
Quelle: WOLL Magazin
Aus Sauerländer Archiven
Nach dem Krieg herrschte in Schmallenberg und auch überall sonst in Deutschland das Bedürfnis vom Schicksal der Väter, Brüder und Söhne zu erfahren. Zu diesem Zweck wurden Briefe an die Amtsverwaltung in Schmallenberg gesandt, mit dem Ziel, mehr über das Schicksal der verschollenen oder gefallenen Verwandten zu erfahren. Einige dieser Vorgänge sind in der Akte mit dem Titel „(Suche nach) Im Gemeindebezirk Oberkirchen gefallene(n), vermisste(n) und begrabene(n) alliierte(n) und deutsche(n) Soldaten“ (Stadtarchiv Schmallenberg, Bestand E, Nr. 329) hinterlegt.
So wandte sich eine Frau Geiger aus dem Rheinland am 01.03.1946 auf der Suche nach ihrem Mann an den Gemeindebürgermeister von Oberkirchen. Der Bürgermeister Wilhelm Kersting konnte allerdings nur die Rückmeldung geben, dass in Oberkirchen zwar 36 deutsche Soldaten begraben, aber als „unbekannt“ beigesetzt worden seien.
Des Weiteren gab es Anfragen von Soldaten, die Gefallene ihrer ehemaligen Einheiten suchten. Ein Hans Krainz aus Graz in Österreich sendete am 14.07.1949 einen Brief an den Bürgermeister von Oberkirchen mit der Bitte um Auskunft über begrabene deutsche Soldaten im Bereich Niedersorpe- Oberkirchen. Rückmeldung kam von den Ortsvorstehern aus Niedersorpe und Winkhausen. Demnach sind bei der Kapelle in Winkhausen 13 Soldaten, davon elf namentlich bekannt, begraben. In Niedersorpe liegen zwei unbekannte deutsche Soldaten auf dem Friedhof.
Es gab aber auch das Anliegen der Alliierten Besatzungsmächte, mehr über gefallene Soldaten der Alliierten auf deutschem Territorium zu erfahren. Zu diesem Zwecke sollte der Gemeindebürgermeister von Oberkirchen dem Amtsbürgermeister Klaus Siebenkotten am 09.03.1946 Meldung machen, was mit einer im Jahr 1944 abgestürzten R.A.F.-Besatzung bei Oberkirchen passiert sei.
Weitere Einblicke gibt die Akte mit dem Titel „Flugzeugabstürze unter anderem in Oberkirchen und Henneborn“ (Stadtarchiv Schmallenberg, Bestand D I, Nr. 2664), in der abgestürzte Flugzeuge zwischen 1944 und 1945 vermerkt werden.
Am 24.03.1944 war ein englischer Bomber vom Typ Lancaster mit siebenköpfiger Besatzung kurz vor Mitternacht im Wald bei Oberkirchen abgestürzt. Nach dem Absturz wurde der verwundete Flugzeugführer festgenommen und im Krankenhaus in Meschede befragt. Am darauffolgenden Tag wurden beide Funker des Flugzeugs in einem nahegelegenen Wald angetroffen und verhaftet. Nach den anderen Besatzungsmitgliedern wurde ohne Erfolg gefahndet.
Die Leichen von drei der vier übrigen Besatzungsmitgliedern wurden am 23.04.1944 in den Tannen nahe des Absturzortes gefunden und drei Tage darauf auf dem Friedhof in Oberkirchen beigesetzt. Das letzte Besatzungsmitglied wurde am 04.05.1944 in den Wäldern aufgefunden und ebenfalls in Oberkirchen begraben. Im Verlauf des Schriftwechsels von Amtsbürgermeister und Fliegerhorst Werl wird auch deutlich, dass die Trümmer und Bomben des abgestürzten Flugzeugs lange Zeit nicht abgeholt und erst nach mehrmaligem Nachfragen seitens der Gemeinde Oberkirchen vom Fliegerhorst beseitigt wurden. Des Weiteren vermerkt die Akte einen am 22.02.1945 abgestürzten Bomber bei Dornheim mit zehn Besatzungsmitgliedern, von denen vier überlebten und gefangengenommen wurden.