Ständig unter Strom: Der Mensch

Elektrische Nervenimpulse kontrollieren jede Funktion unseres Körpers. Bei jedem Herzschlag, bei jeder Bewegung, bei jedem Gedanken spielen elektrische und elektromagnetische Felder die Hauptrolle. Bei einem gesunden Menschen fließen dabei Gleichstrom-Mikroströme von 60 bis 70 Mikroampere*. Zum Vergleich: Schaltet man den 2000-Watt-Fön an, so fließen circa 8.7 Ampere durch die Steckdose. 

Lauter kleine Leuchten 

Es gibt viele Menschen, von denen man sagt, dass sie keine großen Leuchten sind. Genau genommen könnte man das von allen Menschen behaupten. Das ist sogar wissenschaftlich erwiesen und zwar von dem Physiker Fritz-Albert Popp. Ihm gelang 1975 der experimentelle Nachweis der Biophotonen. Damit gemeint ist das Licht, das jede lebendige Substanz von sich gibt, ein Licht mit Wellenlängen zwischen 200 und 800 Nanometer. Um das zu sehen, benötigte man allerdings ein Sichtgerät, das flackerndes Kerzenlicht noch in einer Entfernung von 20 Kilometern erkennt. Riesenglühwürmchen sind wir Menschen deshalb jedoch nicht, denn die Leuchtstoffe, die diese Lebewesen in sich tragen, sind chemischer Art.  

Wie kommt der Strom in die Körperzelle? 

Jede Zelle unseres Körpers ist negativ geladen, wie eine Art Batterie. Die Spannung darin entsteht durch ein Konzentrationsgefälle der verschiedenen Ionen*. Durch dieses elektrochemische Gefälle werden Nährstoffe und Stoffwechselprodukte aufgenommen. Ist eine Zelle im Ruhezustand, enthält sie in ihrem Innern elektrisch geladene Kalium-Atome, an der Zellenwand befinden sich geladene Natrium-Atome. Bei Erregung der Zelle, wechseln die Atome ihre Ladungen, dadurch verändert sich die elektrische Spannung. Die Ionen, die positiv geladene Teilchen, sorgen also dafür, dass Strom fließt. Auf ihrer Reise durch den Körper nutzen Natrium-, Kalium- oder Chlorid-Ionen unsere Körperflüssigkeiten. 

Neuronen leiten Strom 

Um sich untereinander zu verständigen, benutzen unsere Nervenzellen chemische Botenstoffe, aber auch Nervenimpulse, elektrische Signale, die sich entlang der langen Nervenfaser (Axon) bis zur Synapse fortsetzen. Dann erfolgt die Informationsübertragung über die Synapse zur Empfängernervenzelle (Neuron). 

1976 entwickelten Forscher eine Technik, mit der sich zum ersten Mal der Strom messen ließ, der durch einen Ionenkanal fließt („Patch-Clamp-Technik“). Ionenkanäle spielen eine universelle Rolle. Sie vermitteln nicht nur die elektrische Aktivität von Nerven- und Muskelzellen, sondern übersetzen auch physikalische oder chemische Sinnesreize in neuronale Signale.  

Das schlagende Herz 

Ab der 10. Schwangerschaftswoche lassen sich im Mutterleib Herzaktionen erkennen. Ausgelöst vom sog. Reizbildungssystem erfolgt die Zündung des „Herzmotors“. Dieses System (Sinusknoten) besteht aus Zellen, die sich in der Wand des rechten Vorhofs befinden. Der Sinusknoten ist sozusagen der „Schrittmacher“ des Herzens, gibt vor, wie häufig das Herz pro Minute schlägt. Jedes Mal entsteht dabei ein elektrischer Strom. Das Herz zieht sich durch die elektrische Erregung zusammen und kann so das Blut in den Körper pumpen. 

Drahtige“ Sportler 

Auch die Steuerung unserer Muskeln geschieht durch elektrische Signale. Kein Wunder, dass gerade Menschen, die besonders viel Sport treiben, als „drahtig“ beschrieben werden, ihre „Drähte“, ihre elektrischen Leitungsbahnen, sind besonders aktiv. Bei Muskel-Beschwerden muss manchmal allerdings nachgeholfen werden. Das geschieht z. B. durch Reizstrom bei Schmerzbehandlungen, zur Durchblutungsförderung und Muskelkräftigung.  

Für uns Menschen ist es also enorm wichtig, stets alle Körperzellen in Bewegung zu halten, damit der Strom fließen kann. Den besonders quirligen und hyperaktiven unter unseren Zeitgenossen sagt man nach, dass sie „unter Strom“ stehen.  Spätestens seit der Stromfluss wissenschaftlich – bei allen Menschen – nachweisbar ist, sollte man bei ihnen vielleicht eher von Starkstrom sprechen. 

*Ion= geladenes Atom oder Molekül