Schwalbenhotel de luxe

Jörg Liese, Karl-Josef Borggrebe, Ferdinand Eggert, Carl Ferdinand von Lüninck und Franz-Erhard Busch (von li.) Foto: S. Droste

Ostwiger Bauherren erwarten Erstbezug in etwa drei Jahren 

Auf eine wirklich tolle Behausung können sich die künftigen Saisongäste aus der Familie der Schwalben in Ostwig, direkt an der Elpe, freuen. Ein Prunkbau mit Dachzierleisten aus Kupfer, einer optimalen Höhe von vier Metern, zwölf vorgefertigten Lehmnestern und hoffentlich dem perfekten Standort steht seit Juni für die zierlichen und flinken Flugkünstler bereit. 

Keine Miste  kein Dachüberstand – keine Schwalben 

Schwalben haben hohe Ansprüche. Mehlschwalben benötigen beispielsweise eine Nisthöhe von etwa vier Metern, eine Fassadenoberfläche, an der ihre Lehmnester auch haften können, einen Dachüberstand von mindestens 30 Zentimetern und freie Anflugzonen. Rauchschwalben hingegen bevorzugen Nistmöglichkeiten innerhalb von Gebäuden, die natürlich immer zugänglich sein müssen. Früher boten die landwirtschaftlichen Kleinbetriebe in unseren Dörfern diese Möglichkeit. „Seit wir keine Bauern mehr in Ostwig haben,  haben wir auch keine Schwalben mehr“, bestätigt Ferdinand Eggert. Er ist der Ideengeber und Bauherr des Ostwiger Schwalbenhotels. „Vor Jahren war ja noch vor jedem Haus eine Miste, sodass die Schwalben immer genug Nist -und Futtermaterial und freien Flug durchs Stallfenster hatten“, erinnert sich auch Jörg Liese. „Zwar sind vereinzelt Schwalbenpaare auf hiesige Reitställe ausgewichen, aber  insgesamt sind es doch deutlich weniger Tiere geworden“, erklärt Eggert ergänzend. 

Foto: S. Droste
Foto: S. Droste

Drei Monate Bauzeit und viele helfende Hände 

An Unterstützern für Ferdinand Eggerts „Schwalbenprojekt“ hat es in Ostwig nicht gemangelt. Nach seinen Recherchen zu Bau- und Ansiedlungsbedingungen im Internet bekam er zeichnerische Hilfe von ehemaligen Arbeitskollegen, die ihm eine 3D-Zeichnung des Luxusbaus anfertigten. Ein befreundeter Holzverarbeiter spendete ihm einen großen Lärchenstamm und half mit technischem Gerät beim Aufrichten des 350 Kilogramm schweren Hotels. Carl Ferdinand von Lüninck stiftete den Baugrund und stellte Eggert und seiner Baumannschaft in seiner Scheune den nötigen Platz zur Fertigstellung des Schwalbenhotels zur Verfügung. Zu guter Letzt hatte Ferdinand Eggerts Nachbar, nachdem er eine Lehmwand in sein Haus eingezogen hatte, noch etwas lehmiges Nistbaumaterial übrig, sodass auch noch zwölf Nestrohbauten gestaltet werden konnten. 

Foto: S. Droste
Foto: S. Droste

Warten auf die Gäste 

„Wir sind inzwischen auf allen gängigen Hotelportalen angemeldet“, scherzt Carl Ferdinand von Lüninck vor der Hotelbesichtigung. „Nicht nötig. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es eh etwa drei Jahre dauern, bis die ersten Paare einziehen“, erklärt Ferdinand Eggert. Denn Schwalbenpaare kehren zu ihren alten Brutstätten zurück. Erst wenn ihr altes Nest zerstört ist, oder der Lebenspartner die lange Reise nach Afrika und zurück nicht geschafft hat und ein neuer Partner gesucht werden muss, ziehen es die wendigen Flugakrobaten in Betracht, eine neue Behausung zu bauen – oder eben ein vorgefertigtes „Hotelzimmer“ zu beziehen. Denn das spart Kraft und Reserven, die zur Aufzucht der Jungen dringend benötigt wird. Für die Ostwiger Schwalbenhoteltruppe um Ferdinand Eggert heißt es ab nun also, Geduld und auf das nötige Quäntchen Glück hoffen, um spätestens 2023 die ersten fliegenden Hotelgäste an der Elpe willkommen zu heißen.