Selbstgeschmiedetes aus Silbach zur Erstkommunion

Nagelschmiede in der Ortsmitte knüpft an alte Handwerkstraditionen an

,

Bergbau und Schmiedewesen prägten lange Zeit die Bergfreiheit Silbach. Die Steuerliste von 1717 nannte 19 Nagelschmieden. Für den Schieferbergbau mussten eben Werkzeuge her. In Silbach hatte man dank des Silbervorkommens Erfahrung mit der Verarbeitung von Metallen. Nach dem die Silberstollen versiegt waren, wurde Eisen verarbeitet. Die Nägel waren wichtig zur Verarbeitung des Schiefers oder wurden verkauft. Die letzten Schmieden Silbachs schlossen in den 1950er Jahren.

Mit der Nagelschmiede in der Ortsmitte wird nun an alte Handwerkstraditionen angeknüpft. Dank der Ideen zu einem lebendigen Dorfzentrum hat sich hier ein Kleinod mit Spielplatz und Sitzbänken entwickelt. Der Förderverein Bergfreiheit und die „Rentner AG“ sorgen im wahrsten Sinne des Wortes dafür, dass Leben in die Bude kommt. Der kleine Schmiederaum begeistert Jung und Alt. Denn bereits die jungen Silbacher erstellen hier eigenhändig ihre Kreuze für die Erstkommunion.


Bevor es losgeht, erfolgt die Sicherheitseinweisung und die Einkleidung. Die beiden Freunde Paul Braun und Anton Braun erhalten daher zunächst jeweils eine Lederschürze, eine Schutzbrille und feuersichere Arbeitshandschuhe. Schließlich besitzt das Feuer in der Schmiede eine Hitze von über 1200 Grad Celsius. Ganz nah ans Feuer dürfen die beiden Jungs aus Silbach auch nicht. Das übernehmen die beiden ehrenamtlichen Schmiede Karl Klauke (79) und Jochen Zimmermann (72). Klauke ist gelernter Schmied. Zimmermann ist nicht nur Ortsheimatpfleger von Silbach und Organist der Kirchengemeinde, als Schlosser ist er auch bestens in der Verarbeitung von Metall bewandert.  „Ich war schonmal in der Schmiede“, berichtet der neunjährige Paul. Dementsprechend selbstbewusst geht er an die Aufgabe heran. Allerdings ist er nicht übereifrig. Mit ruhiger Hand und geschultem Auge geht der Junge ans Werk. Er beginnt mit einem Blatt. In das erhitzte Metall haut er sorgfältig mit einem Hammer die Einkerbung des vorgeformten Blatts. Nach der Gestaltung wird das aus Baustahl bestehende kleine Kunstwerk von den Schmieden zum Abkühlen in Wasser getaucht. Die Fachleute haben immer das Metall im Griff. Ein direkter Kontakt der Kinder mit dem aufgeheizten Material entsteht nicht. Erst beim Feinschliff, wenn das Metall abgekühlt ist. Dank der Arbeit mit der Messingdrahtbürste entsteht der Glanz, der die Kreuze erstrahlen lässt. Paul beweist auch hier ein extrem ruhiges Händchen.

„Die Aktion hat weit und breit ein positives Echo erhalten. Die Bedeutung des Kreuzes hat etwas Individuelles. Jedes Kreuz ist anders und nicht vom Band“, sagt der Silbacher Pastor Klaus Engel. Wenn in der Pfarrkirche St. Luzia und Willibrord die heilige Erstkommunion erfolgt, bittet Engel die Kinder, die Kreuze auf dem Altar zu platzieren.
Dabei sind die Kreuze zwar mit den Namen der Kinder gekennzeichnet, aber durch die Einzigartigkeit der selbst geschaffenen Werke.

Die Geschichte der Nagelschmiede im Herzen des Winterberger Ortsteils ist entgegen der Schmiedetradition des Ortes noch jung. Der Aufbau erfolgte 2014 mit einem Zuschuss aus Leader-Mitteln, sowie finanzieller Unterstützung von Förderern und Dorfbewohnern. Der Aufbau erfolgte in Gemeinschaftsarbeit von örtlichen Handwerkern und Mitgliedern der Silbacher Rentner AG von 2007. Im Interieur der Schmiede ist dann aber ganz viel Tradition mit eingeflossen. „Die Einrichtung haben wir aus stillgelegten Schmieden zusammengetragen. Erste Schmiedearbeiten haben wir ab 2015 für kleine, interessierte Wandergruppen durchgeführt“, berichtet Jochen Zimmermann. Schon bald folgten die ersten Kommunionkinder. Zusätzlich zu dem eigenen Kreuz wird gerne auch ein Zierblatt oder ein Ziernagel erstellt. Bei dem Nagel wird an die Jahrhunderte alte Tradition der Nagelschmiedekunst angeknüpft. Silbacher Schiefernägel waren in den Orten und Städten begehrt. Schließlich mussten die Dächer mit Schiefer eingedeckt werden. Dank ihrer Tätigkeit in der Schmiede erhalten die Kommunionkinder nicht nur einen ersten Einblick in handwerkliches Arbeiten, sondern sie bekommen auch einiges über die Geschichte ihrer Heimat mit. Was natürlich den Ortsheimatpfleger Zimmermann sehr erfreut. Doch das Projekt der Nagelschmiede hat im Laufe der Jahre weit über Silbach hinaus Aufmerksamkeit erfahren. So kommen mittlerweile Feriengäste, um mit ihren Kindern ein Kommunionskreuz zu schmieden. „Wir hatten hier bereits Besucher, die uns mit der Schmiede bei einer Wanderung entdeckt haben und dann nochmal extra aus dem Ruhrgebiet mit ihren Kindern angereist sind“, sagt Zimmermann.

Zusammen mit dem Spielplatz und dem Vorplatz ist das kleine Fachwerkhaus mittlerweile ein lebendiges Stück Silbach. Hier treffen sich alle Generationen des Dorfes. Eine öffentliche Toilette hilft sogar dabei, die Notdurft vor Ort zu entrichten.