Schöner Wohnen im Glockenturm

Wussten Sie, dass im Glockenturm, dem Wahrzeichen von Arnsberg, jemand wohnt? Eine ganze Familie sogar! Und zwar Herr und Frau Meise mit einer momentan noch unbestimmten Anzahl von Kindern… 

Natürlich ist in diesem Fall nicht das Original gemeint, und Familie Meise ist tatsächlich von der gefiederten Sorte. Sie residiert in einem ca. 60 cm hohen Nachbau des Glockenturms. Walter Röhrig, ein Arnsberger Urgestein, hat dieses besondere und wohl in der ganzen Stadt einzigartige Vogelhäuschen eigenhändig gebaut. Angefangen vom Torbogen über die Turmuhr bis hin zur Zwiebelhaube lässt das Miniatur-Monument nichts zu wünschen übrig. Als Baumaterial für den „Rohbau“ verwendete der gelernte Büromaschinenmechaniker hauptsächlich Holz. Bei der außergewöhnlichen Form des Turmdachs wurde es dann allerdings kniffelig: Die große Zwiebel ist eine Dekokugel aus dem Blumenladen, eine Holzkugel dient als kleinere Zwiebelform im oberen Teil des Dachs, „und die Spitze ist der Aufsatz von einer Gardinenstange“, lacht der findige 82-Jährige.  

Designboden und Kupferdach 

Außerdem hat Walter Röhrig, der gemeinsam mit seiner Frau Ulla 33 Jahre lang ein Schreibwarengeschäft in Arnsberg geführt hat, noch das Ehmsendenkmal aus dem Eichholz und ein Fachwerkhaus in seinen Garten gesetzt. Das „Flüsterhäuschen“ ist komplett mit Balustrade und Kuppeldach. „Die Kuppel war ja nun ein bisschen schwierig“, erinnert er sich, „Die habe ich mir dann auf dem Martinsmarkt in Eversberg machen lassen. Da war ein Drechsler, dem habe ich gesagt, was ich brauche und dann hat er mir das so gedrechselt.“ Der Stuck von den Bögen zwischen den Eckpfeilern ist mit Elektrokabeln modelliert, aber das sieht man nur, wenn man ganz genau hinschaut. Ob auch die Akustik mit dem Original vergleichbar ist, bleibt Röhrigs Geheimnis. 

Die Fachwerk-Optik beim dritten Vogelhaus-Blickfang entsteht aus schwarzem Holz und – Design-Fußboden, „den kann man schön biegen und schneiden“ erklärt der passionierte Tüftler, „den habe ich weiß gestrichen, zurechtgeschnitten und aufgeklebt.“ Ein kupfernes Dach glänzt über den „alten Mauern“. Für Ehmsendenkmal und Glockenturm dienten Fotos als Vorlage, das Fachwerkhaus ist allerdings ein architektonisches Unikat.  

Futtern mit Ambiente 

Es gibt auch noch andere Gäste im Garten der Röhrigs: Ein großes Insektenhotel bietet Unterschlupf für Wildbiene und Co. „Das habe ich aus den Brettern von einem alten Sofa gebaut“, bemerkt Röhrig beiläufig. Außerdem verstecken sich noch zwei weitere Vogelhäuschen der Marke Eigenbau in einem Baum und am Balkon, hier nimmt sich die Architektur modern und vergleichsweise unauffällig aus. Aber nicht alle Häuschen sind als Wohnraum konzipiert, Ehmsendenkmal und Fachwerkhäuschen dienen der Verköstigung. 

Der Glockenturm ist der unumstrittene Star der tierischen Immobilien und erregt auch bei Spaziergängern viel Aufmerksamkeit. Des Öfteren kamen schon Anfragen, ob die besonderen Häuschen wohl zum Verkauf stehen, doch leider nimmt Walter Röhrig keine Bestellungen an. Ein paar Tipps für Vogelhäuschen-Fans verrät er uns aber: das Einflugloch sollte nach Osten zeigen, dann werden die Häuschen schneller bewohnt. Und eine Klappe muss man einbauen, um die jährliche Grundreinigung zu gewährleisten. Dann klappt’s auch mit den Vögeln.