Tischkultur: Was genau ist eigentlich ein „Community Table“?

Quelle: Die kleine Freiheit

Tischkultur beschreibt die kultivierte Art des Essens und Trinkens bei Tisch. Doch was genau bedeutet das? Schauen wir global darauf, werden wir wohl keinen gemeinsamen Nenner finden, auf den man sich einigen kann. Es wird auf Stühlen am Tisch gesessen, auf dem Boden gehockt, gegessen wird mit Besteck, den Händen, Fladenbrot und Blätter dienen als Vehikel für alle möglichen Köstlichkeiten. Die Welt bietet viele Inspirationen für die schönste Zeit des Tages: Wenn Menschen zusammenkommen, essen, genießen und kommunizieren.

Zur mitteleuropäischen Tischkultur zählen allerlei Regeln und Verhaltenshinweise. Schön wäre es, die Hände vorher zu waschen. Diese dürfen sich mit den Gelenken an der Tischkante aufstützen. Hier in Deutschland fasst man das Besteck am unteren Rand des Griffs, es wird keinesfalls mit der ganzen Hand umklammert. Die Ellenbogen auf den Tisch zu legen, wird im Sauerland schon deutlich lockerer gesehen. Was aber gar nicht geht: Mit Messer und Gabel wild in der Luft herumfuchteln. Auch nicht, wenn man über Fußball redet. Nicht zu vergessen ist der Hinweis, dass man mit vollem Mund nicht spricht und auch der Optik wegen den Mund nicht zu voll nimmt. Die gute Kinderstube hat uns das meiste sicherlich mitgegeben.

Am „Community Table“ sind diese Gepflogenheiten sicherlich auch angebracht. Nichtsdestotrotz geht es hierbei weniger steif zu, als Knigge es sich wohl selber aussuchen würde. Der Community Table soll neben dem Ziel, glücklich satt zu werden, Fremde miteinander ins Gespräch bringen. Schön gedeckt, ist der lange Tisch Zentrum dieses Abends. An ihm nehmen zwölf Personen Platz, die sich eventuell kennen oder hier kennenlernen dürfen.

Essen verbindet die Menschen seit jeher. Es fördert die Kommunikation, es bietet tagtäglich ein Gesprächsthema, es verwöhnt die Seele und den Geist. Community Table: Was hier so neudeutsch daherkommt, ist in vielen Kulturen Standard. Dafür reicht es, einen Blick in italienische Imbissbuden zu werfen. Hier müssen zur Hochzeit viele Gäste bewirtet werden. Lange Tische nebeneinander bieten mehr Platz. So lernt man schnell jemanden kennen und entscheidet sich spontan für das Essen des Sitznachbarn, weil es einfach schmackhaft aussieht. Also anders als bei unseren typischen Restaurant-Besuchen lernen wir, dass wir nicht von einem Kellner zu einem vorab bestellten Tisch mit einer selbstbestimmten und ausgewählten Anzahl an Menschen geführt werden, sondern mit Neugier und Interesse mit unbekannten Menschen einen spannenden Abend zu verbringen. Und wer weiß schon, was sich aus so einem Abend ergibt? Sicherlich hat man anschließend seinen Horizont erweitert, vielleicht sogar einen Kontakt fürs Leben geknüpft oder die Geschichte der Woche erzählt bekommen. So oder so ist es ein schöner Anlass, in der kommenden Jahreszeit den Abend zu verbringen.

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