Simon Eickhoff – ein Mann – ein Bart – drei Bands

Quelle: privat

bodenständig und bescheiden – ein typischer Sauerländer eben

Der junge Mann aus Halberbracht singt und spielt seit über zehn Jahren als Sänger und Gitarrist in verschiedenen Bands und ist seit 2016 zudem als Solokünstler unterwegs. WOLL möchte mehr über die Bands, den Musiker, seine Motivation und die Botschaften hinter den Songs erfahren.

WOLL: Du spielst in drei verschiedenen Bands – wie kam es dazu?
Simon:
Ich habe mit 15 angefangen, Gitarre zu spielen und habe seitdem schon in verschiedenen Bands gespielt. Dass ich nun quasi musikalisch dreigleisig fahre, hat sich einfach ergeben.

WOLL: Seit wann gibt es The Oak Yard und wie kam es zu der Namensgebung?
Simon:
Ende 2014 hat sich meine damalige Band aufgelöst und einige Bandmitglieder haben sich dann zu The Oak Yard zusammengeschlossen. Ursprünglich wollte ich ein Soloprojekt machen und habe mich The Oak Yard             genannt, das ist ganz simpel die Übersetzung von Eickhoff. (grinst) Das Soloprojekt habe ich schließlich hintangestellt und die Band hat den Namen übernommen.

WOLL: Spielt ihr immer noch in der ursprünglichen Besetzung? Wer gehört zur Band, was macht ihr beruflich und wo habt ihr eure Wurzeln?
Simon: Neu in der Band sind unser zweiter Schlagzeuger Emil Lulkin und Marwin Feldhaus (E-Gitarre), die anderen sind alle von Anfang an dabei: Irina Eickhoff (Violine), Hendrik Siebeneich (Bass), Hubi Sonntag (Schlagzeug), David Bremerich (E-Piano) und ich.

Wir sind alle im Sauerland aufgewachsen, wohnen aber teilweise nicht mehr hier. Durch Studium und Job waren oder sind viele von uns weggezogen, was es manchmal schwierig macht, einen gemeinsamen Probetermin zu finden, aber irgendwie klappt es so seit Jahren. Beruflich sind wir völlig unterschiedlich aufgestellt: von Rettungssanitäter über Erzieherin bis zum Physiker.

WOLL: Du singst und spielst Gitarre – hast du dir das alles selbst beigebracht?
Simon:
Ich hatte ein Jahr E-Gitarren-Unterricht und nach der Schule ein paar Stunden Gesangsunterricht, weil ich damals die Idee hegte, Musik auf Lehramt zu studieren. Außerdem habe ich eine Zeit lang im Chor gesungen.

WOLL: Welche Art von Musik spielt ihr?
Simon:
Wir spielen Folk und hauptsächlich unsere eigenen Songs. Ganz selten auch mal Cover-Songs, eher so als Zugabe nach einem Konzert. Ich höre viel Punkrock, was auch manchmal noch mit einfließt.

WOLL: Wie entstehen neue Songs: Wer komponiert die Melodie und wer schreibt die Texte?
Simon:
Meist ist es so, dass ich eine Abfolge von Akkorden im Kopf habe, den Text schreibe und diese Ideen dann den anderen bei der Probe vorstelle. Wenn alle zustimmen, arrangiert dann jeder selbst den Teil für sein eigenes Instrument. Das hat bisher immer gut funktioniert und es ist spannend zu sehen, wie meine ursprüngliche Idee umgesetzt oder manchmal auch völlig anders interpretiert wird.

WOLL: Wie groß ist denn mittlerweile euer Repertoire?
Simon:
Viele Songs hatte ich bei der Bandgründung schon fertig, da ich sie ja ursprünglich für mein Soloprojekt geplant hatte. Insofern konnten wir direkt auf ein gutes Repertoire zurückgreifen. 2009 habe ich meine ersten Songs geschrieben und mittlerweile sind es bestimmt über fünfzig, die aber nicht alle gespielt werden.

WOLL: Wie lange dauert der Prozess, bis ein neues Lied wirklich steht?
Simon:
Das ist ganz unterschiedlich. Manche Songs sind tatsächlich in einer Stunde geschrieben, andere liegen bruchstückhaft jahrelang in der Schublade, bis dann wirklich ein fertiges Stück daraus wird.

WOLL: Habt ihr schon ein Album veröffentlicht oder einen Plattenvertrag unterschrieben?
Simon:
(lacht) Nein, einen Vertrag hat uns leider noch niemand angeboten, aber wir haben 2015 unsere erste EP aufgenommen (Extended Play, Song zum     Download, a. d. R.). Außerdem gibt es einige Videos auf YouTube von uns, und auf Spotify sind wir auch zu hören.

WOLL: Wovon handeln die Lieder? Gibt es vielleicht eine Botschaft, die du rüberbringen möchtest?
Simon:
Musikalisch gibt es eine große Bandbreite von ruhigen Balladen bis zu Folkpunksongs. Die Texte behandeln sehr oft politische Themen oder sind gesellschaftskritisch. Ein typischer Song ist zum Beispiel „Joseph“, der auch bei Spotify zu hören ist. Ich überlege mir: Was stört mich an der Gesellschaft, an der Werbung, an der Politik? Und was könnte jeder von uns ändern? Und in manchen Liedern tauchen auch autobiographische Aspekte auf.

WOLL: Der Deutsch-Pop ist momentan wieder in. Trotzdem schreibst du ausschließlich englische Texte. Warum?
Simon:
Ich hab schon oft versucht, auf Deutsch zu schreiben, sämtliche Texte aber nach einiger Zeit wieder verworfen. Das hat einfach nicht funktioniert und ich muss selbst wirklich zufrieden mit dem Text sein, um daraus einen Song zu machen. Das war ich bei den deutschen Texten nie. In Englisch kann ich             mich viel besser inspirieren lassen und ich glaube, hier ist die Hemmschwelle auch viel niedriger, Gefühle auszudrücken.

WOLL: Lässt du die Texte von einem Muttersprachler kontrollieren?
Simon:
Nein, dadurch, dass ich viel englischsprachige Musik höre, bin ich mir da recht sicher. Und sollte doch mal sprachlich etwas nicht ganz korrekt sein, fällt das unter künstlerische Freiheit. (lacht)

WOLL: Habt ihr Vorbilder oder orientiert ihr euch an einer bestimmten Band?
Simon:
Der Begriff Vorbilder ist zu hoch gegriffen, aber gut finden wir zum Beispiel die Alben von Frank Turner (2005 – 2015).

WOLL: Kann man euch buchen, und wenn ja, wie?
Simon:
Ja, gerne! Wir freuen uns über jede Möglichkeit, auf einem Konzert aufzutreten. Unser letzter Auftritt war 2019, dann hat uns Corona ausgebremst. Wir hoffen, dass es bald wieder losgeht. Bisher liefen die Auftritte über Mund-zu-Mund-Propaganda: Entweder haben wir von einer Veranstaltung gehört und angefragt, ob wir dort spielen können, oder die Veranstalter sind auf uns zugekommen, weil uns jemand empfohlen hat. Das ist natürlich toll!

WOLL: Zurzeit spielt ihr ja alle hobbymäßig in der Band. Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, das professionell zu machen?
Simon:
Nein, wir sind The Oak Yard, weil es uns Spaß macht, zusammen Musik zu machen. Wenn sich natürlich in ferner Zukunft eine Chance ergeben sollte, das professionell zu machen, wären wir sicherlich bereit, den Schritt zu wagen. Aber noch hat jeder seinen Job und die Band ist unser Hobby.

WOLL: Habt ihr schon mal an einem Casting teilgenommen?
Simon:
Nein, an einem Casting nicht, aber an einem Bandwettbewerb von music world Brilon. Da haben wir sogar den dritten Platz belegt.

WOLL: Was kommt am besten beim Publikum an?
Simon:
Ich glaube, es ist die Mischung aus Balladen und härteren Stücken. Unser Publikum ist ja auch ganz gemischt, ich schätze zwischen 20 und 50 ist alles dabei.

WOLL: Was war bisher euer bedeutendster Auftritt? Gab es auch Auftritte außerhalb des Sauerlands?
Simon:
Was die Bühnenauftritte betrifft, waren wir bisher auf das Sauer- und Siegerland beschränkt. Toll war ein Live-Konzert bei Radio Siegen, bei dem wir viele interessante Musiker kennenlernen durften, mit denen wir teilweise heute noch in Kontakt sind. Außerdem durften wir im Sommer 2018          nach dem Konzert von Wingenfelder spielen, den Sängern von Fury in the Slaughterhouse, oder auf dem Rockade Festiwoll. Spektakulär war auch ein Auftritt beim Konzert von Andrea Bignasca, der in seiner Heimat, der Schweiz, sehr bekannt ist.

WOLL: Gab es auch schon mal einen echten Flop?
Simon: Wir sind in einer Kneipe in Siegen aufgetreten, was leider vom Veranstalter völlig unorganisiert war. Nichts hat funktioniert und schließlich hat eine andere Band sogar unsere Musik abgemischt. Aber auch das war eine Erfahrung. (lacht)

WOLL: Inwiefern nützt oder schadet euch die Sauerländer Mentalität bei eurer Musik und den Auftritten?
Simon:
Ich glaube, dass der Kulturbereich im Sauerland unterschätzt wird und die Szene wirklich ganz gut aufgestellt ist, zum Beispiel mit dem Kulturkartell, um nur eines zu nennen. Merklich spürbar ist allerdings, dass es vor zehn Jahren viel mehr Bands gab, aber unter denen, die noch da sind, besteht eine sehr gute Vernetzung. Insofern nützt uns unsere Mentalität. Durch die sozialen Medien ist es heute natürlich auch einfacher, überregional bekannt zu werden.

WOLL: Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Simon:
Auf jeden Fall wieder mehr Auftritte nach Corona! Konzerte vor Publikum – und da ist wirklich egal, ob wir vor zehn Leuten oder einem vollen Saal spielen – sind extrem wichtig und fehlen uns sehr. Außerdem möchten wir wieder Songs aufnehmen und diese als EP oder CD rausbringen.

WOLL: Du machst ja nebenher noch ein Soloprojekt: still afloat. Was hat es damit auf sich?
Simon:
Wie gesagt, der Plan für ein Soloprojekt lag schon seit 2014 in der Schublade. Mit der Zeit hatten sich so viele Songs angesammelt, dass wir mit der Band nicht mehr hinterherkamen, alle zu arrangieren und zu spielen, also hab ich die Idee vom Soloprojekt letztendlich doch umgesetzt.

WOLL: Welche Art von Musik spielst du als still afloat?
Simon:
Der Stil ähnelt den Songs von The Oak Yard, ich spiele hier auch ausschließlich meine selbst komponierten Lieder, das Ganze aber ruhiger und nur mit Akustikgitarre, also nur meine Gitarre und ich.

Quelle: privat


WOLL: Wo kann man dich hören? Hattest du schon Auftritte mit still afloat?
Simon:
Tatsächlich habe ich – was die Auftritte betrifft – sogar schon einen größeren Radius als die Band. Bisher wurden die Kontakte immer über Freunde und Bekannte vermittelt. Vor allem bin ich aber wie mit der Band auch in den sozialen Medien unterwegs, wie Facebook und Instagram sowie auf Spotify und Amazon, wo meine Songs als Download zur Verfügung stehen.

WOLL: Hat dir die Corona-Pause geschadet oder hast du die Zeit kreativ genutzt und neue Songs kreiert?
Simon:
Ehrlich gesagt, hat mir die Zwangspause sehr geschadet. Dadurch, dass ja quasi nicht viel passiert ist, hatte ich auch das Gefühl, über nichts schreiben zu können.

WOLL: Was sind deine musikalischen Pläne für die Zukunft?
Simon:
Im Prinzip die gleichen wie mit The Oak Yard: mehr Auftritte, Songs aufnehmen und vielleicht auch eine CD rausbringen.

WOLL: Scheinbar ist dir das als Hobby noch nicht genug – du spielst nämlich noch bei Veischede Live, der Tanzband des Musikvereins Bilstein. Wie kam es dazu? Wurde die Band neu gegründet?
Simon:
Die Band gibt es schon länger und ich bin seit etwa fünf Jahren dabei. Ich wurde angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, als Sänger einzusteigen. Wir treten zum Beispiel auf Schützenfesten auf, als Tanzband am Abend, wenn die Blasorchester abtreten.

WOLL: Welche Art von Musik spielt ihr da hauptsächlich?
Simon:
Veischede Live spielt nur Coversongs und die Bandbreite reicht von Schlager bis Rock und Pop.

WOLL: Also musikalisch völlig anders als The Oak Yard und still afloat?
Simon:
Genau! Die Mischung macht‘s!

WOLL: Ich wünsche dir viel Erfolg bei all deinen musikalischen Projekten und bedanke mich ganz herzlich, dass du dir Zeit genommen hast!

The Oak Yard:
Instagram: theoakyard.band
Email: theoakyard.band@gmail.com
Auch auf Facebook zu finden

still afloat:
Instagram: stillafloat.music
Email: stillafloat.music@gmail.com
Auch auf Facebook zu finden

Veischede Live:
Instagram: veischede_live
Auch auf Facebook zu finden