille. Der Kopf ist leer. Ich achte nur noch auf meine steigende Atemfrequenz. Voller Fokus. Schließlich liegt die letzte Rampe hinter mir. Langsam wird die Straße seichter. Der Wald öffnet sich. Eine weite Wiese markiert das Ende des Honselwegs.

Pause im Schlosshotel

Im Dorf Veserde steht das Schlosshotel – auf einer malerischen grünen Wiese. Im Biergarten bietet sich ein besonderer Blick über die Hügel südlich des Lennetals. In guter Gesellschaft lässt sich hier das Training ausklingen. Der Honselweg: Er bietet alles, was das Radfahrerherz begehrt. Ausblick, Abwechslung, aber keine Langeweile. Optimale Voraussetzungen für eine Hassliebe.