St. Elisabeth Hospiz: „Hier wird gelebt“

Foto: Gaby Selbach

Palliativ-Krankenschwester Sandra Tigges und ihre Kolleginnen und Kollegen des St. Elisabeth Hospizes in Lennestadt-Altenhundem bereiten ihren todkranken Gästen mit viel Engagement und Einfühlungsvermögen einen würdevollen Lebensabend.

Etwas beklommen betrete ich das Haus „Auf der Ennest 38“ in Lennestadt-Altenhundem. Dem Namen nach ist es eine „Herberge“. Doch ich war noch nie in einem „Hospiz“ – ein Ort, an dem Todkranke ihre letzte Zeit verbringen können. Sandra Tigges empfängt mich gut gelaunt am lichtdurchfluteten Eingang des Hospizes in der oberen Etage. Überraschenderweise duftet es nach frisch gebackenen Waffeln. „Im Josefinum wird wieder gebacken“, klärt sie mich lachend auf. Große Pflanzen, gemütliche Möbel, eine eindrucksvolle Engelsskulptur, geschmackvolle Bilder, viele Kerzen – die heimelige Atmosphäre setzt sich in der gemütlichen, liebevoll dekorierten Einrichtung fort.

„Möchtet ihr es euch im Wohnzimmer zum Interview gemütlich machen?“, fragt die stellvertretende Pflegedienstleiterin Heidrun Pahlke. Neben vielen weiteren Aufgaben koordiniert sie die Dienste und erledigt die bürokratischen Aufgaben. „Ins Wohnzimmer?“, frage ich erstaunt. „Ja, klar. Wir haben ein gemütliches Wohnzimmer mit Sofa, Sesseln, Stereoanlage, angrenzender Terrasse und allem, was man so braucht. Hier sollen sich alle wohlfühlen. Das Hospiz ist schließlich für unsere Gäste die letzte Station im Leben. Da will man es doch schön haben“, wieder lacht Sandra herzlich, meine Beklommenheit ist längst verschwunden. Seit zwei Jahren arbeitet die 33-Jährige hier.

Der Gast ist König

„Die Arbeit im Hospiz als Palliativ-Pflegefachkraft ist mein absoluter Traumjob“, erzählt Sandra. Vor 13 Jahren legte sie ihr staatliches Examen als Gesundheits- und Krankenpflegerin ab, zwei Jahre später absolviert sie ihre Weiterbildung in der Hospiz- und Palliativpflege. Schon während ihrer Ausbildung fasziniert sie die Palliativpflege und sie versorgt im ambulanten Pflegedienst sterbenskranke Menschen. „Man ist nah am Patienten, nimmt an seinem Leben teil und begleitet ihn während seiner Sterbezeit. Das ist sehr privat und man trägt eine besondere Verantwor tung. Man muss Empathievermögen und Geduld haben“, beschreibt sie die besonderen Herausforderungen ihrer Arbeit.

„Alle unsere Gäste kommen mit einer besonderen Geschichte, einem speziellen Krankheitsverlauf, persönlichen Vorlieben. Darauf möchten wir bestmöglich eingehen. Deshalb ist jeder Tag, jeder Dienst anders. Wir versuchen, den Gästen ihre Zeit hier so angenehm wie möglich zu machen und gehen natürlich gerne auf ihre Wünsche ein. Wir haben schon zusammen gebacken und bestellen Pizza, wenn jemand Lust darauf hat, oder laden eine Clownin zur unterhaltsamen Ablenkung ein.“ Das alles ist für die Gäste kostenlos. Das Hospiz finanziert sich aus Beiträgen der Pflege- und Krankenkassenversicherung und darüber hinaus aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen des „Vereins Hospiz zur heiligen Elisabeth e.V.“

„Hier wird gelacht und geweint“

In der Regel beginnt Sandras Dienstantritt mittags mit einem Übergabegespräch, bei dem Besonderheiten oder Auffälligkeiten der letzten Stunden besprochen werden. Danach stellen die Pflegefachkräfte die Medikamente, verteilen Kaffee und Kuchen, erledigen die anfallenden pflegerischen Tätigkeiten, die Dokumentation, betreuen Besucher ihrer Gäste. „Auch sie sollen sich bei uns wie zuhause fühlen. Ein köstliches Eis oder ein kaltes Bierchen haben wir immer parat“, erzählt Sandra mit einem Augenzwinkern. „Hier dürfen alle Emotionen ausgelebt werden: Es wird gelacht und geweint – hier wird gelebt! Der Tod gehört zum Leben ganz einfach dazu. In unserer Gesellschaft ist das aber leider immer noch ein Tabuthema.“

Foto: Gaby Selbach
Foto: Gaby Selbach

Eine Besonderheit bei ihrer Tätigkeit im Hospiz ist die Zeit, die sich die Pflegerinnen und Pfleger für die Gäste nehmen können. Sandra betont, dass die Menschen, die bei ihnen ihren Lebensabend verbringen, keine Patienten, sondern Gäste sind. „Das ist ein gravierender Unterschied zum Dienst im Krankenhaus. Wir haben die Möglichkeit, mit unseren Gästen in Ruhe zu sprechen, für sie da zu sein und uns einfach zu ihnen ans Bett zu setzen und ihnen zuzuhören, ihre Hand zu halten. Wir müssen nicht von einem Patienten zum nächsten hetzen“, freut sich die Mutter von zwei Kindern über die guten Arbeitsbedingungen.

Das Hospiz bietet Platz für sechs Gäste und hält ein Besucherzimmer bereit, falls Angehörige und Freunde über Nacht oder in Notsituationen länger bleiben möchten. Und der Bedarf an Hospizplätzen ist groß. Sandra erzählt: „Wir haben eine lange Warteliste und wir wünschen uns, dass wir mit der Zeit weiterwachsen und mehr Menschen eine Herberge und ein Zuhause für ihre letzte Lebenszeit bieten können.“

Mit dem Tod vor Augen im Hospiz umsorgt zu werden, lachen zu können, weinen zu dürfen, aufgefangen werden. Eine schöne Vorstellung von der Zeit, über die wir am liebsten gar nicht nachdenken möchten. Und so verlasse ich leichten Herzens das St. Elisabeth Hospiz. Vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder – wenn auch hoffentlich erst in ein paar Jahrzehnten.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter:
www.st-elisabeth-hospiz.de
Kontakt:
St. Elisabeth Hospiz
Auf der Ennest 38
57368 Lennestadt
Tel. 02723 / 606 4400
Fax 02723 / 606 4408

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