Einsatz und Wirken für die Region
Er bezeichnet sich als Buiterling, lebt aber schon viele Jahre in Freienohl. Als Buchautor und Koautor mehrerer Sachbücher und aufgrund seiner früheren beruflichen Laufbahn ist er im hiesigen Raum bekannt. Für Dr. Harald Gampe waren Sport und Politik die herrlichsten Nebensachen der Welt – das ehrenamtliche Wirken für den Ort wurde zu seiner Leidenschaft.
WOLL: Sie bezeichnen sich selbst als „Buiterling“. Wie lange leben Sie schon in Freienohl?
Gampe: Als ich 2018 meinen 80. Geburtstag feierte, bat mich ein Verwandter, meinen Werdegang und unsere Familiengeschichte aufzuschreiben. Ich habe seinen Wunsch erfüllt und als Überschrift gewählt: „Von Lodz ins Sauerland – eine bewegende biografische Reise“. Damit ist gesagt, wo mein Geburtsort liegt (bekannt durch Vicky Leandros ‘Theo, wir fahr‘n nach Lodz’). Meine Eltern und ich landeten nach Flucht und Vertreibung 1945 im Westen, zuerst in Bönninghausen, von dort in Wenholthausen und zuletzt 1957 in Freienohl.
WOLL: Sie waren hier im Ort Lehrer und später Schulrat in Meschede. Wie erfolgte der Wechsel in den Schulaufsichtsdienst?
Gampe: Nach dem Studium erhielt ich 1962 meine erste Lehrerstelle an der kath. Volksschule Freienohl, und nur ein Jahr darauf beauftragte man mich mit der Leitung der zweiklassigen ev. Volksschule, die dann 1968 im Zuge der Volksschulreform in NRW aufgelöst wurde. Seitdem gibt es die Grundschule und die Hauptschule. Im gleichen Jahr wurde die Lehrerausbildung umgestaltet. Am neu errichteten Bezirksseminar Arnsberg wurde ich Fachleiter für Deutsch und zwei Jahre darauf Seminarleiter im Hauptamt. Damit endete zugleich meine aktive Lehrertätigkeit.
In NRW wurden im Rahmen der kommunalen Neugliederung kleinere selbstständige Gemeinden zu größeren Verwaltungseinheiten zusammengefasst. So entstand 1975 aus den drei Altkreisen Arnsberg, Meschede und Brilon der neue Hochsauerlandkreis mit dem Kreissitz in Meschede. Im Schulamt für den HSK wurde ich Schulrat für den Schulaufsichtsbezirk mit den Städten Meschede, Sundern und der Gemeinde Eslohe. Es war schon etwas außergewöhnlich, dass ich nun für Schulen wie in Wenholthausen, die ich als Schüler bis zum Übergang in das Benediktiner Gymnasium besuchte, oder in Freienohl, wo ich als Lehrer unterrichtete, zuständig wurde.
WOLL: Sie haben sich ehrenamtlich in den verschiedensten Vereinen engagiert. Was hat es mit Ihren kommunalpolitischen Aktivitäten auf sich?
Gampe: Sport und Politik waren für mich immer schon die herrlichsten Nebensachen der Welt. Fußball und Tennis waren meine sportliche Leidenschaft, als aktiver Spieler und als Mitglied in Vorständen des TuRa Freienohl wie beim Tennisverein Freienohl, aber ebenso bei der Bezirksverkehrswacht Meschede. Spannend verlief die Periode als Gemeindevertreter (SPD).
Wir mussten uns seinerzeit entscheiden, ob sich Freienohl der Stadt Arnsberg oder der Stadt Meschede anschließen sollte. Der Traum von einer selbstständigen A–Gemeinde unter Einschluss von Freienohl und Oeventrop zerplatzte leider.Das hatte verschiedene Gründe.
WOLL: Das jüngste Großprojekt war wohl die Planung und Realisierung des „Pausenhofes“. Daran waren Sie doch auch beteiligt?
Gampe: Bei der Planung und Realisierung dieses Projekts handelt es sich in der Tat um einen arbeitsreichen, finanziell aufwendigen und fünfjährigen Prozess, der ohne den Einsatz und das Engagement des Fördervereins Freiheit Freienohl sowie von Politik und Verwaltung der Stadt Meschede nicht denkbar wäre. Es war zum Schluss eine Win-Win-Situation, von der primär der Ort und ebenso die Stadt profitiert haben. Dank staatlicher Fördermittel, der privaten finanziellen Unterstützung durch den früheren Freienohler Carl Richard Montag sowie durch Eigenmittel und Eigenleistungen ist solch ein Projekt zu stemmen. Ideen werden bekanntlich von Personen transportiert. Die Namen Ingrid Bräutigam, Karl Heinz Bosgraaf und Herbert Kordel sind ebenso wie Manfred Mansfeld damit verbunden. Sie haben in vorbildlicher Weise gezeigt, was konstruktive Zusammenarbeit mit Herzblut zu schaffen vermag.
WOLL: Gibt es gegenwärtig ein Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
Gampe: Neben der Küppelkapelle gilt der Küppelturm als Wahrzeichen von Freienohl. Der Verein Heimatfreunde Freienohl mit seinem Vorsitzenden und Ortsheimatpfleger Carlo Düring und Herbert Kordel haben viel Kraft und Zeit investiert, um gemeinsam mit der Stadt Meschede den Neubau des Küppelturms zu bewerkstelligen. Hoffentlich kommt es trotz Corona-Krise zu einem erfolgreichen Abschluss, zumal bereits einige Phasen positiv verlaufen sind.
WOLL: Ihre schriftstellerischen Aktivitäten haben Sie nach Ihrer Pensionierung 2003 fortgesetzt. So ist zuletzt der Ratgeber „Null Toleranz bei Gewalt und Mobbing in der Schule“ erschienen, den Sie zusammen mit dem Koautor Gerald Rieger verfasst haben. Hat sich im Laufe der Zeit bei Kindern und Jugendlichen in dieser Hinsicht viel verändert?
Gampe: Von Pauschalschelte nach dem Motto „Früher war alles besser“ oder „Die Jugend von heute ist disziplinlos“ halte ich wenig. Man muss unbedingt differenzieren und Ursachenforschung betreiben. Wenn in einer Gesellschaft Werteverlust und Egoismus anstelle von Respekt und Solidarität vorherrschen, übernehmen Kinder und Jugendliche solche Verhaltensmuster ebenfalls. Daher heißt es, Fehlentwicklungen zu benennen und gleichzeitig Erziehungshilfen für Schule und Elternhaus anzubieten. Das versuchen mein Mitautor Gerald Rieger und ich.
WOLL: Haben Sie noch spezielle Ratschläge für Eltern und junge Menschen in dieser Zeit?
Gampe: Patentrezepte angesichts von den Belastungen durch gegenwärtiges Homeschooling und andere Einschränkungen kennt keiner. Ich erinnere an den Philosophen Ernst Bloch, der die Philosophie der Hoffnung („Das Prinzip Hoffnung“) entwickelte. Manche Sorgen und Probleme lassen sich mittel- oder langfristig lösen, die in Krisenzeiten schwierig oder unlösbar erscheinen.
WOLL: Welche Pläne und Aktivitäten haben Sie für die nächsten Jahre?
Gampe: Ich halte mich an die Tipps des Sunderaner Franz Müntefering, der von den drei L im Alter spricht: Lesen – Lernen – Laufen. Neugierig und offen bleiben, sich körperlich und geistig betätigen und auf jeden Fall soziale Kontakte pflegen und erhalten, solange das möglich ist.