Showtime in Sichtigvor

Quelle: Marc Niemeyer

Majoretten und Cheerleader auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft 

Stellen Sie sich vor: Junge Mädchen bewegen sich rhythmisch auf Sie zu. Alle tragen das gleiche Kostüm und wirbeln einen Metallstab um sich herum. Und Sie fragen sich: Wo bin ich hier gelandet? 

Es ist Dienstagabend in Sichtigvor. Das ist im Haus Teiplaß einer der Abende der Twirling-Gruppen. Heute wird geübt, verbessert und perfektioniert. Und weil bekannt war, dass WOLL hinzukommt, haben 20 Mädchen im Alter von 9 bis 21 Jahren unruhig geschlafen und dann lange vor dem Spiegel gestanden. Doch nun sitzt die Dutt-Frisur, und die frisch gewaschenen Kleider wollen im Licht glänzen. Jedes Mädchen kennt ihre Anfangsposition in der Gruppe. Die Musik startet. It’s Showtime… 

2011 ging’s los 

Christiane Osterhaus-Henke ist ein alter Hase im Twirling-Sport. Bereits vor 27 Jahren hat sie damit im Nachbarort begonnen. „Als der dortige Verein aufgelöst wurde, haben wir hier in Sichtigvor einen neuen gegründet, damit uns dieses schöne Hobby nicht verloren geht“, erinnert sie sich. Zehn Jahre ist das fast her. Inzwischen ist sie die Trainerin und zugleich Vereinsvorsitzende. Auch ihr Ehemann Sven engagiert sich stark für den Verein, nicht nur als 2. Vorsitzender, sondern auch als DJ an der Musikanlage.  

Majoretten und Cheerleader 

Aus den Lautsprechern klingt rhythmische Popmusik, und die Mädchen bilden als Majoretten mal Kreise, mal Reihen, mal ein V, mal eine Mühle oder – ganz schwierig – einen Korkenzieher. Die Schritte sitzen, aber das allein reicht nicht. Der silbrige Stab, man nennt ihn Baton, muss synchron in der Hand herumwirbeln und gleichzeitig soll das schönste Lächeln gezeigt werden. Man merkt es deutlich: Twirling kommt ursprünglich aus den USA!  

Eine zweite Gruppe, die der jüngeren Mädchen, übt derweil als Cheerleader neue Hebefiguren ein. Lila Pompons an beiden Händen unterstützen ihre Bewegungen optisch und zaubern dekorative Standbilder.  

Pia und Lina – die amtierenden Deutschen Meisterinnen 

Das große Ziel der Mädchen ist in jedem Jahr die Deutsche Meisterschaft. Und tatsächlich haben wir hier mit Pia Fortmann und Lina Fahle die amtierenden Titelträgerinnen im Majoretten-Duo vor uns. Dieser Sieg spornt alle an, zumal im nächsten Herbst die Wettbewerbe zur Deutschen Meisterschaft in Warstein stattfinden sollen. „Das ist schon etwas Besonderes und auch eine Anerkennung unseres 10-jährigen Jubiläums“, freut sich die Trainerin.  

Zum Jubiläum die Deutsche Meisterschaft nach Warstein geholt 

Und so geben die Mädchen und jungen Frauen ihr Bestes. Während es bei den jüngeren wie Lea, Elona, Emilia, Leyla, Joy, Samanta, Angelina, Pia, Lakisha, Mila und Zoé noch um Grundschritte, Figuren und Spaß geht, wird von den „Senioren“ ab 14 Jahren, nämlich bei Svenja, die auch als Co-Trainerin fungiert, Pia, Lina, Michelle, Carmen, Anna, Denise, Geraldine und Julia Leistung auf höchstem Niveau erwartet. 

Quelle: Marc Niemeyer

Traditionen bewahren mit Marschmusik 

Inzwischen klingen andere Töne durch die Halle: Marschmusik. „Das ist der Ursprung des Twirling-Sports“, erklärt Christiane Osterhaus-Henke. „Typisch für die Majoretten war die Teilnahme an Umzügen – hierzulande beispielsweise im Karneval oder beim Schützenfest. Insofern gibt es bei den Meisterschaften eine eigene Kategorie für traditionelle Märsche“. Aber auch Schlagermusik, Hip-Hop oder Musik aus den Charts sind Grundlage des Wettbewerbs. „Hauptsache peppig“, wirft Sven Osterhaus ein. 

Nachwuchs und Unterstützer gesucht 

Die Meisterschaft im hiesigen Raum wird unweigerlich Interessierte anlocken, die den Verein als aktive Sportlerinnen oder auch passiv unterstützen möchten. „Ohne Ehrenamt und Spenden kämen wir hier nicht über die Runden, obwohl wir durch die Stadt Warstein sehr fair gefördert werden“, so Osterhaus-Henke. „Dennoch freuen wir uns auch jetzt schon über Nachwuchs ab fünf Jahren. Und was mit einem kostenlosen Probetraining beginnt, kann ja irgendwann mit dem Sieg der Deutschen Meisterschaft enden!“