Teufel, Drachen und Dämonen

Uralte St. Quirinus Kapelle in Niedersalwey fasziniert mit mittelalterlichen Motiven

Im Mittelalter lehrte die Kirche das Fürchten und Beten. Ablasshandel war an der Tagesordnung. Teufel, Drachen und Dämonen zierten neben Heiligenmotiven zahlreich die Kirchenwände. Zu sehen sind zeittypische Abbildungen heute noch in der denkmalgeschützten St. Quirinius Kapelle in Niedersalwey, dem vermutlich ältesten Gebäude in der Gemeinde Eslohe.

Die mit 21 Metern Länge für das Mittelalter eher große Kapelle aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts beeindruckt mit einem frühgotischen, kreuzgradgewölbten Saal mit drei schmalen Gewölbejochen über spitzbogigen Gurten. Nichts ist hier ganz gerade. Die Wände wirken sehr grob. An vielen Stellen sind Schichten abgetragen. Mal sieht man die neueren Schichten, mal ältere. Rundherum tauchen uralte Wandmotive auf. Reste von Fresken regen die Fantasie an. Teuflische Motive, besiegte Drachen, gruselig anmutende Dämonen wechseln sich ab mit Jesus- und Mariendarstellungen, Engeln und Heiligen. Bilder, die den Kampf zwischen Gut und Böse verdeutlichen, sind typisch für das Mittelalter. Sie wurden in der Kapelle im Jahr 1927 entdeckt und 1971 bis 1973 freigelegt und konserviert. Im Detail zu sehen ist beispielsweise das Weltgericht: Ein Engel hält eine Waagschale. Darin befindet sich auf der rechten Seite ein Mensch mit erhobenen Händen. Dies ist die sogenannte gute Seele. Auf der linken Seite ist der Teufel, die böse Seele, zu sehen. Zwei weitere Teufel versuchen die Schale linksseitig herunterzuziehen. Diese Ausmalung stammt aus der Zeit Ende des 13. Jahrhunderts.

Etwas jünger sind Darstellungen von zwölf bruchstückhaft erhaltenen, lebensgroßen Gestalten mit rot umrandeten Gewändern in den Gewölbekappen des Chores und in der südlichen Kappe des östlichen Joches. Die Mutter Jesu ist in einer Spitzbogennische an der Nordseite des Chores abgebildet. An der Südseite können Kapellengäste die Dornenkrönung Jesu bestaunen. Außerdem zu entdecken gibt es die Sebastiansmarter, König mit Krone und Henkerknecht, einen liegenden Bischof (vermutet wird der Heilige Eramus) und die Heimsuchung mit zwei sich begegnenden Frauen, den Heiligen Michael einmal mit Seelenwaage und einmal mit Drache.

Eine dritte Ausmalung in der Kapelle erfolgte im 16. Jahrhundert. Sie zeigt die Apostelfolge im Ostjoch des Schiffes. In der Ostflanke des Südfensters wird der Schmerzensmann und in der Westflanke des Südfensters das Martyrium des Heiligen Sebastian präsentiert. Das ursprüngliche Inventar der Kapelle wurde vermutlich im Truchsessischen oder Dreißigjährigen Krieg zerstört. Eine ehemalige reiche, barocke Ausstattung nach einer Wiederherstellung der Kapelle um 1652 ist bekannt. Sie bestand bis 1899. Der heutige Hochaltar zeigt als Besonderheit im oberen Teil eine aufwendige Renaissancearbeit. „Genutzt wird die Kapelle leider kaum noch. Zur jährlichen Fronleichnamsprozession wird hier eine Gebetsstation aufgebaut. Manchmal finden noch Hochzeiten statt. Die Pflege der Kapelle ist schwierig umsetzbar aufgrund geringer finanzieller Möglichkeiten. Besonders als sich das Hochwasser durch die Bodenplatte hoch gedrückt hat im Jahr 2021, war viel ehrenamtliche Hilfe nötig“, erzählte Rudolf Baust, Mitglied des Kirchvorstands.