Seelsorgerische Gespräche als Inspiration für Bluegrass-Songtexte

Quelle: privat

Suttroper Volkert Bahrenberg von der Band „Gospel Spontan“ 

Getuschel im Publikum. Der Zuschauerbereich hatte sich peu à peu gefüllt. Vorfreude und Spannung halten sich die Waage. Auf der Bühne ist es noch recht dunkel. Es gibt dort kaum etwas, das man betrachten könnte. Keine bunten Lichter, kein Mischpult, keine Nebelmaschine und erst recht keine Roadies*.  Zwei Lautsprecherboxen, ein einziges Mikrophon und ein Notenständer – das ist alles. Doch nun kommen sie – die fünf Musiker mit ihren Instrumenten. Ein Lichtkegel erstrahlt und sie stellen sich im Halbkreis dort hinein, um das Mikro herum. Sie sind bereit. Meine Damen und Herren, hier sind ‚Gospel Spontan‘! 

„Genauso schlicht wie unsere Bühnenausstattung sind auch unsere Lieder“, erzählt uns Volkert Bahrenberg aus Suttrop. Der Pfarrer im Ruhestand ist seit der Kindheit begeisterter Musiker, spielt Klavier, Gitarre und Banjo und sang im Kirchenchor. „In der Zeit, in der ich als junger Pfarrer Jugendlichen Gitarrenunterricht gegeben habe, sind schöne Musiker-Freundschaften entstanden. Immer mal wieder traf man sich zu kleineren Auftritten mit wechselnder Besetzung, bis vor rund zehn Jahren die Konzentration auf White Gospel und Bluegrass-Musik zur Gründung von ‚Gospel Spontan‘ führte.“ 

Traurig-sentimentale Lieder 

Bluegrass? Volkert Bahrenberg erklärt: „Dieser Musikstil entstand vor rund 80 Jahren im Osten der USA, hauptsächlich durch Gesänge der Landbevölkerung, die oft irischer, schottischer, österreichischer oder auch deutscher Herkunft waren. Inspiriert durch die allgegenwärtigen Blues-Gesänge der Afroamerikaner entstand Bluegrass. Mit seinen leicht erlernbaren Songs, meist traurig-sentimentalem Inhalts, wurden sie dort zu einer der wichtigsten Volkmusikrichtungen schlechthin. Uns gefällt dieses Genre so sehr, dass wir es für uns übernommen haben. Und wir haben inzwischen ein solch großes Repertoire, dass wir, je nach Tagesform oder Stimmung im Publikum, ‚spontan‘ unsere Lieder umstellen oder auswechseln können.“ 

Handgemachte Musik – immer mit Banjo 

Markantestes Instrument im Bluegrass ist das Banjo, das Volkert Bahrenberg bei Gospel Spontan spielt. Sein Sohn Willi spielt die Mandoline und Tim Braukmann den Bass. Gitarrensound kommt von Ingo Frank und Kristina Vaut. Gesungen wird jeweils einzeln oder gemeinsam. „Und ja, tatsächlich reicht ein einziges Mikrophon“, sagt Bahrenberg. „Wer grad ein Solo hat, der geht halt näher dran. Wir benötigen keine Verstärker oder Technik. Bei uns wird Musik noch mit der Hand gemacht.“ 

Alleinstellungsmerkmal: Eigene deutsche Texte 

Mit der Hand – und natürlich auch mit dem Mund. Die Texte sind teils englische Originale, teils deutsche Übersetzungen. Jetzt leuchten Volkert Bahrenbergs Augen noch mehr, wenn er verrät: „Nach unserm Wissen sind wir die einzige Bluegrass-Band Deutschlands, die mit selbstgeschriebenen Texten auftritt.“ Diese stammen dann aus seiner Feder, meist inspiriert durch seine Gespräche mit Menschen, die er als Seelsorger begleitet hat.  

Quelle: privat
Kristina Vaut, Volkert Bahrenberg, Till Braukmann, Willi Bahrenberg und Ingo Frank (v.l.) – die aktuelle Stammbesetzung

„Unser schönstes Hobby“ 

Und so treten sie auf in Kirchen, in Sälen oder auch mal in einer Buchhandlung. „Der Ort für unser Konzert ist nebensächlich. Wir freuen uns immer, wenn wir eingeladen werden, unsere Musik aufzuführen. Lange Tradition hat beispielsweise unser Weihnachtskonzert in der Suttroper LWL-Klinik, bei dem regelmäßig mehr Warsteiner als Patienten in den Zuschauerreihen sitzen. Reich werden wir damit nicht; auch nicht mit dem Verkauf unserer CDs. Wenn Geld eingenommen wird, reicht das meist grad für die Fahrtkosten, zumal außer mir alle Mitglieder inzwischen weiter entfernt leben. Aber das ist uns egal. Bluegrass ist halt unser schönstes Hobby.“ Ja, dann wünschen wir den Fünfen doch noch oft die Ankündigung: Meine Damen und Herren, hier sind für Sie ‚Gospel Spontan‘! 

*Roadies = Mitreisender Veranstaltungstechniker bei Konzerten bzw. Tourneen von Musikern und Musikgruppen