„Abschied von der Landschaft“ lautet die Überschrift eindrücklicher Gedanken von Adam Soboczynski im Feuilleton der Wochenzeitung DIE ZEIT (ZEIT Nr. 19/2024). Darin setzt sich der Autor mit den überall sichtbaren Veränderungen der Landschaft in Deutschland auseinander. „Man passiert Gegenden, in denen man nicht wohnen möchte, die man niemals freiwillig aufsuchen würde.“ Soboczynski meint damit die schier endlosen Windparks vor allem im Osten unseres Landes und an Nord- und Ostsee. Der Journalist und Schriftsteller Adam Soboczynski wörtlich: „Zur Ungeheuerlichkeit dieser industriellen Überwältigung gehört, dass sie klaglos hingenommen werden muss. Sie ist kein öffentliches Thema. Wer Windräder oder Solarpanels aus ästhetischen Gründen beklagt, zählt zu den Gestrigen, den letzten, etwas peinlichen Romantikern, die den Ernst der Klimalage nicht erkannt haben.“
Bis jetzt ist das Sauerland von dieser nachhaltigen Veränderung der Landschaft noch weitgehend verschont geblieben, sieht man von einigen Regionen im Osten des Hochsauerlandkreises und auf den angrenzenden Höhen der Kreise Soest, Paderborn und Siegen ab. Doch das dürfte bald vorbei sein. Aktuelle Genehmigungen und die anhand der ausgewiesenen Windkonzentrationszonen im neuen Regionalplan möglichen Windindustrieanlagen auf den Sauerländer Bergen und in den Sauerländer Wäldern werden dem durch die Landschaft Reisenden ein wehmütiges Seufzen entlocken, wie Adam Soboczynski in DIE ZEIT: „Es war doch eigentlich mal ganz schön hier. Warum ist das nicht mehr so?“ Und es ließe sich ergänzen: „Gigantische Windindustrieanlagen auf den schwingenden Höhenzügen und markanten Bergen der einzigartigen Naturlandschaft zerstören ein einzigartiges Landschaftsbild ein für alle Mal.“
Soboczynski entgegnet auf die Behauptung, „die Windräder sind doch eigentlich ganz schön“ und „außerdem gibt es doch hierzulande so viele Naturschutzgebiete“: „Überzeugend klang das nicht, und als ich zuletzt vor einem Jahr in diesem Haus meiner Jugend, das bald schon leer geräumt werden würde, vor dem Fenster stand, blickte ich auf kilometerlange Industrieanlagen, auf einen Wald aus Windrädern. Die Illusion einer sich ins Unendliche erstreckenden, unberührten Bergkette war zerstört worden, das Gemälde war vernichtet.“ Und er fährt traurig fort: „Es muss, dachte ich mir, derzeit an so vielen Orten, in unzähligen Dörfern und Kleinstädten wehmütige Blicke auf Hügel und Wiesen der Umgebung geben, weil die Landschaft geopfert wird, um die Erde zu retten (und um, wir können ja nicht anders, ein exportwürdiges Geschäftsmodell zu entwickeln).“
Muss für die Rettung des Weltklimas auch die Sauerländer Landschaft geopfert werden? Lässt sich das für viele Menschen fürchterliche Szenario noch verhindern? Warum hört und liest man hierzu nichts oder kaum etwas von unseren Politikern? Sind ihre Verlautbarungen für den Erhalt der Naturlandschaft Sauerland nur wohlfeile Sonntagsreden? Keine schönen Aussichten!