Tanzend durchs Leben

Tatjana Beinhauer

Quelle: Privat

Tatjana Beinhauer (31) ist eine Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht – auch wenn sie auf dem Parkett am liebsten über den Boden schwebt. Heute zählt die gebürtige Bestwigerin zu den größten Tänzerinnen Deutschlands und ist somit zurecht für die diesjährige HSK-Sportgala nominiert.

Obwohl ihr sportlicher Weg zunächst mit der Leichtathletik beim TSV Olsberg begann, ließ sie die Faszination für das Tanzen nie los – ihre Eltern, die im Tanzturniersport aktiv waren, werden ihren Teil dazu beigetragen haben. In der 9. Klasse nahm sie erstmals an einem Tanzkurs teil. Nach dem Abitur zog sie für ihr BWL-Studium nach Bretten und nutzte dortige Tanzkurse nicht nur als Hobby, sondern auch als Möglichkeit, neue Menschen in einer fremden Umgebung kennenzulernen.

Was als Tanzkurs begann, wurde schnell ernst: 2014 bestritt sie ihr erstes Standard-Turnier und 2016 folgte mit den Deutschen Meisterschaften in Bamberg der Einstieg in den Formationstanz. Spätestens als sie beim renommierten TC Ludwigsburg landete, war klar: Tatjana spielt in der obersten Liga mit. Hätte ihr 2012 jemand gesagt, dass sie beim TC Ludwigsburg tanzen werde, hätte sie das nie für möglich gehalten. „Das sind doch alles Profis“, hatte sie damals im- mer gesagt. Doch sie wagte den Schritt und erkannte: Auch dort trainieren Menschen mit normalen Berufen, die ihre Leidenschaft und den Alltag jonglieren.

Hingabe und Härte
Tatjana, die heute Kapitänin des Teams ist, tut nun genau das: Als Projektleiterin für Produktentwicklung bei E.G.O., einem Hausgeräte-Zulieferer, gibt sie zu, dass der Sport extrem viel abverlange. Andere Hobbys? Fehlanzeige. Irgendwo müsse man sich die Regenerationsphasen auch holen. „Wenn man 40 Stunden die Woche arbeitet plus fast 20 Stunden Training in der Woche – zuzüglich Fahrten von Bretten nach Ludwigsburg –, dann ist man auch froh, wenn man mal die Füße hochlegen kann.“

Tanzen sei ein Hochleistungssport, der mehr als funkelnde Kostüme und strahlendes Lächeln sei. „Qualität kommt nicht umsonst von Qual“, sagt Tatjana – und sie weiß, wovon sie spricht. Der Sport fordert nicht nur körperlich, sondern auch mental. Lange Trainingstage, schmerzende Füße, zwischenmenschliche Spannungen – all das gehört dazu.

Natürlich sei Tanzen ein ästhetischer Sport und das Aussehen müsse auf dem Parkett perfekt sitzen – abseits davon schätze sie es aber auch, einfach mal die Tanzschuhe gegen eine Jogginghose und einen Hoodie zu tauschen und das Make-up abzuwischen.

Ein Stück Sauerland, das bleibt
Obwohl sie inzwischen in Bretten lebt, bleibt das Sauerland für Tatjana ein wichtiger Teil ihrer Identität. Auf die Frage, ob noch Sauerland in ihr stecke, zitiert sie lachend den Song „Sauerland, wo die Mädchen noch wilder als die Kühe sind“ – und bestätigt, dass ein bisschen Sauerland immer bleibe.

Tatjana Beinhauer hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Karriere hingelegt. Doch dieser Erfolg hat leider seinen Preis: Zeit für soziale Kontakte bleibe bedauerlicherweise auf der Strecke. Vielleicht bietet die HSK-Sportgala eine Gelegenheit, alte Bekannte aus ihrer Vergangenheit im Sauerland wiederzutreffen. Ein Abend, um sich auszutauschen, gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen – und das Tanzparkett unsicher zu machen.