Starke Wurzeln

Ein Besuch beim Waldkünstler Arjen Cornelis Baaijens

Wie jeder weiß, ist das Sauerland bei unseren niederländischen Nachbarn sehr beliebt. Manchen gefällt es hier so gut, dass sie ganz bleiben. So wie Arjen Cornelis Baaijens und seine Frau Bionda van Corler, die ihr Beruf vor fast dreißig Jahren ins Land der tausend Berge brachte. Sie ist Logopädin, er Tischler und passionierter Wurzelforscher. Bereits als Kind entdeckte der kleine Arjen seine große Leidenschaft für den Wald, für Holz und Wasser. Während seiner ausgedehnten Streifzüge in die Natur beschloss er, auf jeden Fall einen Beruf zu ergreifen, bei dem man die Dinge mit den Händen spüren und gestalten kann. Gedacht, getan. Schon mit 14 Jahren begann Arjen eine Ausbildung zum Tischler, Zimmermann und Polier, die er mit 19 Jahren erfolgreich abschloss. Danach arbeitete er ein Vierteljahrhundert in verschiedenen Tischlereien, zuerst in Amsterdam und danach überall in Deutschland, bis er sich Mitte der 90er in Altena-Evingsen niederließ und dort sein Haus baute. Aus Holz natürlich. Und ganz alleine. Hut ab, Herr Tischlermeister. Von hier aus fährt er zu seinen Kunden, führt Schreinerarbeiten aus und fertigt exklusive Möbel an, vom Einzelobjekt bis zur kompletten Küche.

„Das ist immer wieder eine Herausforderung und macht nach wie vor total Spaß. Aber ich wollte auch immer etwas ganz für mich machen, denn ich sehe und fühle Holz tief in meiner Seele, eben nicht nur als tollen Werkstoff, sondern als Geschenk der Natur.“ Bei seinen täglichen Wanderungen mit Hündin Mieke durch die schönen Wälder des Sauerlandes fand er die perfekte Inspiration für seine künstlerische Arbeit: „Überall lagen wunderbare alte Eichenstämme, krumme Äste und mächtige Wurzeln, an denen viele achtlos vorübergehen. Diese echten Sauerländer Heimatgewächse nehme ich mit nach Hause, wo ich ihnen ihre natürliche Wertigkeit und Eleganz zurückgebe, ohne dabei den natürlichen Charakter des Materials zu verändern.“

Für seine unverwechselbaren Skulpturen verwendet Arjen meistens die Stämme, Äste und Wurzeln von Sauerländer Eichen, die schon vor langer Zeit gestorben sind. Zuerst trocknet das Stammholz stehend aus, später stürzen die Eichen um und liegen auf dem Waldboden, wo ihr Holz jahrzehntelang dem Einfluss der Witterung und kleinster Lebewesen ausgesetzt ist. So entstehen immer mehr Risse im harten Holzkern und die auflösende Kraft der Natur hinterlässt sichtbare Spuren. „In den sauerländischen Wäldern ist die Eiche für meine Kunstwerke geeignet, weil die Rinde und das Splintholz der Eiche nur sehr langsam von außen nach innen verfallen und die Natur dadurch besonders lange Zeit hat, auf das Holz einzuwirken.“

Auf den ersten Blick sieht altes Eichenholz unscheinbar, dreckig und unbrauchbar aus, aber der übriggebliebene Kern zeigt oft, wie haltbar so eine Heimateiche ist. Dort verbirgt sich für den Künstler die wahre Schönheit des Holzes. „Meistens ist der Kern noch gut erhalten und wird durch die Zeit und die Witterung zu einem individuellen Charakter geformt. Schicht für Schicht entferne ich zunächst Moos, Erde und das weiche Holz. Danach erst kann ich langsam erkennen, ob das Fundstück für ein Kunstwerk geeignet ist. Wenn ich Glück habe, entdecke ich eine wunderschöne Form mit einer einzigartigen Holzstruktur. Das ist jedes Mal anders und spannend für mich.“

Für die Entfernung verwendet Arjen verschiedene Schnitzwerkzeuge, Bürsten, Feuer und Wasser, auf chemische Mittel verzichtet er aus Prinzip. Nach der Säuberung und Trocknung des Holzes schleift der Waldkünstler die Oberfläche sorgsam glatt. Auch hier verzichtet er auf jegliche unnatürliche Behandlung des Holzes: „Nur so bleibt die natürliche Ausstrahlung erhalten.“ Auch die wunderschönen Sockel steine, die er für viele Kunstwerke verwendet, stammen aus dem heimischen Wald oder vom nahen Ufer der Lenne.

Im Garten hinter seinem Haus zeigt uns Arjen eines seiner Lieblingsobjekte, eine mächtige Kugel aus dem Wurzelholz einer Altenaer Eiche. Man kann klar erkennen, dass sie ursprünglich aus zwei Eichen entstanden ist, deren Stämme später zusammengewachsen sind. Und obwohl die alte Eiche längst tot ist, spürt man, wie ihre heimatliche Seele in dieser wunderschönen Kugel weiterlebt.