Theo Deimann’s SAUERLAND ABC

Quelle: Hotel Deimann

Immer höflich und gut gekleidet, gebildet und gastfreundlich. Aber auch nachdenklich und gleichzeitig humorvoll. Ein Sauerländer durch und durch. Kein Bürokrat, sondern ein Macher nach dem Motto: „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!“ So ist Theo Deimann aus Schmallenberg-Winkhausen, geboren 1943, Seniorchef des Hauses Deimann, dem einzigen 5-Sterne-Hotel im Sauerland. Seit 1969 verheiratet mit Sophie, geb. Thiäner, eine Tochter und zwei Söhne, kaufmännische Internatsschule St. Anno in Bad Honnef, Ausbildung zum Koch bei Küchenmeister Herbert Dölling im Turmrestaurant Kahler Asten, seit 62 Jahren im Beruf als Landwirt, Forstwirt, Gastwirt, Hotelier. Das „Sauerland-ABC“ von Theo Deimann:

A
Alles oder Nichts war eigentlich nicht meine Devise. Jedoch spürte ich, dass die Nachfolgegeneration zur Weiterführung des Unternehmens zeitgemäße Voraussetzungen erwartet. Diese wollten meine Frau und ich erfüllen. Wir entwickelten daher unseren Gasthof zum Wilzenberg zum heutigen Hotel.

B
Besseres ist des Guten Feind, war meine Erkenntnis. Der Dankbarkeitstourismus fand in den 70er Jahren sein Ende. Gäste, die in den Nachkriegsjahren im Sauerland satt geworden waren, verbrachten dort auch ihre ersten Urlaube. Mit Hausschlachtung wurde die Kriegsgeneration beworben. Die Enkel liebten jedoch die weite Welt, Sonne, Meer, Flugreisen und Billigurlaub. Aber Gäste, die viel gesehen haben, wünschen heute Qualität in der Nähe, Natur und heile Welt.

C
Corona trifft mich und unser Team sehr hart. Gastronomen sind gewohnt, Gästewünsche verlässlich zu erfüllen. Politiker, die vor Kameras Hilfsgelder versprechen, diese nicht zugänglich machen und die Unternehmen in ungewisser, perspektivloser Zeit allein lassen, sind für mich nicht mehr wählbar. Die Erwartungen an unsere Regierung haben mich enttäuscht. Gelder aus Rettungsfonds erhalten Flug- und Reisekonzerne, die zum Teil ihre Gewinne nicht in Deutschland versteuern und Urlauber in ferne Länder bringen. Wann erhalten deutsche Gastronomen und Unternehmer endlich die existenziell notwendigen Unterstützungen? Wir haben bis jetzt (Anm. der Redaktion: Stand 10. Februar 2020) ausschließlich Hilfszahlungen für den Monat November 2020 erhalten.

D
Deutschlandurlaub liegt im Trend. Nach der Pandemie wird das Sauerland als Urlaubsregion besonders beliebt sein. Darauf bereiten wir uns vor.

E
Ein schönes Sprichwort aus unserem Deimann-Kalender 2021 lautet: „Wandern ist eine Tätigkeit der Beine. Und ein Zustand der Seele.“

F
Fine Dining Restaurant ist ein wichtiges Angebot. Das habe ich von Sohn Jochen gelernt und überzeugt hat mich davon unser Sternekoch Felix Weber. Aber für Dicke Bohnen mit Bauchspeck oder Linsensuppe mit Schlackerwurst kannst du mich trotzdem wecken …

G
Golf in Schmallenberg hat sich bewährt. Von 1976 bis 1988 habe ich für die Errichtung der Golfanlage nicht gekämpft, um selbst Golf zu spielen, sondern weil Golfsport heute zum Qualitätstourismus gehört. Klar spiele ich dort inzwischen auch sehr gerne. Für viele unserer Gäste ist der 27-Loch-Meisterschaftsplatz einer der schönsten weit und breit. Um die „Deimann Golf-Trophy“ geht es wieder in der Golfwoche im August 2021: für alle, die Erfahrungsaustausch, Fairplay und Geselligkeit ebenso schätzen wie den sportlichen Wettbewerb.

H
Hotel und Gaststättenverbandsarbeit war mir wichtig. Jahrzehnte war ich gern in der Fachgruppe Hotels und als Vorsitzender des Ortsverbands tätig. Leider sterben immer mehr gute Kneipen – auch schon vor Corona. Es geht aber nichts über eine gute Gastwirtschaft, wo sich Menschen treffen und sch.ne Stunden genießen.

I
Insiderwissen verbreiten Stammgäste besonders gern. Eine Mitarbeiterin war entsetzt, als ihr Gäste zur Schwangerschaft gratulierten. „Ich bin nicht schwanger, habe ich so sehr zugenommen?“, fragte die Serviererin entsetzt. Darauf die Gäste: „Wie, stimmt das gar nicht? Wir haben uns so für Sie gefreut, als man uns das gestern Abend an der Bar erzählt hat.“ Merke: Theken-Gespräche haben es in sich. Oft steckt mehr dahinter, als man glaubt – oft aber auch nicht …

J
Jung, mit 16 Jahren, musste ich ohne meinen Vater auskommen. Sehr dankbar bin ich für das mir entgegengebrachte Vertrauen sowie die grenzenlosen Einsätze meiner Mutter und meiner Frau Sophie für unser Unternehmen.

K
Kur- und Freizeit GmbH hieß das Baby. 1973 war ich Mitgründer der Arbeitsgemeinschaft der Verkehrsvereine, aus der wir den Verkehrsverein Schmallenberger Sauerland entwickelten. Dieser gründete mit der Stadt Schmallenberg die GmbH. Von 1979 bis 1999 durfte ich als Vorsitzender dieser Organisationen mit treuen Weggefährten den Tourismus unserer Region profilieren. Meine Freunde und ich haben viel Einsatz und Zeit in die touristische Arbeit investiert, aber auch Erfolge und Freude dabei gehabt.

L
Landesvater Armin Laschet kam im September 2019 mit gepanzerten Zwillings-Limousinen und vielen Sicherheitskräften vorgefahren. Ein alter Stammgast sagte kopfschüttelnd: „Mein Gott, diesen Aufwand müssen wir alle mit unseren Steuergeldern bezahlen.“ Der Ministerpräsident entstieg einer der Staatskarossen, setzte sich spontan in unseren Kleinbus und ließ sich dann ohne Sicherheitsbegleitung von unserem Pagen Jacob zu unserer Waldhütte fahren, wo ihn bereits seine Kabinettskollegen bei bester Laune erwarteten. Ja – unsere Hütte! Schöner als jeder Plenarsaal! Mitten im Wald! Mit Pils vom Fass …

M
Muße ist für mich ein Fremdwort.

N
Natur, Wald und Berge geben mir Antrieb und Erholung. Als Wanderführer habe ich große Bereiche des Sauerlandes erwandert. Über den Rothaarsteig führte ich unsere Gäste schon sechsmal. Er zählt inzwischen zu den beliebtesten Fernwanderwegen in Deutschland.

O
Oberkirchener Gemeindevertreter zu sein, hat mir sehr viel Freude gemacht. Es gab noch kein Parteiengezänk, sondern nur Kirchturmdenken. Oft fühlte man sich wie im „Königlich Bayerischen Amtsgericht“.

Quelle: Hotel Deimann
Zwei Persönlichkeiten unter sich: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Theo Deimann im Schmallenberger Sauerland.

P
Politik-Interesse hält sich bei mir in Grenzen. Nach meiner Zeit als Vorsitzender der Jungen Union organisierte ich mit Freunden den Eintritt von 40 neuen CDU-Mitgliedern in den Ortsverband Oberkirchen. So gelang es uns 1970, von 17 Gemeindevertretern elf alte gegen jüngere auszuwechseln.

Q
Quellfassungen zu erneuern, war als Betreiber unserer hoteleigenen Wasserversorgungsanlage meine erste Aufgabe. Als mich Jüngling die Nachbarn, die aus unserer Leitung kostenlos ihr Wasser bekamen, ausschimpften, wenn kein Wasser da war, gründete ich vor 60 Jahren unseren Wasserverein. Jahrhunderte haben sich die Bürger selbst mit Trinkwasser versorgt. In der Stadt gab es über 30 private Wasservereine, die 40 Prozent des Bedarfs deckten. Der zunehmende behördliche Regulierungsdrang hat dazu geführt, dass etwa die Hälfte der Vereine aufgegeben hat. Ehrenamt kann man auf viele Arten vernichten.

R
Reiten war nicht meine Stärke, aber auf Lothar Klutes legendären Fuchsjagden über die Hunau hinter dem Fuchsmaster Richard Trippe herzugaloppieren, war toll. Gäste mit der Kutsche oder dem Pferdeschlitten durch die Natur zu fahren, waren auch für mich immer sehr schöne Erlebnisse.

S
Sägewerk-Aussiedlung wurde zum Abenteuer. Nachbar Hubertus Deimann wollte Ferienbungalows bauen und sein Sägewerk aufgeben. Für die Hotelentwicklung eine einmalige Chance. Nach vollzogenem außerbehördlichen Umlegungsverfahren erschloss ich mit den Anliegern das notwendige Baugebiet mit 40 Bauplätzen. Nach Anlage der Kläranlage, Kanalisationen, Trinkwasser-, Strom- und Telefonleitungen, dem Bau der Straßen, Gehwege und Beleuchtungsanlagen auf eigene Kosten übernahm die Stadt das fix und fertige Baugebiet. Eine Genehmigung, das Sägewerk auszusiedeln, konnte aber erst erreicht werden, nachdem ich mit dem Hotelverkauf drohte.

T
Tannenblau nannten mich meine Helfer zur Zeit meines schwungvollen Weihnachtsbaumhandels. Die erste Blautannen-Bindemaschine erforderte vier Bedienungskräfte, LKW-Ladungen konnten wir in den Großstädten nur zwischen 2 und 5 Uhr morgens abladen und am Bahnhof in Gleidorf verluden wir Eisenbahnwaggons von Hand. Eine Knochenarbeit, die man sich heute nicht mehr vorstellen kann.

U
Um- und Anbauten waren jährlich im Hotel notwendig, aber nicht mein Hobby, wie häufig gesagt wird. Im März 2020 hatten wir mit dem Neubau von 22 Suiten und drei Appartements begonnen. Als wir am 20. März wegen der Corona-Pandemie schließen mussten, haben wir sofort unsere beiden Ferienhäuser abgerissen und für einen Schwimmbadanbau mit Ruhe- und Liegeräumen ausgeschachtet. Die Felsmassen lösen und abfahren, Hangsicherungen sowie der Abriss der Häuser wären bei laufendem Hotelbetrieb nur sehr schwer möglich gewesen. Die zweite Schließzeit ab dem 2. November haben wir für die Erstellung des Anbaus „Seeterrassen“ und Erdarbeiten auf unserem Parkgelände genutzt. In diesem Frühling 2021 soll alles fertig werden.

V
Verträglichkeit halte ich für eine wichtige Tugend: „Berg und Tal begegnen sich nicht, aber Menschen.“

W
Wilhelm Störmann, mein geschätzter Kollege und guter Skifreund, hat es verdient, dass wir sein Lebenswerk, das „Hotel Störmann“, weiterführen.

X
steht für Hauptwanderwege. Die ehrenamtlich tätigen SGV-Wanderwarte bitte ich nach Kräften zu unterstützen.

Y
YouTube-Videos sehe ich selten. Viel lieber schaue ich mir die sehr schöne 45-Minuten-Dokumentation über unser Haus, über Geschichte und Gegenwart, mit Gästen, Weggefährten und Mitarbeitern, über die Schönheit der Landschaft, die Ausflugsmöglichkeiten und die Bodenständigkeit der Menschen im Sauerland an. Zu sehen auf einem großen Bildschirm bei uns in der Hotelhalle. Die Kurzfassung gibt es bei YouTube unter „Kurzfilm Romantik & Wellnesshotel Hotel Deimann“.

Z
Zwilling ist mein Sternzeichen. Es heißt: „Der typische Zwilling braucht die Abwechslung und Bewegung wie andere die Luft zum Atmen.“