Start ins Berufsleben – auch mit Handicap

Ausbildung im BBW Bigge für Jugendliche mit Beeinträchtigung  

Die Herausforderung zum Ende der Schulzeit ist für junge Menschen mit Beeinträchtigung wesentlich größer als bei Gleichaltrigen. Wie soll es nach dem letzten Schultag weitergehen? Welcher Betrieb wird ihnen einen Ausbildungsplatz anbieten, wenn bisher vielleicht nicht einmal ein regulärer Schulabschluss erzielt wurde? Dabei ist eine gute Qualifikation enorm wichtig, um beruflich Fuß zu fassen und den Lebensweg möglichst selbstständig gehen zu können. Hier kommen Berufsbildungswerke ins Spiel. Ein solches gehört zur Sauerländer Josefsheim gGmbH. 

Die Schulzeit neigt sich dem Ende zu. Die Mitschüler schmieden bereits Berufspläne und träumen von großen Herausforderungen. Doch wie soll es für Mia weitergehen? Mit ihrer körperlichen Beeinträchtigung hat sie es nicht leicht. Liebevolle Begleitung durch die Familie, Förderung in der Schule – all das war immer gegeben. Doch der bevorstehende Schritt ins Berufsleben fällt schwer. Wie soll sie künftig ihr Leben meistern und den oft harten Joballtag bestehen? Gemeinsam mit ihren Eltern kam sie jetzt nach Bigge, um sich im Rahmen der Job Navi-Tage über ihre Möglichkeiten und ihren aussichtsreichen Weg in den Beruf zu informieren.  

Ausbildung nach Maß in acht Berufsfeldern 

Klaus-Peter Körner und Christiane Gottschalk sind als Sozialpädagogen und Integrationsmanager die künftigen Begleiter für alle, die eine Ausbildung am Berufsbildungswerk Bigge (kurz: BBW Bigge) absolvieren. „Wir bieten den jungen Leuten die Ausbildung in verschiedensten Berufsfeldern an, beispielsweise im technischen Bereich, in der Hauswirtschaft oder der Agrarwirtschaft, aber auch in kaufmännischen oder verwaltenden Berufen“, informiert Körner. „Während unserer Job Navi-Tage können bei den Schülern Ideen entstehen, welche Ausbildung zu ihnen passt. Dafür öffnen wir die Tore zu unserem BBW und lassen sowohl die aktuellen Azubis als auch deren Ausbilder zeigen und berichten, welche Herausforderungen, aber auch Erfolge erlebt werden. Zusätzlich kann man sich über das Internat, die Außenwohngruppen und den attraktiven Freizeitbereich hier auf dem Campus informieren.“ 

Im Mittelpunkt der Mensch 

„Die Ausbildung im BBW Bigge dauert im Normalfall genauso lang wie in der freien Wirtschaft“, ergänzt Christiane Gottschalk. „Auch die Abschlussprüfung, vor den Kammern, z.B. der IHK, ist dieselbe. Die Besonderheit bei uns ist, dass wir, im Gegensatz zu herkömmlichen Ausbildungsbetrieben, dank Stütz- und Förderunterricht viel mehr Zeit für individuelles Lernen haben, um letztlich das erforderliche Bildungsniveau zu erzielen. Zudem wird jeder der jungen Menschen kontinuierlich durch unser Case Manager-Team begleitet. Das beginnt bereits vor der Ausbildung und endet nicht erst mit dem Ausbildungsende. Nahezu wie Eltern kümmern wir uns beispielsweise darum, dass der junge Mensch pünktlich in der Schule oder am Arbeitsplatz erscheint oder das Führen des Berichtsheftes nicht vergisst. Wenn ein Vorstellungsgespräch stattfindet, sind wir gern die hilfreiche Begleitung. Getreu unserem Motto „Im Mittelpunkt der Mensch“ unterstützen wir individuell und zielgerichtet da, wo es gebraucht wird.“ 

Gelebte Inklusion 

Das Gelernte soll natürlich später auch angewendet werden. Gottschalk erklärt: „Rund die Hälfte der Ausbildungszeit findet als Praktikum in heimatnahen Betrieben statt. Viele unserer Azubis hinterlassen dabei gute Eindrücke und schaffen sich damit wertvolle Kontakte für die spätere Arbeitsplatzsuche. Und die Betriebe haben die Möglichkeit, sich den Azubi in aller Ruhe kennen zu lernen und zu prüfen, ob er oder sie ins Team passen würde. Oft wird daraus eine kleine Erfolgsgeschichte, die ohne die Ausbildung hier im Hochsauerland nicht stattgefunden hätte. Wir sind immer richtig stolz, wenn wir auch nach einigen Jahren noch vom erfüllten Berufsleben unserer ehemaligen Schützlinge hören. Gelebte Inklusion pur!“ 

Vorberuflicher Bildungsbereich zur Orientierung 

Die Eltern von Mia sind sich unsicher, ob ihre Tochter den Herausforderungen einer Ausbildung gewachsen ist – und falls ja, was wäre das Richtige für sie? Ist ihr Körper stark genug für die Anforderungen an eine Hauswirtschafterin, oder käme die Arbeit als Mediengestalterin am PC oder als Produktdesigner eher für sie in Frage? Klaus-Peter Körner kann beruhigen: „Generell empfiehlt sich unser Vorberuflicher Bildungsbereich. Die jungen Menschen durchlaufen dabei mehrere Ausbildungsbereiche. Während dieser Zeit kann sich zeigen, was zu ihrem Behinderungsgrad und ihren Fähigkeiten passt und wie es danach weitergehen kann. Wird es tatsächlich die klassische Berufsausbildung, oder sind dabei die Anforderungen (noch) zu hoch? Es besteht auch meist die Möglichkeit, sich mit weniger Theorie als Fachpraktiker in anerkannten Berufen ausbilden zu lassen. So kann beispielsweise in der Holztechnik sowohl der Tischlerberuf erlernt werden, aber auch der des Fachpraktikers für Holztechnik. Erfolgversprechende Chancen auf dem Ersten Arbeitsmarkt haben Beide, insbesondere im handwerklichen Bereich.“ 

Das Berufsbildungswerk Bigge gehört zur Josefsheim gGmbH und ist eins von über 50 BBWs in Deutschland. Zielgruppen hier im Hochsauerland sind junge Menschen mit Körper-, Lern- und Hörbehinderungen oder weiteren Einschränkungen, wie z.B. Autismus oder ADHS.  

Sowohl die Ausbildung als auch die Unterbringung werden gefördert durch die Agentur für Arbeit, die einen Nachweis für den erforderlichen REHA-Status ausstellt.  

Weiterführende Infos zum BBW Bigge online oder www.bbw-bigge.de oder direkt telefonisch unter 02962 800-477.