Sauerland Seelenorte
Artenreiche Wildwiesen, ein naturbelassener Bach, Teiche und vor allem Ruhe – wer das Ideal einer idyllischen Naturlandschaft malen sollte, würde wohl genau das abbilden, was das Schwarzbachtal ausmacht. Es ist eine Landschaft, in der sich jeder Mensch spontan wohlfühlt. Schon als der Rothaarsteig vor über 20 Jahren konzipiert wurde, war den Wegegestaltern klar, dass dieses Tal etwas besonderes ist. Als Kammweg bleibt der Rothaarsteig-Hauptweg eigentlich immer oben auf dem Hauptkamm des Rothaargebirges und seiner Seitenarme. Nur die Varianten, wie die Talvariante bei Latrop, und die Zugangswege führen in Täler hinunter. Die einzige Ausnahme in der Wegeführung des Hauptwegs bildet der Abschnitt zwischen Heinsberger Heide und Rhein-Weser-Turm. Dass der Weg durch das Schwarzbachtal gehen muss, war von Anfang an klar.
„So müssen Wegränder aussehen, so artenreich sollten Wiesen sein“, schwärmt der Seelenort-Erzählpate und Ranger Ralf Schmidt. „Wer diesen Moment im Frühsommer hier erlebt, der versteht, was gemeint ist, wenn man von einem Seelenort spricht. Dafür braucht man keine Worte, sondern nur offene Sinne.“ Als Südwestfalenranger kennt er viele traumhaft schöne Plätze in der Natur zwischen Sauerland und Wittgenstein. Sein Lieblingsplatz aber ist das Schwarzbachtal. „Von Mai bis Juli erlebt das Tal seine Sternstunde. Unzählige Arten von Wiesenkräutern blühen und ziehen Insekten an: Bienen, Hummeln und viele Schmetterlinge. Eingerahmt wird das Ganze von ganz unterschiedlichen Waldbildern.“ Auch die Akustik ist außergewöhnlich. Wer in den Tälern und auf den Höhen des Rothaargebirges die Ohren spitzt, wird fast überall irgendwo entfernt im Hintergrund Geräusche der menschlichen Zivilisation hören – meistens in Gestalt von Autos oder Motorrädern auf einer Straße. Das ist im oberen Schwarzbachtal anders. Es wird von keiner Straße berührt. Hier hört man nur die Geräusche der Natur.
Die schönste Passage des oberen Schwarzbachtals wird von zwei menschlichen Bauwerken eingerahmt: der Rothaarsteig- Holzbrücke über den Schwarzbach im Norden und der überwucherten Ruine des alten Bauernhauses „Haus Schwarz“ im Süden. Die umliegenden Wälder gehören den Freiherrn von Fürstenberg. Im Haus Schwarz wohnten Mitte des 18. Jahrhunderts zunächst ihre Jagdaufseher. Später entwickelte sich rund um das einsam gelegene Bauernhaus eine kleine Landwirtschaft. Als das Hauptgebäude Ende des 19. Jahrhunderts abbrannte, zogen die letzten Bewohner in die umliegenden Dörfer, wo ihre Nachfahren heute noch leben. Vom niedergebrannten Haus sind lediglich ein paar Grundmauern und der inzwischen zugeschüttete Keller übrig geblieben. Man muss genau wissen, wo man nachschauen muss, um die überwucherten Reste unter dichtem Buschwerk zu finden.
Wer etwas Zeit mitbringt, kann vom Wanderparkplatz Heinsberger Heide aus eine abwechslungsreiche Wanderung unternehmen, deren Höhepunkt das Schwarzbachtal ist. Vom Wanderparkplatz aus folgt man zunächst dem Rothaarsteig südwärts bis zum Dreiherrnstein. Dort wechselt man nach links auf den Kirchhundemer Rundwanderweg (Wanderzeichen K im Kreis) bis hinunter ins Schwarzbachtal. Sobald man am Ufer des Schwarzbachs auf eine Teerstraße trifft, verlässt man den Kirchhundemer Rundwanderweg und folgt dem gelb markierten Zugangsweg zum Rothaarsteig nach links talaufwärts. Der Weg führt vorbei an den Resten einer alten Eisenbahnbrücke, einem alten Steinbruch, Teichen und den Ruinen von Haus Schwarz, bis er an der Holzbrücke über den Schwarzbach auf den Rothaarsteig trifft. Dort wechselt man nach links auf den Rothaarsteig, nutzt die Brücke und kehrt südwärts zum Wanderparkplatz Heinsberger Heide zurück. (11,8 km Wanderung, 195 Höhenmeter, ca. 3 Stunden)