Quelle: Christine Faust, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons
Brilons Stadtväter waren in großer Not. Wie stolz waren sie auf ihr altes Rathaus mit der prächtigen Freitreppe! Zwei schmale Hallen dehnten sich darin, die gebildet wurden durch eine Doppelreihe hoher hölzerner Pfeile. An den Marktagen schlugen hier die Briloner Kaufleute ihre Stände auf und die Tuchmacher, die Pelzer, die Löher und Fleischer hielten hier ihre Waren feil. Die Bürger aber, die ins Rathaus wollten, mussten sich zwischen den alten Pfeilern hindurchzwängen. Sie erhielten dabei manchen derben Stoß.
Schon oft hatten die klugen Stadtväter überlegt, wie sie die Holzpfeiler vor Verschleiß schützen könnten. Das Gewölbe ruhte auf ihnen, darum konnte man sie nicht versetzen. Groß war die Sorge und guter Rat teuer.
Eben zu der Zeit war Eulenspiegel durch das Mescheder Land gezogen. Er kam dann von Nuttlar über die „Alte Straße“ nach Antfeld. Bei einem Kruge kräftigen Gerstensaftes hörte er hier von der Not der Briloner Stadtväter. „Den Leuten kann geholfen werden“, dachte er. Das schnellste Pferd besorgte er sich, und am frühen Morgen ritt er von Antfeld über Altenbüren nach Brilon hinein. Er meldete sich beim Stadtrat, der gerade in derselben Angelegenheit wieder versammelt war. „Hört“, sagte er und legte weise den Finger an die Nase, „Ich kann und will euch helfen; doch müsst ihr mir einen angemessenen Lohn zahlen.“ Gern war man dazu bereit. Alle freuten sich und waren gespannt darauf, wie Eulenspiegel die Sache anstellen würde. Dieser aber ging von Haus zu Haus. Alte Nägel sammelte er, dicke und dünne, krumme und schiefe jeglicher Art. Ganze Säcke voll schleppte er zum Rathaus. Dann schlug er Nagel neben Nagel ein in die Pfeiler, dass sie bewehrt waren wie ein Igel. Für ewige Zeiten waren sie vor Beschädigungen geschützt. Ohre Murren zahlten die beglückten Stadtväter den verlangten Lohn. In feierlicher Stunde schenkten sie Eulenspiegel das Ehrenbürgerrecht der Stadt Brilon.
(El. Betten, nach Brüder Grimm aus „Sagen des Mescheder Landes“)