Tag des offenen Denkmals 2024

Quelle: Forsthaus Rehsiepen

Das Motto 2024 lautet „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“

1983 fand der 1. Tag des offenen Denkmals ® statt. Seitdem beteiligen sich daran viele engagierte Menschen, die sich um die Erhaltung von gebauten „Wahrzeichen“ bemühen. Der Tag des offenen Denkmals findet inzwischen in weiten Bevölkerungskreisen großen Anklang.

Da sind zum einen diejenigen, die in jahrelanger Arbeit ein denkmalgerecht saniertes Schmuckstück geschaffen haben und zeigen, dass die Erhaltung originaler Bausubstanz mit den Annehmlichkeiten des heutigen Lebensstandards durchaus vereinbar sind und andererseits Kulturinteressierte, die mit offenen Augen durch die Umgebung streifen, um dort verborgene Schätze zu entdecken. Es geht um Eindrücke, Erlebnisse und Abenteuer in Denkmälern. Die Besucher sollen die historischen Gebäude mit Blicken, Gerüchen und auch akustisch, eben mit allen Sinnen wahrnehmen.

2,9 Prozent aller Gebäude stehen nach Aussage des Statistischen Bundesamtes unter Denkmalschutz. Im romantischen Schmallenberger Sorpetal finden sich insgesamt zwei Naturdenkmäler und elf Baudenkmäler, von denen am 8. September zwei Sehenswürdigkeiten ihre Pforten für wissbegierige Besucher öffnen. Das ist in Obersorpe die kath. Kirche St. Joseph und in Rehsiepen das von Wald und Weiden umgebene ehemalige Revierförster-Dienstgehöft. Hier greifen Denkmal- und Naturschutz ineinander. Die Natur wurde bewusst mit eingetragen. Sie entdecken ein historisches Gebäude, umgeben von seinen früheren Dienstländereien.     

Das Alte Forsthaus Rehsiepen,
erbaut 1884, seit 1971 in Privatbesitz, seit 1990 unter Denkmalschutz stehend,
seit 2009 „Stiftung Altes Forsthaus Rehsiepen“ (www.stiftung-altes-forsthaus.de)

Die Stifter Peter und Bärbel Michels möchten am 8. September viele Gäste im Garten, am Tennentor aus Eiche, herzlich begrüßen und sie in kleinen Gruppen durch den Garten und das ehemalige Forsthaus führen.

Jedes Denkmal hat seine Geschichte und ist es wert, bewahrt zu werden. Aber ein Denkmal erhält sich nicht von selbst; es braucht dafür viel Zeit, Herzblut und Einsatz. Das wirksamste Mittel gegen den unwiederbringlichen Verlust von Denkmälern ist das Schaffen von Bewusstsein für den Wert, den diese Objekte für unsere Gesellschaft tragen. Diesem Ziel verpflichteten wir uns mit der Gründung der Stiftung Altes Forsthaus Rehsiepen, mit unseren Veranstaltungen, Publikationen und Gesprächen, um das Denkmal ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Wer ein solches Haus besitzt, sollte die Tradition und Geschichte des Gebäudes kennen und weiterführen. Das frühere Forsthaus ist ein Wahrzeichen für die Forstgeschichte.

Die echten, historischen Baustoffe und die damit verbundenen Techniken passen zu dem alten Gebäude des Revierförster-Etablissements. Landschaft und Architektur sind aufeinander abgestimmt. Die hölzerne Giebelzier mit dem sogenannten Geck- oder Donnerbesen ist ein Blickfang, das Dach wurde mit altdeutscher Doppeldeckung aus heimischem Schiefer versehen, und der Wohnteil erhielt 1927 als Isolierung eine schlichte Verschieferung. Eine Hausfassade ist nicht reine Privatsache, sondern sie ist eine Schnittstelle zwischen privatem und öffentlichem Raum. Ebenso sind Fenster mehr als verglaste Löcher in der Wand, wie ein Blick auf die alten Holzsprossenfenster beweist.

Im Inneren haben sich zahlreiche Originaldetails aus der Erbauungszeit, wie zum Beispiel das Fischgrätmuster aus Bachsteinen auf dem Tennenboden, der Gewölbekeller mit dem Backofen, die Räucherkammer auf dem Dachboden, das Treppenhaus mit den gedrehten Wangen, die Zimmertüren, Fenster- und Türgriffe erhalten. Weitere ungewöhnliche Details sind das kleine Flurfenster als Lüftung für die Speisekammer, die winzigen Schubladen unter den Fensterbänken, die das Tauwasser der Fensterscheiben aufnahmen und die gusseisernen Heizkörper. Durch die Verwendung natürlicher und regionaler Baustoffe werden Rohstoffe und Energie eingespart. Denkmäler zeichnen sich durch Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit aus. Denkmalpflege kann deshalb als Synonym für Nachhaltigkeit und Klimaschutz gelten.

Die Besucher werden im Forsthaus bestimmte Merkmale und Spuren als Beleg für 140 Jahre tägliche Nutzung entdecken. „Erhaltung bei sinnvoller Nutzung“ lautet unsere Devise, und so machten wir unser Denkmal zu einer Stätte der Begegnung, in der sich Geschichte und Gegenwart ein Stelldichein geben.

Quelle: WOLL Magazin

Alte Häuser haben Charakter, sind Wahrzeichen des Ortes, der Region, und so möchten wir von der Geschichte des Bauwerks berichten und kleine Veränderungen erklären. In Denkmälern steckt viel mehr drin, als man auf den ersten Blick sieht. Bei der Führung durch den Garten hören Sie, was die alten Bäume zu erzählen haben. Gartengeschichte wird sichtbar. Auch Pflanzen sind historische Quellen, lebende Kulturzeugnisse.

Zu einem Denkmal gehört außerdem die Einbindung in die umgebende Landschaft. Lassen Sie den Blick über die freigebende Rasenfläche, den früheren Nutzgarten des Forsthauses ins Tal schweifen. Lange missachtete man Sichtbezüge und baute denkmalgeschützte Gebäude rücksichtslos zu, um Bauplatz zu gewinnen oder Flächen autogerecht zu versiegeln.

Die Eigentümer des Alten Forsthauses Rehsiepen laden am 2. Sonntag im September zu einem Besuch mit persönlicher Führung ein. Eine kleine Fotoausstellung zeigt das Forsthaus im Laufe der Jahre, Erfrischungen, Kaffee und Kuchen werden geboten.

Eine Fußwanderung zum Haus hoch empfiehlt sich nicht nur wegen der begrenzten Parkmöglichkeiten, sondern auch, um das Anwesen inmitten der Natur auf sich wirken zu lassen.

Adresse
Zum Alten Forsthaus 4
57392 Schmallenberg-Rehsiepen
Geöffnet:
8. September von 11.00 bis 17.00 Uhr
Führungen:
nach Bedarf in kleinen Gruppen
Kontakt:
Peter & Bärbel Michels
Tel.: 02975/273

Die kath. Kirche St. Joseph zu Obersorpe,
erbaut 1897, seit 1993 unter Denkmalschutz stehend

Für die meisten Dorfbewohner ist die Kirche ein Wahrzeichen des Familienlebens und als markantes Gebäude identitätsstiftend. So manchem gilt sie als Heimat schlechthin, weil hier Hochzeiten, Taufen, Kommunion- oder Weihnachtsgottesdienste gefeiert wurden. Diese, in ihrer äußeren Erscheinung oft schlichten Gotteshäuser bieten bei näherem Kennenlernen nicht selten Überraschendes.

Es wird immer schwieriger, kirchliche Baudenkmäler wegen des finanziellen Aufwandes zu unterhalten und sie im kirchlichen Sinnezu nutzen, zu schützen und damit auch für künftige Generationen zu bewahren. Deshalb muss an die gesellschaftliche Gesamtverantwortung für den Erhalt erinnert werden.

Im Mittelpunkt des kleinen Dorfes Obersorpe bilden der Gutshof Jacobs, das ehemalige Pfarrhaus zusammen mit der kath. Kirche St. Joseph ein unter Denkmalschutz stehendes Ensemble. Die Kirche öffnet am 8. September ihre Pforten für interessierte Besucher. 

Seit November 1993 steht die Obersorper Kirche unter Schutz, da sie in wissenschaftlicher Hinsicht zu den bemerkenswerten Zeugnissen des Kirchenbaus im Sauerland zählt. Die Kirche ist ein markantes, Ortsbild prägendes Gebäude, das allseits der Fernsicht ausgesetzt ist. (Kartierungsnachweis Baudenkmal d. Stadt Schmallenberg, Listenteil A lfd. Nr. 142) Baugeschichtlich besitzt die Kirche wegen ihres aufwändig gestalteten Innenraums Denkmalwert, und die Turmuhr weist ein bemerkenswertes Ziffernblatt auf. Diese Uhr hilft nicht nur, die Zeit im Blick zu haben, die Stunde anzuschlagen, nein, sie ist auch ein einmaliges Krieger-Gedächtnis-Ehrenmal.

Und wer liebt nicht das geheimnisvolle Knarren und Knarzen von abgetretenen Holzstufen? Am Tag des offenen Denkmals dürfen Sie darauf vorsichtig in den Kirchturm hochsteigen, um einen Blick auf die „ertanzten“ Glocken zu werfen. Deren Geschichte und die Anekdote vom „Schafstall als Gotteshaus“ wird Ihnen von engagierten Ehrenamtlern erzählt.

Parkmöglichkeiten finden sich rund um die Kirche.

Adresse
Kath. Kirche St. Joseph
57392 Schmallenberg-Obersorpe
Geöffnet:
8. September von 11.00 bis 17.00 Uhr
Führungen:
nach Bedarf in kleinen Gruppen
Kontakt:
Reiner Krähling
Tel: 02975/809138

Daten zur kath. Kirche St. Joseph in Obersorpe

Erbaut: 1897, ohne offizielleBaugenehmigung, ohne Genehmigung des Generalvikariats; vorher Fußweg von 1 bis 1½ Stunden zur Kirche nach Oberkirchen; unter Denkmalschutz seit 1993.

Als die massiven Grundmauern standen, sollte das Bauvorhaben kontrolliert werden. Da nicht alle behördlichen Genehmigungen vorhanden waren, lud man den Mann ein, gab ihm zu essen und großzügig Schnaps zu trinken und erzählte etwas von einem neuen Schafstall. Sehr viel Eigenleistung!

St. Joseph wird in einer Kirchenakte als „Patron der Arbeiter, besonders der Waldarbeiter“ bezeichnet.

Die Joseph-Figur soll die älteste und wertvollste Plastik der Obersorper Kirche sein, im 17. Jahrhundert angefertigt worden sein und aus der Sasse-Werkstatt in Attendorn stammen.

Die Strahlenmadonna wurde um 1750 geschaffen von J.Th. und J.N. Düringer.

Die Pièta, 1910 von dem Bildhauer Moormann aus Wiedenbrück gefertigt, war zunächst als Gedenkaltar für die Gefallenen des 1. Weltkrieges gedacht.

1929 wurden die im Ersten Weltkrieg verlorenen Glocken ersetzt. Eine dieser Glocken hängt noch heute im Glockenstuhl. Auf dem schmückenden Reliefband steht zu lesen: gegossen von H. Humpert Brilon und darunter „Cordis Jesu – Cor Jesu“ (Herz Jesu) und eine Abbildung der Herz-Jesu-Figur sowie die Worte „Meserere Morientium Sanctifica“ und A.D.1929. Übersetzt heißt das „Erbarme Dich der Sterbenden, heilige Maria“ oder sinngemäß „Geweihte Glocke, erbarme dich der Sterbenden“.

Ebenfalls 1929 Einweihung der Kirchenuhr, einmalig, als Krieger-Gedächtnis-Uhr für die zwölf Gefallenen des Ersten Weltkrieges gestaltet. Hergestellt von der Hildesheimer Turmuhrenfabrik F. Kanngießer & Sohn.

Im April 1942 wurden die beiden großen Glocken abgenommen und kamen vier Wochen später auf einen der großen Glockenfriedhöfe.

Ein Kriegsgefangener aus Rehsiepen fand in einer ukrainischen Tageszeitung einen Bericht mit Abbildung über diese Uhr. Die Überschrift lautete: „So ehrt Deutschland seine Toten.“

Der Theaterverein „ROM“ (Rehsiepen, Obersorpe, Mittelsorpe) trug mit dem Erlös seiner Aufführungen dazu bei, wieder neue, schmucklose Glocken aus „Sonderbronze“ zu beschaffen. Stichwort „ertanzte Glocken“.1949 konnten sie mit Hilfe eines einfachen Flaschenzuges in den Turm gezogen werden. Auf den Glocken stehen die Namen der hl. Maria und des hl. Joseph und A. Junker Brilon, Nachfolger der Firma Humpert.

Seit 1982 elektrisches Geläut, und auch die Uhr brauchte nicht mehr von Hand aufgezogen werden.

1960 der neue Altar aus Anröchter Sandstein und Fußbodenbelag aus Solnhofer Platten.

Die Kreuzweg-Stationen von der Bildhauerei Fr. Welty in Augsburg wurden 1963 angeschafft und kosteten damals 1.568 DM.

1969 neuer Altar aus Anröchter Dolomit, Geschenk des Jagdpächters und Steinbruchbesitzers Jacoby.

Weihnachten 1983 Hochaltar-Aufsatz, ein Geschenk von Forstmeister i. R. Heinrich Schwenke.

Am zweiten Weihnachtstag 2000 Brand durch einen Kurzschluss an der Kirchenkrippe. Das Gotteshaus musste komplett renoviert werden. Die neue Ausmalung wurde passend zu den Fensterscheiben angelegt.