Seelenort Steinbruch an der Peperburg

Gift und Klänge aus der Natur

Der Sauerland Seelenorte „Steinbruch an der Peperburg“ ist nicht das, was man zunächst vermutet. Dort wo der Sauerland Radring Grevenbrück Richtung Finnentrop verlässt, liegt ein großer Steinbruch, an dessen oberer Kante man die spärlichen Reste der Ruine Peperburg gerade so erkennen kann. Dieser Steinbruch ist entgegen mancher Veröffentlichung allerdings nicht der Seelenort. Der große, ehemalige Steinbruch ist nur der Beginn eines Pfades, der durch einen urwüchsigen Schluchtwald ins Naturschutzgebiet Breiter Hagen hinaufführt und dabei am wahren Seelenort vorbeikommt.

Reste der Burg Gevore

Auch wenn von der Peperburg nicht viel übrig ist, lohnt sich ein kleiner Abstecher zu den Überresten des einstigen Stammsitzes der Edelherren von Gevore. Der größte Teil der Anlage aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ist im 19. Jahrhundert dem großen Steinbruch zum Opfer gefallen. Nur die Grundmauern der südlichsten Gebäudeteile sind übrig. Bis ins 15. Jahrhundert hinein war die Burg wohl bewohnt – bei wechselnden Besitzverhältnissen. Erben der Familie Gevore trugen den Spitznamen „Peppersack“, der nahelegt, dass sie mit Handel befasst waren – Pfeffersäcke eben. Das brachte der Burg den neuen Namen Peperburg (oder machmal auch Pepperburg geschrieben) ein.

Klänge von Natur und Menschenhand

Das Thema Akustik spielt bei diesem Seelenort eine wichtige Rolle, was man vielleicht nicht glauben mag, wenn man unter den Klängen vorbeirauschender Güterzüge und dem Radau des Steinzerkleinerers des noch in Betrieb befindlichen Steinbruchs auf der Nordseite des Lennetals den Berg hinaufsteigt. Ein erster Hinweis auf das Thema Akustik ist eine Kuriosität an jener Stelle, an der sich der Weg zur Burgruine und der Pfad zum Seelenort teilen. Nach links Richtung Ruine führt der Weg durch einen Wald eigenartig geformter Fichten. Vermutlich wurden ihnen in jungen Jahren die Spitzen beschnitten. Heute haben sie die Form überdimensionaler Stimmgabeln. Die eigentliche akustische Besonderheit des Seelenortes erlebt man allerdings erst 150 m weiter nach rechts kurz vor dem Ziel. Vom Wanderweg zweigt ein überwachsener Pfad nach links zwischen die Büsche ab und führt um eine scharfe Kurve in einen sehr viel kleineren Steinbruch. Kaum hat man die Kurve hinter sich, verstummen die menschengemachten Geräusche nahezu. Die beinahe Stille im Seelenort-Steinbruch wird nur von Naturgeräuschen unterbrochen. Dass man hier nur mit ein paar Schritten um eine Kurve herum dem Zivilisationslärm entkommen kann, ist eine der großen Stärken des Seelenortes.

Eine Geschichte von Natur und Fels

Die beinahe natürlich wirkende, urwüchsige und von der Natur vollkommen in Beschlag genommene Felsenschlucht ist die andere Stärke. Die Pflanzenvielfalt in dieser Schlucht umfasst Essbares wie Bärlauch und hoch Giftiges wie den Aronstab. Wer den engeren, oberen Teil des ehemaligen Steinbruchs erkunden will, braucht erstklassige, rutschfeste Schuhe und ein hohes Maß an Trittsicherheit. Ein rutschiger Steig führt am vermeintlichen Ende der Schlucht steil auf eine zweite Ebene hinauf. Aus diesen Zutaten hat Liesel Kipp, die Erzählpatin dieses Seelenortes, eine rührende Geschichte entwickelt: Das kleine Edelfräulein Penelope von Gevore spielte mit ihren Freundinnen im Wald abseits der Burg. Als die Kinder Hunger bekamen, bedienten sie sich aus der Natur, erwischten dabei aber nicht nur den Bärlauch, sondern – allen elterlichen Warnungen zum Trotz – auch den Aronstab. Die hinzugerufenen Eltern kamen zu spät. Sie begruben ihr vom Aronstab vergiftetes Kind an der Stelle, wo es gestorben war. Als viele Jahrhunderte später knapp neben ihrem Grab die heutige Schlucht als Steinbruch in den Fels gegraben wurde, begannen Penelopes Haare als Efeu die höchste Klippe hinunter zu wachsen.