Stollenbunker

Ehrenamtliche Restaurierungsarbeit in Belecke und Warstein

Viele hundert Stunden ehrenamtlicher Knochenarbeit stecken in der Restaurierung der beiden alten Stollenbunkeranlagen in Belecke und Warstein. In beiden Orten haben sich Vereine gefunden, die sich der zu verfallen drohenden Zeugnisse der jüngeren Geschichte angenommen haben. Es ist ihnen gelungen, aus den beiden im zweiten Weltkrieg angelegten Luftschutzstollen echte Sehenswürdigkeiten zu machen, die wetterunabhängig besucht werden können und die beide ihren ganz eigenen Charme haben. In Warstein steht das Thema Wasser im Vordergrund, in Belecke die lebendige Geschichte.

Durch lebende Geschichte zum Hellwalk

Der Stollenbunker in Belecke gehört zum historischen Ensemble der markanten Stütings Mühle mit ihrem großen Wasserrad. Betreut wird das Ensemble vom Kultur- und Heimatverein BADULIKUM e.V., der in der Muhle ein Informationszentrum zur Heimatgeschichte eingerichtet hat. Genutzt wurden dafür im Jahr 2019 Fördergelder aus dem Förderprogramm „Heimat-Zeugnis“ des Landes NRW. Zu den geforderten Maßnahmen gehörte es auch, den Stollenbunker neu zu vermessen und zu sichern. Seit 2021 ist er im Rahmen von Führungen für die Öffentlichkeit zuganglich. Neben öffentlichen Veranstaltungen ist eine Besichtigung des ganzen Ensembles einschließlich des Stollenbunkers auf Voranmeldung auch in kleinen Gruppen möglich.

Quelle: WOLL Magazin

Mit besonderem Einfallsreichtum und viel Detailarbeit haben die Ehrenamtlichen des Vereins dafür gesorgt, dass die in doppelter Weise bedruckende Geschichte des Bunkers wieder lebendig wird. In einer Nische wurde eine erschreckend primitive Sanitätsstation authentisch rekonstruiert. In einem Quergang treten den Besuchern Zeitzeugen fast persönlich gegenüber und berichten von ihren traumatischen Kindheitserlebnissen im Bunker – moderne Hologrammtechnik macht es möglich. Ebenso bedruckend ist, dass bei dem Bau des Bunkers auch Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Eine besondere Überraschung wartet am Ende des begehbaren Bereiches auf den Besucher: Die letzten Stollenmeter hat der Heimatverein so belassen, wie der Stollen 2019 vorgefunden wurde. Von einer kleinen Kanzel blickt man auf einen knöcheltiefen Sumpf aus ölig schillerndem Schlick, verfaulten, umgestürzten Holzstutzen und Trümmerteilen. So sah der ganze Stollen mal aus. In Erinnerung an die höllische Arbeit, die es war, das aufzuräumen, wurde dieses letzte Stuck „Hellwalk“ getauft – auch vielleicht weil das letzte begehbare Wegstück technisch an einen Skywalk erinnert, wie man ihn sonst an Aussichtspunkten findet.

Kristallklares Wasser

In Warstein kümmert sich der Verein der Freunde des Bullerteichs e.V. um den direkt dem Teich gegenüberliegenden Stollenbunker. Der Bullerteich – im Warsteiner Stadtkern direkt an der Hauptstraße gelegen – hat seinen Namen von den aufsteigenden Blasen erhalten, die auf das Entstehen von natürlicher Kohlensaure im Kalkstein unter dem Teichboden schließen lassen. Eine mit dem Teich in Verbindung stehende Quelle entdeckte man beim Bau des Luftschutzstollens auf der anderen Seite der Hauptstraße. Nach dem Krieg entstand dort eine Anlage, die zweiteilig für die Trinkwassergewinnung genutzt wurde. Diese Anlage kann heute durch ein Fenster an der Straße jederzeit besichtigt werden.

Quelle: WOLL Magazin

Noch sehenswerter ist aber der dahinter gelegene Stollenbunker, der lange Zeit nicht zuganglich war. Auch hier ist es dem unermüdlichen Engagement der Ehrenamtlichen zu verdanken, dass das Zeugnis der Geschichte wieder erlebbar ist. Der Hohepunkt dieses Stollens ist zweifellos ein kristallklarer, unterirdischer See. Er ist erst nach dem Krieg bei Sprengarbeiten entstanden. Man wollte unter dem Stollenboden eine neue Trinkwasserquelle erschließen. Da sie nicht ergiebig genug war, wurde das unterirdische Bauwerk für Jahrzehnte verschlossen. Heute ist der Teich vor allem für Fotografen ein willkommenes Motiv.