
War früher alles besser? Die Lennestädterin Ulrike Trapp zeigt mit ihrer einzigartigen Sammlung, dass sich das Spielen nicht verändert hat.
Kurz vor Weihnachten war ihre Lieblingspuppe Ursel plötzlich verschwunden. Obwohl die kleine Ulrike verzweifelt nach ihr suchte, war sie nirgends zu finden … Umso mehr strahlten aber ihre Augen, als sie Ursel endlich wiedersah: Am Heiligen Abend lag sie unter dem Weihnachtsbaum – mit neuem Kleidchen, Mützchen und putzigen Söckchen, die das Christkind für sie gehäkelt hatte. Liebevoll wurde die Puppe jahrelang umsorgt und auch heute hat sie noch einen festen Platz in Ulrike Trapps einzigartiger Spielzeugsammlung.
Zwischen Bärenschule und Zirkusmanege
Es war nur die antike Türglocke, die geläutet hatte, und doch fühlte ich mich wie kurz vor der Bescherung, als ich Familie Trapp in Altenhundem besuchte. Die nostalgische Spielzeugsammlung ließ mich gleich an Weihnachten denken und den Duft von Bratapfel förmlich riechen, obwohl die Deko-Kürbisse vor der Haustür noch den späten Herbst anzeigten. Ich sollte nicht enttäuscht werden: Gleich im Flur begrüßten mich die ersten Teddys und Schaukelpferde.
Im Treppenhaus, im Wohn- und Esszimmer und natürlich ganz besonders in Ulrike Trapps Spielzimmer – überall entdeckte ich thematisch geordnete Arrangements: ein gut ausgestatteter Kaufladen, ein kleiner Zirkus, ein Stall mit Tieren und natürlich die gut besuchte Bärenschule, jeweils mit authentischen Details sorgfältig gestaltet. Schon lange kann die Sammlerin ihre Spielzeuge nicht mehr zählen, doch sie kann zu jedem einzelnen Stück eine Geschichte erzählen. Vieles hat sie ver- und bewahrt, wie etwa den ersten Teddy ihres Ehemannes, dessen Segelflieger-Kleidung einst aus einem alten Strumpf genäht wurde; Vieles ist aber auch im Laufe der Sammel-Jahre dazu gekommen.

Eine Sammlung zum Anfassen
Besonders „Steiff“-Tiere haben es Ulrike Trapp angetan. Auf Auktionen, Flohmärkten und in Fachgeschäften war sie unterwegs, um besondere Exemplare zu ergattern; sogar einen Workshop hat sie besucht und einen Teddy mit dem berühmten Knopf im Ohr selbst gestopft. Am liebsten sind ihr die älteren Modelle, denn die Verarbeitung hat sich im Laufe der Zeit durchaus verändert.
Und so kann Ulrike Trapp die Frage, warum sie nur älteres Spielzeug sammelt, schnell beantworten: Es ist auf Langlebigkeit ausgelegt, wertig hergestellt und kann von Generationen genutzt werden. Ob es denn nicht längst seinen Reiz verloren hat? Ob die Kinder von heute nicht verlernt haben, sich wirklich zu freuen? Keineswegs – Ulrike Trapp hat regelmäßig Gelegenheit, strahlende Kinderaugen zu beobachten, wenn sie mit ihren Enkelkindern in der Sammlung spielt, die eben nicht nur zum Anschauen da ist.
Auch Erwachsene dürfen spielen
Stundenlang sitzt Ulrike Trapp mit Maja (9) und Matthis (6) am Kindertischchen, Groß und Klein verlieren sich dabei komplett im Spiel. Dabei reichen oft die einfachsten Mittel; allein das Stöbern und Auswählen ist jedes Mal ein Erlebnis. Natürlich haben Maja und Matthis auch modernes Spielzeug, aber sie wissen es viel mehr zu schätzen, die Lego-Steine aus der alten Waschmitteltonne kreativ einzusetzen als einfach nur den vorgefertigten Bausatz zusammenzufügen.

Nein, die Kinder von heute haben das Spielen nicht verlernt; wenn überhaupt haben wir Erwachsenen es verpasst, ihnen im Wust von Geschenkpapier und Päckchenstapel Gelegenheit dazu zu geben. Vielleicht gelingt es uns in diesem besonderen Jahr, abseits des üblichen Trubels zu entschleunigen und uns auf das Wesentliche zu besinnen: Auf das Kind in der Krippe – und auf die Kinder in unseren Familien, für die gemeinsame Zeit zum Spielen das schönste aller Geschenke ist! Und bestimmt findet sich auf dem ein oder anderen Sauerländer Dachboden ein angestaubter Kramladen oder der alte Lieblingsteddy mit großen Knopfaugen, der zu neuem Leben erweckt werden kann.
