Schmallenberg trauert – Nachruf Dr. Andrea Brockmann

Quelle: Privat

In dieser Woche erreichte viele Menschen in der Stadt Schmallenberg die bestürzende Nachricht, dass die ehemalige Leiterin des städtischen Kulturbüros der Stadt Schmallenberg, Dr. Andrea Brockmann, verstorben sei. Das WOLL-Magazin hat zahlreiche Gespräche und Interviews mit der einzigartigen Persönlichkeit und ausgewiesenen Kulturkennerin führen dürfen. Die von Dr. Andrea Brockmann in der Zeit ihres Wirkens in Schmallenberg geleistete Arbeit zeigt sich auch heute noch in vielen Veranstaltungen und Projekten, die stattfinden. So zum Beispiel das Festival „Die Textile“. Von der Stadt Schmallenberg kommt heute in Nachruf, den wir ungekürzt hier teilen.

Nachruf Dr. Andrea Brockmann

Die Mitarbeitenden im Rathaus der Stadt Schmallenberg, viele Bürgerinnen und Bürger sowie viele Menschen und Institutionen der regionalen und überregionalen Kulturszene trauern um Dr. Andrea Brockmann, die mit ihrer Herzlichkeit und Begeisterung für Kunst und Kultur unsere Stadt nachhaltig geprägt und bereichert hat. Am 28. Februar starb sie im Alter von nur 53 Jahren, kurz nachdem ihr Lebensgefährte, der Bildhauer Ulrich Möckel, der in Schmallenberg ebenfalls sehr bekannt war, überraschend am 06. Februar starb.

Ihre enthusiastischen Visionen davon, namenhafte, internationale und nationale, zeitgenössische und historische künstlerische Positionen in ländlichen Räumen zu zeigen, hat Dr. Andrea Brockmann in Schmallenberg eindrucksvoll verwirklicht. Werke von Picasso, Matisse, Emil Schumacher, Rosemarie Trockel und Beuys mitten im Sauerland erleben zu können, hat viele Menschen beeindruckt und das Verständnis für zeitgenössische Kunst gefördert.

Diese Begeisterung zu wecken war stets ein wichtiges Anliegen und eine Gabe der Kunsthistorikerin. Das schaffte sie, indem sie ihre eigene Begeisterung auf andere übertrug, in Führungen, Vorträgen und in politischen Gremien zog sie alle auf ihre Seite und machte sie zu Unterstützern, Begleitern und Mittätern für die Kunst und Kunstschaffenden.

Im Laufe ihrer Zeit in Schmallenberg hat Dr. Andrea Brockmann das städtische Kulturbüro zu einem verlässlichen Partner für die vielen ehrenamtlichen, kulturellen Vereine und Initiativen wie die Jugendkunstschule und das Kunsthaus alte mühle e. V., das Netzwerk „Wege zum Leben“ mit dem Spirituellen Sommer und für einzelne Künstlerinnen und Künstler und Kulturschaffende werden lassen.

Ein besonders herzliches und vertrauensvolles Verhältnis bestand mit den Mitgliedern des Museumsvereins Holthausen, die sich von Andrea Brockmann haben mitreißen lassen, um mit unermüdlichem Engagement und zupackender Hilfsbereitschaft Ausstellungen mit Leihgaben aus international angesehenen Museen zu begleiten, sich weiterzubilden und als Museum zu professionalisieren.

Mit Engagement und oft viel Mut und Ausdauer hat Andrea Brockmann Drittmittel eingeworben, Kulturförderprojekte nach Schmallenberg geholt und mit den lokalen Partnern umgesetzt.

Als Erfinderin des Formats „Die Textile – Festival für textile Kunst“ hat Dr. Andrea Brockmann die Stadt Schmallenberg mit ihrer textilindustriellen Geschichte, weit über die Region hinaus, als ernst zu nehmenden Ort für zeitgenössische textile Kunst und spartenübergreifende Kulturprojekte bekannt gemacht. Sie hatte ein sicheres Gespür für relevante Ausstellungsthemen und für Qualitäten von bislang noch wenig bekannten Künstlerinnen und Künstlern. Neben den bekannten Namen, die sie nach Schmallenberg geholt hat, tauchen einige jüngere Kunstschaffende in ihrer Ausstellungsliste auf, die von ihr präsentiert wurden und erst später größere Bekanntheit erreichten.

In einem Interview zu ihrem Wechsel nach Paderborn im Jahr 2019, um dort die städtischen Museen und Galerien zu leiten, sagte Dr. Andrea Brockmann: „Mein Ziel war es immer, dass Kultur auf dem Land nicht einfach als hinterwäldlerisch abgestempelt wird. Hier wird wirklich hervorragende Arbeit geleistet, hier gibt es ein tolles und abwechslungsreiches Angebot. Kunst ist nah am Menschen und passiert nicht im stillen Kämmerlein.“

Zahlreiche Projekte wären noch zu nennen, mit denen Andrea Brockmann das kulturelle Leben der Region bereichert hat. Den Menschen, die sie gekannt haben, wird sie durch ihre menschliche Nahbarkeit, Begeisterung und liebenswerte Zugewandtheit in Erinnerung bleiben und sehr fehlen.