„Stopp, ich will wissen, was das ist!“

Dirk Bergmann und sein fast 80 Jahre alter Kübelwagen werden häufiger mal angehalten

„Die vielen spontanen Begegnungen dank des Wagens sind herrlich. Da wird man mitten im Wald immer wieder angehalten, weil die Leute wissen wollen, was das ist – dieser Kübelwagen. Und auch wenn ich mal eben im Dorf Eier kaufen will und meinen Kübelwagen einparke, gibt’s hier und da mal eine Vollbremsung. Ein Mann mit Dortmunder Kennzeichen rief gleich ganz aufgeregt aus seinem Auto, ob ich ihm den Wagen verkaufen wolle. Aber das mache ich natürlich nicht“, sagt Dirk Bergmann und lächelt.

DIE MAGIE EINES ALTEN KÜBELWAGENS

Am 31.12.1944 erblickte der Kübelwagen von Dirk Bergmann das Licht der Welt. Vier Tage später wurde er an das Heereszeugamt in Kassel ausgeliefert und weiter Richtung Berlin verteilt. „Der Wagen hat die letzten Monate des 2. Weltkrieges miterlebt und bis heute ein Einschussloch an der Heckklappe. Natürlich wollten die Menschen nach Kriegsende das Bild des Krieges auslöschen, weshalb die Kübelwagen entweder weggesperrt oder restauriert und optisch verändert wurden“, erklärt Dirk Bergmann, der eine Leidenschaft für historische Dinge hat. „Die Reaktionen auf den Kübelwagen sind trotz der alten Zeit noch nie negativ gewesen. Alle sind immer total begeistert“, ergänzt Stephanie Bergmann, die gerne mit ihrem Mann und dem alten Wagen durch das Sauerland fährt. „Wenn wir durch die Gegend fahren, werden wir häufig gefilmt, fotografiert und natürlich angesprochen. Da muss man die Daten im Kopf immer ganz gut parat haben“, führt die Ehefrau von Dirk Bergmann fort und schmunzelt. Auch wenn die Kriegszeit, aus der der Kübelwagen stammt, schwer war, freuen sich auch die alten Menschen, wenn sie ein solches Fahrzeug auf der Straße sehen. „So ein altes Auto ist einfach magisch. Die meisten wollen ihn unbedingt anpacken, mal reinschauen. Und auch die Älteren freuen sich und sagen oft ‚Mensch, so einen habe ich zuletzt 1940 auf der Straße gesehen. Richtig klasse‘“, berichtet Dirk Bergmann, der gelernter KFZ-Mechaniker ist und durch den Onkel seiner Frau zur Oldtimerszene gekommen ist.

EINMAL ZUR VOGELSTANGE, BITTE!

Wilhelm Ditz hatte einen Schwimmwagen von 1943, mit dem er vierzig Jahre lang den Vogel des Schützenvereins in Olsberg zur Vogelstange gefahren hat. „Seit letztem Jahr machen mein Kübelwagen und ich das. Das ist für alle hier in Olsberg natürlich immer etwas Besonderes“, erklärt der 49-Jährige, der seinen Wagen nie aus dem Auge lässt. „Den parkt man natürlich immer in Sichtweite. Den muss ich immer sehen oder gut behütet in der Garage wissen. Ich habe mittlerweile ein ganz gutes Ersatzteillager. Damit wird der Wagen die nächsten ein bis zwei Generationen locker überleben, wenn man ihn gut pflegt“, versichert Dirk Bergmann, der den Originalmotor ausgebaut und gut verpackt im Heizungsraum verstaut hat. „Es gibt Dinge, die kann man im Leben nur einmal kaufen. Bei seltenen Ersatzteilen muss man einfach zuschlagen, erst recht, wenn man sie in der Originalfarbe bekommen kann. Auf diese Weise puzzle ich mir das Original peu à peu wieder zusammen“, sagt der Elleringhäuser, der mit der Zeit des Nationalsozialismus behutsam und sensibel umgeht.

ZURÜCK ZUM ORIGINAL

„Die Zeitzeugen sterben nach und nach weg. Damit wird die Zeit vergessen und ein Stück Geschichte geht verloren“, erklärt Dirk Bergmann, der mit seinem Wagen jedes Jahr an der Oldtimer-Rundfahrt in Brilon teilnimmt und sein altes Auto mit kleinsten Details aus der damaligen Zeit ausstattet. „Mit der Zeit wird der Kübelwagen immer originaler. Ich habe Feldtaschen besorgt, einen Spaten angebracht und Suchscheinwerfer von damals installiert. Es sind die Kleinigkeiten, die ihn wieder im Originallook erscheinen lassen“, sagt der Technikliebhaber, der seinen Oldtimer auch mit in den Urlaub nimmt.

DER SPEZIELLE GERUCH NACH ÖL UND BENZIN

„Der Kübelwagen hat 24,5 PS, 1131 ccm und kann maximal 70 Kilometer pro Stunde fahren. Bis nach Österreich würde er locker fahren können, aber die Reisezeit würde dann doch zu lange dauern. Deshalb nehmen wir ihn immer auf dem Anhänger mit und genießen mit ihm die Touren durch die österreichischen Berge“, erzählt der Familienvater, der immer wieder für besondere Fahrten angefragt wird. „Es gibt immer wieder Hochzeitsanfragen. So eine Fahrt mit dem Kübelwagen ist natürlich etwas anderes als mit einem modernen Auto. Es riecht nach Öl, Benzin und ungefilterten Abgasen. Man entschleunigt ungemein, kann bei 60 bis 70 Kilometern pro Stunde die Natur ganz anders genießen und fährt einfach, weil man will – nicht, weil man muss“, schwärmt Dirk Bergmann, der sich immer freut, wenn spontan jemand ruft: „Stopp, ich will wissen, was das ist!“

„STOPP, ICH WILL WISSEN, WAS DAS IST!“ Dirk Bergmann und sein fast 80 Jahre alter Kübelwagen werden häufiger mal angehalten
„STOPP, ICH WILL WISSEN, WAS DAS IST!“ Dirk Bergmann und sein fast 80 Jahre alter Kübelwagen werden häufiger mal angehalten