„Der Wald wird nie wieder so sein, wie er war. Ich hoffe, dass die Situation nicht noch schlimmer wird.“ Jürgen Messerschmidt, Leiter des Regionalforstamtes Kurkölnisches Sauerland in Olpe, weiß über die katastrophale Entwicklung in den heimischen Wäldern zu berichten. Im Einzugsgebiet des Forstamtes sind neben dem Staatswald rund 49.000 Hektar Wald vorhanden, davon rund 75 Prozent Fichtenbestände.
Während es in weiten Bereichen des Landes NRW in den letzten Jahren zu massivem Waldsterben durch extreme Trockenheit, Hitze und in deren Folge Borkenkäferbefall kam, war die Situation in den Forsten des Kreises Olpe weniger prekär. „Das hat sich im Vorjahr grundlegend verändert“, so Messerschmidt. Die Folgen für die Forstbetriebe und Waldbesitzer seien verheerend. Angesichts der begrenzten Kapazitäten der heimischen Sägewerke und des riesigen Überangebotes an Fichtenholz bestehe derzeit eine Vermarktungschance fast nur noch im Export per Container nach Fernost.
Die Situation im benachbartem Hochsauerlandkreis ist keinen Deut besser. Betroffen von Dürre und Borkenkäferbefall ist eine Fläche von sage und schreibe 50.000 Fußballplätzen. Das Ausmaß des Schadholzes betrug 2007 durch Kyrill rund 12,7 Millionen Festmeter landesweit, der jetzt geschätzte Schaden beläuft sich auf rund 22,4 Millionen Festmeter mit einer direkten und indirekten Schadenshöhe von mehr als einer Milliarde Euro.
Düstere Aussichten
„Sturm, Dürre und Borkenkäfer im Hochsauerland“ – zu diesem Thema hatten der Bund Deutscher Forstleute (BDF) und die FDP-Kreistagsfraktion in den Heimkehof in Berghausen eingeladen. Kompetente Referenten malten anhand von Zahlen und Fakten nicht nur ein Schreckensszenarium, sondern ein fast schon hoffnungsloses und katastrophales Bild des Grauens. Angesichts der horrenden Auswirkung des Klimawandels mit drei Dürrejahren in Folge und dem desaströsen Käferbefall selbst in den Höhenlagen der Hochsauerländer Fichtenwälder war es kaum nachzuvollziehen, dass von den eingeladenen zwölf Bürgermeistern im HSK lediglich zwei Amtsinhaber der Einladung gefolgt waren.
Die Berichte der Referenten hinterließen keine Zweifel: Frank Rosenkranz, Leiter des Regionalforstamts Oberes Sauerland berichtete, dass die Schäden durch den Borkenkäfer nicht nur im Umfang, sondern auch in finanzieller Hinsicht, die Schäden nach dem Orkan Kyrill im Jahre 2007 bei weitem übersteigen. Auch Olaf Ikenmeyer, Vor sitzender der Bezirksgruppe Hochsauerland- Soest des BDF, malte düstere Prognosen. Von der Vollbeschäftigung in der Holzwirtschaft könne man sich getrost verabschieden. Rechnerisch ständen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten bis zu 3.800 Arbeitsplätze auf dem Spiel.
Fred-Josef Hansen, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Forstleute NRW erklärte: „Angesichts explodierender Schadensflächen fehlt es unter anderem auch an forstlich bestens ausgebildetem Personal. Es wird nicht gelingen, alles Schadholz aus den Wäldern zu holen.“ Angesichts der Verkehrssicherungspflicht stehe dadurch beispielsweise auch das freie Betretungsrecht der Menschen auf dem Spiel.
Verzweiflung und regelrechte Wut auf der Seite der Waldbesitzer: Was sie teilweise innerhalb von mehreren Generationen aufgebaut haben, ist innerhalb weniger Jahre durch den Käfer vernichtet worden. Es werde zu viel geredet, mit konkreten Hilfen könnten die Waldbauern nicht rechnen. Hansen schätzt den Schaden für die Wälder im Hochsauerlandkreis auf mindestens eine Milliarde Euro. Das Land und seine „Taskforce Käfer“ diskutierten derzeit über Zuschüsse in Höhe von 10 Millionen Euro. Doch die Waldbauern zeigten sich auch kämpferisch. Sie wollen nicht aufgeben, obwohl auch die Zukunft der nachfolgenden Generationen gefährdet ist. Dabei gelte es, gemeinsam für den heimischen Wald zu kämpfen. Ob in Eigeninitiative mit der Errichtung einer stationären Entrindungsanlage oder konkreten Konzepten einer Wiederaufforstung in enger Abstimmung mit den Förstern. Jede Unterstützung ist dabei nicht nur willkommen, sondern auch sicherlich überlebensnotwendig. Sollte dies auch bis in die Politik vordringen, so würden sich sicherlich noch weitaus mehr Waldbauern und Forstleute in ihrem Überlebenskampf ernst genommen fühlen.