Schmallenberger erinnern an verheerenden Stadtbrand von 1822

Quelle: Api Richter

Am 31. Oktober 1822 vernichtete ein verheerender Stadtbrand einen Großteil der 151 Häuser Schmallenbergs. Er brach im Süden der Stadt in der Nähe des „Stübben Haus“ aus, das neben dem Schmalen Haus und dem heutigen Rathaus stand. Das Schmale Haus (heutiges Stadtarchiv) ist eines der wenigen, das den Brand überstanden hat.

Von 151 Häusern wurden 132 zerstört. Stadtbrände gab es Mittelalter und der frühen Neuzeit bei den engstehenden, hölzernen Häusern häufig: Ein Funkenflug und günstige Windbedingungen reichten, um eine ganze Stadt in zwei Stunden in Schutt und Asche zu legen. In Schmallenberg brannte es 1608, 1732 und 1746; 1822 blieben aber nur gerade 19 Wohnhäuser und die Pfarrkirche erhalten. Deshalb wurde die Stadt völlig neu gebaut.

Quelle: Api Richter
Erstes Fahrzeug der Schmallenberger Feuerwehr

200 Jahre danach: Gedenkfeierlichkeiten

200 Jahre nach dem Schmallenberger Stadtbrand von 1822 fand am gestrigen Abend für Schmallenberger und Gäste eine ganz besondere Stadtführung statt. Wie gewohnt begann die Stadtführung um 16:30 Uhr an der Stadthalle. Nach rund einer Stunde unterhaltender Stadtführung änderte sich abrupt das Bild. Auf dem Kirchplatz der St. Alexander Kirche tauchten plötzlich die Feuerwehren aus Schmallenberg und Grafschaft auf. Die Grafschafter in historischen Uniformen und mit dem ersten Fahrzeug der Feuerwehr Schmallenberg, der Löschzug in aktuellen Uniformen und mit modernem Gerät. Das Haus Vollmert erstrahlte in orangefarbenem Licht, Rauch stieg aus den Fenstern und unter dem Beifall zahlreicher Zuschauer erfolgte die symbolische Löschung des Feuers. Im Anschluss danach begaben sich die Zuschauer in die Stadthalle Schmallenberg, wo in einem feierlichen Gedenkakt an den Stadtbrand von 1822 erinnert wurde.

Quelle: Api Richter
Zahlreiche Schmallenberger und Gäste wohnen dem historischen Schauspiel bei
Quelle: Api Richter
Wasser marsch!

Bericht des Chronisten Arnold Dham über den Stadtbrand von 1822

„Vormittags um 10 Uhr, wo mehrere Bürger verreiset und ausgegangen waren, erging der Ruf Feuer; die Brandglocke wurde gezogen. Nun brach das Feuer unten in der Stadt an Stübben Haus aufm Platze aus, welches gerade das letzte Haus war und nach Südost stand. Der Wind trieb die lodernden Flammen gleich auf Hermes Gebäude und das Haus. …. Wie ein Blitz dehnt sich das Feuer aus und in wenigen Minuten sah man Vor- und Hinterschulten, auch Groetels Haus in lichten Flammen (…). Es war nicht möglich, dem Feuer bei Abgang des Wassers Widerstand zu leisten. Obschon aus den benachbarten Orten die Menschen, um Hülfe zu leisten, herbeiströmten, so konnte nichts angefangen werden, als dass Mobilien gerettet wurden; denn das Feuer wurde durch den Wind in möglichster Geschwindigkeit bis auf die Mittelstraße [heutige Weststraße von der Kirche bis zum Internatsgebäude] und Hinterstraße [nicht mehr vorhanden, westliche Parallelstraße der heutigen Weststraße] gejagt. Somit sah man die Flammen kreuzweis in den Straßen wüten, sodass keiner mehr die Straßen passieren konnte. In zwei Stunden lagen 131 Häuser mit allen Früchten, Lebensmitteln, Fourage [Viehfutter] und Mobilien im Schutte und keiner konnte mehr etwas retten. 31 Keller, welche feuerfest waren, blieben gut; alles übrige aber war zusammengestürzt, und alles, was darin war, wurde verbrannt (…)
Das erschröcklich Brausen des Windes, das Gehäule und Schnaufen der Flammen, das Geknitter der Früchte, das Krachen der einstürzenden Häuser, die aufscheingende Flamme von der vielen Fourage setzten die Bürger in die größte Furcht und Angst, und schienen ganz betäubt zu seyn. Sie hatten sich rings um die Stadt gelagert, jeder bei seinen geretteten Sachen und mussten mehrere Nächte unter freiem Himmel liegen, bis sie Aufdach in den benachbarten Dörfern fanden. Das Vieh lief auf den Feldern und Gärten ganz verworren durcheinander und brüllete unerört.“ [Dham, Franz Arnold, Chronica Schmallenbergensis, in: Schmallenberger Heimatblätter 23/1970, S. 9.]

Station II – Historischer Stadtrundgang