St. Elisabeth Hospiz: Wegbereitung der Hospizbewegung in Altenhumdem

Foto: Gaby Selbach

Cicely Mary Strode Saunders, englische Krankenschwester, Sozialarbeiterin und Ärztin, eröffnete im Jahre 1967 mit dem Christopherus-Hospiz die weltweit erste Einrichtung ihrer Art in London. Es dauerte mehr als 20 Jahre, bis die Idee von einer fürsorglichen Begleitung von Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt auch auf dem Kontinent Fuß fasste. Einer der großen Wegbereiter war die St.-Agatha-Pfarrgemeinde in Altenhundem, unter deren Ägide bereits das St.-Josefs-Hospital für die gesundheitliche Versorgung im östlichen Kreis Olpe zuständig war. Pastor Hans-Josef Feldhagen, die Landtags-Abgeordnete Elsbeth Rickers, die unvergessene Pflegedienstleiterin Agnes Stinn und Chefarzt Dr. Robert Volk sowie ihre Mitstreiter und Mitstreiterinnen griffen 1988 die Hospiz-Idee auf. In der Karwoche 1989 wurde der Verein St. Elisabeth Hospiz aus der Taufe gehoben, Martin Schäfer zum Geschäftsführer gewählt. Alle Beteiligten hatten eine wahre Mammutarbeit zu bewältigen, bis schließlich das Hospiz am 21. November 1991 seine Pforten öffnen konnte. Gemeinsam mit den Hospizen in Mönchengladbach, Recklinghausen und Aachen bildeten fortan die Altenhundemer die Keimzelle der Hospizbewegung in ganz Deutschland beziehungsweise dem europäischen Festland. Inzwischen gibt es allein in Deutschland 240 stationäre Hospize.

Ein Hospiz, das viel bewegt

Der Einsatz der insgesamt 22 festangestellten (10,8 Planstellen) Mitarbeiterinnen wäre sicherlich ohne die Unterstützung durch 35 ehrenamtliche Sterbegleiter und Sterbebegleiterinnen nicht zu bewältigen – in einer Einrichtung in der die sechs Gäste liebevoll rund um die Uhr betreut werden. Neben dem menschlichen Einsatz ist auch das finanzielle Engagement des 650 Mitglieder zählenden Vereins riesengroß. Martin Schäfer: „In den fast 30 Jahren unseres Bestehens mussten wir jährlich etwa 300.000 Euro durch Spenden aufbringen.“ Dabei kann sich der Geschäftsführer des Vereins auf eine „Gemeinde“ treuer Spender und Spenderinnen verlassen. Zudem kamen ihm seine hervorragenden Kontakte zu Militär- und Blasorchester aus ganz Europa zugute. Legendär sind die „Hospiz-Konzerte“ mit Musikern unter anderem aus Russland, Schweiz, Skandinavien oder den Benelux- Staaten. Obligatorisch bei deren besuchen im Sauerland war der Empfang im Elisabeth-Hospiz, der bei vielen Orchesterchefs und -dirigenten für ebenso eindrückliche wie nachhaltige Gefühle sorgten. Mit Tränen in den Augen zeigte sich der musikalische Leiter aus den Niederlanden tief gerührt: „So etwas gibt es bei uns nicht. Stattdessen gibt es dann eine Pille – und das war es dann.“ Dieses Hospiz könne sich auch fortan jederzeit auf die Unterstützung durch seine Musikerinnen und Musiker verlassen.

Seit der Eröffnung im Jahre 1991 wurden in dem Hospiz rund 1.500 Menschen begleitet. In einer Art und Weise, die dem Wahlspruch „Den Weg gemeinsam gehen“ nur allzu gerecht wird. Im kommenden Jahr kann das Hospiz also auf sein 30-jähriges Bestehen zurückblicken, auf die bescheidenen Anfänge in den Räumen des ehemaligen Krankenhauses – ohne jegliche Zuschüsse aus öffentlichen Programmen. Elsbeth Rickers leistete ganze Arbeit, um doch noch einige finanzielle Töpfe zu öffnen. Schon damals legten die Verantwortlichen neben einer gemütlichen Ausstattung beispielsweise mit Holzfußböden allergrößten Wert auf menschliche Zuwendung und liebevolle Begleitung.

Dr. Robert Volk hatte auch im überregionalen Kreis etliche Dispute in Sachen Schmerztherapie auszufechten. Warf man ihm doch im Rahmen der Schmerztherapie vor, die Gäste im Hospiz süchtig zu machen. Vorwürfe, die heutzutage längst wissenschaftlich widerlegt sind. Dr. Volk damals: „Die Würde des Menschen beinhaltet sicherlich auch eine Schmerzfreiheit.“

Ein Blick in die Zukunft

Wie sieht die Zukunftsperspektive für das Elisabeth-Hospiz aus? Daran, dass es grundsätzlich Menschen ohne Ansicht von Nationalitäten, Religionen oder Finanzkraft aufnimmt, wird sich natürlich nichts ändern. Die Gäste werden auch weiterhin nicht nur aus dem gesamten Kreis Olpe, sondern auch aus dem Siegerland, dem Hochsauerland und dem Märkischen Kreis kommen. Eine Kooperation mit dem (bisher nur ambulanten) Hospiz im benachbarten Plettenberg sind die Altenhundemer bereits eingegangen. Die Pläne für eine Erweiterung des Hospizes von sechs auf dann neun Betten liegen bereits fertig in der Schublade.

Und auch die Finanzierung in einem Umfang von rund 2,2 Millionen Euro steht. Ein Traum für Martin Schäfer und seine Mitstreiter ist es, wenn das „neue“ Hospiz zu dessen 30. Geburtstag am 21. November 2021 seine Pforten öffnen könnte.