Sie weiß, was sie will

Respekt und Gerechtigkeit: Victoria Filthaut (17) ist die einzige Schiedsrichterin im Fußballkreis Arnsberg 

Sie ist 17 Jahre jung, leidenschaftliche Fußballerin des TuS Voßwinkel und Schiedsrichterin – die einzige im Fußballkreis Arnsberg. Victoria Filthaut hat als Referee früh Verantwortung übernommen, auf dem grünen Rasen an Selbstbewusstsein gewonnen und viel fürs Leben gelernt. Ihr Credo: Gerechtigkeit und Respekt. „Ich mache von Beginn an klar, dass sie Respekt vor mir haben, was umgekehrt auch für mich gilt“, sagt Victoria, die in der Regel Spiele von Jungen-Teams pfeift und als „professionelle Spielleiterin“ geschätzt wird. Die Schülerin des Neheimer Ursula-Gymnasiums weiß, was sie will: Ein Ziel ist es, in der Bundesliga zu pfeifen, als Spielerin könnte sie sich ebenfalls die höchste Klasse vorstellen. Auch beruflich hat sie klare Vorstellungen: Sie will Grundschullehrerin werden. 

Dass Victoria den Weg zum Fußball gefunden hat, liegt auch und besonders an ihrem Onkel Tobias Filthaut, der als Mentor und Trainer den TuS zu einer Hochburg des Damen- und Mädchen-Fußballs aufgebaut hat. Derzeit sind über 30 junge Frauen und Mädchen aktiv. „Ohne Tobi wäre ich niemals beim Fußball gelandet“, erzählt Victoria. „Meine Mutter Alejandra hat immer gesagt, Fußball sei kein Sport für Mädchen. Tobi hat sich bei meiner Mutter für mich eingesetzt und sie schließlich überzeugt.“ Im Alter von sechs Jahren durfte Victoria schließlich zum Training ins Waldstadion, das ihr großen Spaß gemacht hat. Fußball wurde ihre Leidenschaft, weil es in dieser Sportart „immer neue Herausforderungen gibt“. Zuvor und parallel zum Fußball hatte sie an mehreren anderen Sportarten wie Tennis, Schwimmen, Leichtathletik, Turnen oder Taekwondo geschnuppert. „Victoria ist eine sehr gute Fußballerin, sie ist schnell, zuverlässig und hat einen starken linken Fuß“, betont Tobias Filthaut. „Sie hat großes Potenzial. Mich freut auch, dass sie sich im TuS als Junior-Coach engagiert.“  

iktoria Filthaut mit ihren Bezugspersonen: André Franzisko und Tobias Filthaut (re)

Großes Potenzial wird Victoria auch als Schiedsrichterin attestiert. Die Ausbildung hat sie im Winter 2018 absolviert und seitdem mit André Franzisko einen Mentor an ihrer Seite. Für Victoria ist er ein „wahrer Glücksfall“. Franzisko ist Vorstandsmitglied des TuS Voßwinkel, Polizeibeamter und selbst Schiedsrichter, der Victoria berät und zu den Spielen begleitet. „Mit André habe ich die auf dem Platz wichtige deutliche Ansprache geübt, auch die Körpersprache habe ich gelernt. Er hat mir zudem gezeigt, wie man an die Kabinentüren klopft, um die Mannschaften aufs Spielfeld zu bitten.“ Diese Übungen waren für Victoria wichtige Weichenstellungen. „Als Schiedsrichterin wirst du von den Jungs oft belächelt. Aber ich lasse mir nicht auf der Nase herumtanzen. Ich erwarte Respekt. Auch in der Schule trete ich jetzt selbstbewusster auf, beispielsweise wenn ich ein Referat halte.“ 

Ihr Mentor sieht Victoria auf einem sehr guten Weg: „Sie ist extrem professionell, lässt sich nicht beirren und löst deeskalierend auch schwierige Situationen“, so Franzisko. „Sie ist eine starke, selbstbewusste und angenehme Persönlichkeit.“ Tobias Filthaut lobt besonders ihren hohen Gerechtigkeitssinn und ihr souveränes Verhalten auf dem Spielfeld. „Auch von dummen Sprüchen von außerhalb lässt sie sich nicht beirren.“  

Sie hilft Kindern bei der Hausaufgabenbetreuung 

Fußball ist ein wichtiges und belebendes Element in ihrem Leben, aber nicht alles. Victoria engagiert sich im Spielmannszug Voßwinkel, spielt Querflöte und lernt derzeit trommeln. Sie interessiert sich für Geschichte; ihr Großvater Michael, einer der Redakteure der „Voßwinkler Rückblicke“, hat sie in die entsprechende Spur gebracht. Sie hilft Kindern in der Hausaufgabenbetreuung der Grundschule Wickede: „Kinder liegen mir am Herzen.“ Ihr Berufsziel kommt nicht von ungefähr: Sie will Grundschullehrerin werden. Nach dem Abitur im nächsten Jahr geht es nach Köln zum Studium. Dem Fußball bleibt sie mit ihren ambitionierten Zielen erhalten.