Strahlende Kinderaugen – nicht nur zur Weihnacht!

Foto: Stefanie Funke

War früher alles besser? Die Lennestädterin Ulrike Trapp zeigt mit ihrer einzigartigen Sammlung, dass sich das Spielen nicht verändert hat.

Kurz vor Weihnachten war ihre Lieblingspuppe Ursel plötzlich verschwunden. Obwohl die kleine Ulrike verzweifelt nach ihr suchte, war sie nirgends zu finden … Umso mehr strahlten aber ihre Augen, als sie Ursel endlich wiedersah: Am Heiligen Abend lag sie unter dem Weihnachtsbaum – mit neuem Kleidchen, Mützchen und putzigen Söckchen, die das Christkind für sie gehäkelt hatte. Liebevoll wurde die Puppe jahrelang umsorgt und auch heute hat sie noch einen festen Platz in Ulrike Trapps einzigartiger Spielzeugsammlung.

Zwischen Bärenschule und Zirkusmanege 

Es war nur die antike Türglocke, die  geläutet hatte, und doch fühlte ich  mich wie kurz vor der Bescherung,  als ich Familie Trapp in Altenhundem  besuchte. Die nostalgische Spielzeugsammlung  ließ mich gleich an Weihnachten  denken und den Duft von  Bratapfel förmlich riechen, obwohl  die Deko-Kürbisse vor der Haustür  noch den späten Herbst anzeigten.  Ich sollte nicht enttäuscht werden:  Gleich im Flur begrüßten mich die  ersten Teddys und Schaukelpferde. 

Im Treppenhaus, im Wohn- und Esszimmer  und natürlich ganz besonders  in Ulrike Trapps Spielzimmer – überall  entdeckte ich thematisch geordnete  Arrangements: ein gut ausgestatteter  Kaufladen, ein kleiner Zirkus, ein  Stall mit Tieren und natürlich die gut  besuchte Bärenschule, jeweils mit authentischen  Details sorgfältig gestaltet.  Schon lange kann die Sammlerin  ihre Spielzeuge nicht mehr zählen, doch sie kann zu jedem einzelnen Stück eine Geschichte  erzählen. Vieles hat sie ver- und bewahrt, wie etwa den  ersten Teddy ihres Ehemannes, dessen Segelflieger-Kleidung  einst aus einem alten Strumpf genäht wurde; Vieles  ist aber auch im Laufe der Sammel-Jahre dazu gekommen. 

Foto: Stefanie Funke
Foto: Stefanie Funke

Eine Sammlung zum Anfassen 

Besonders „Steiff“-Tiere haben es Ulrike Trapp angetan.  Auf Auktionen, Flohmärkten und in Fachgeschäften war  sie unterwegs, um besondere Exemplare zu ergattern; sogar  einen Workshop hat sie besucht und einen Teddy mit  dem berühmten Knopf im Ohr selbst gestopft. Am liebsten  sind ihr die älteren Modelle, denn die Verarbeitung  hat sich im Laufe der Zeit durchaus verändert.

Und so kann Ulrike Trapp die Frage, warum sie nur älteres  Spielzeug sammelt, schnell beantworten: Es ist auf  Langlebigkeit ausgelegt, wertig hergestellt und kann von  Generationen genutzt werden. Ob es denn nicht längst  seinen Reiz verloren hat? Ob die Kinder von heute nicht  verlernt haben, sich wirklich zu freuen? Keineswegs –  Ulrike Trapp hat regelmäßig Gelegenheit, strahlende  Kinderaugen zu beobachten, wenn sie mit ihren Enkelkindern  in der Sammlung spielt, die eben nicht nur zum  Anschauen da ist. 

Auch Erwachsene dürfen spielen 

Stundenlang sitzt Ulrike Trapp mit Maja (9) und Matthis  (6) am Kindertischchen, Groß und Klein verlieren sich  dabei komplett im Spiel. Dabei reichen oft die einfachsten  Mittel; allein das Stöbern und Auswählen ist jedes  Mal ein Erlebnis. Natürlich haben Maja und Matthis  auch modernes Spielzeug, aber sie wissen es viel mehr zu  schätzen, die Lego-Steine aus der alten Waschmitteltonne  kreativ einzusetzen als einfach nur den vorgefertigten  Bausatz zusammenzufügen.  

Foto: Stefanie Funke
Foto: Stefanie Funke

Nein, die Kinder von heute haben das Spielen nicht verlernt;  wenn überhaupt haben wir Erwachsenen es verpasst,  ihnen im Wust von Geschenkpapier und Päckchenstapel  Gelegenheit dazu zu geben. Vielleicht gelingt es uns  in diesem besonderen Jahr, abseits des üblichen Trubels  zu entschleunigen und uns auf das Wesentliche zu besinnen:  Auf das Kind in der Krippe – und auf die Kinder in  unseren Familien, für die gemeinsame Zeit zum Spielen  das schönste aller Geschenke ist! Und bestimmt findet  sich auf dem ein oder anderen Sauerländer Dachboden  ein angestaubter Kramladen oder der alte Lieblingsteddy  mit großen Knopfaugen, der zu neuem Leben erweckt  werden kann. 

Foto: Stefanie Funke
Foto: Stefanie Funke