Die zwei Macher aus dem Sauerland freuen sich in diesem Juni die Deutsche Meisterschaft in die Region auszutragen
Als Rennen in der Radbundesliga hat sich die Sauerlandrundfahrt etabliert. Nun ist ein Großteil der bekannten Strecke Bestandteil des Straßenrennens der Deutschen Radrennmeisterschaft. Vom 24. bis 26. Juni befindet sich die deutsche Rad-Elite im Sauerland, um die besten in diversen Disziplinen zu finden.
Verantwortlich für die Austragung der Sauerlandrundfahrt sind Jörg Scherf und Heiko Volkert von SVL Sports aus Eslohe. Als Versicherer von Radprofis haben sie sich mit ihrem Unternehmen etabliert. Durch diese Arbeit und den Kontakt mit ambitionierten Sportlern kamen dann auch die Ideen, einen eigenen Rennstall und auch ein Rennen im Sauerland zu etablieren.
Das Team Sauerland ist, mittlerweile als Saris Rouvy Sauerland Team unterwegs, längst den Kinderschuhen entwachsen und fährt nicht nur in der Rad-Bundesliga ganz vorne mit. Die Sauerlandrundfahrt gehört auf diesem Niveau zu den anspruchsvollsten Kursen und bildete 2019 und 2021 im letzten Rennen das große Finale der Bundesligasaison. Nun wird ein Großteil der Strecke Schauplatz der Deutschen Meisterschafts-Route sein. Wer allerdings glaubt, dass ein Bundesligarennen als komplette Schablone für eine DM passt, der irrt. „Es ist ein Riesenunterschied. Wir haben drei Regionen im Sauerland, die wir unter einen Hut bringen müssen. Da ist zum einen die Gegend rund um Marsberg, wo die Zeitfahrwettbewerbe sind, dann die längere Sauerlandrundfahrt und das Rennen der Frauen von Siedlinghausen. Das bedeutet viel mehr Aufwand für Ordnungsämter, Polizei und Absperrungen. Die Ordneranzahl verdoppelt sich da mal eben“, zählt Heiko Volkert einiges im Vergleich auf.
„Marsberg ist geil!“
Der Organisator erklärt: „Ich bin froh, dass wir bereits sechsmal die Sauerlandrundfahrt organisiert haben, aber es kommt trotzdem viel neues dazu.“ Ganz neu ist beispielsweise das Zeitfahren rundum Marsberg. Dort wird die Veranstaltung mit Freude aufgenommen. „Marsberg ist geil. Die sind so engagiert. Die machen echt eine sehr gute Arbeit“, erklärt Volkert über die Kleinstadt im Nordosten des Hochsauerlandkreises. Dort findet erstmals ein Rennen statt. Mit den Steigungen nach Obermarsberg bietet der Rundkurs ein anspruchsvolles Höhenprofil, das auch die deutsche Rad-Elite fordern wird.
Volkert ist den Verantwortlichen und den Menschen im Sauerland dankbar, dass die Deutsche Meisterschaft in der Region stattfinden kann. Von Marsberg im Nordosten bis Schmallenberg im Südwesten wird ein Großteil einen Streckenteil stellen. „So viel Ehrenamt, das da im Einsatz ist, meines Wissens gab es das so noch nicht. Bei einem Bundesschützenfest ist alles an einem Ort. Da ist das ein Verein, der ausrichtet. Bei uns sind so viele im Einsatz. Diese positive Einstellung auch bei den Ordnungsämtern und der Polizei spricht für das Sauerland“, schwärmt Volkert in sprühender Begeisterung über das Engagement. Die Helfer und Zuschauer sorgten bereits in den Vorjahren für besondere Atmosphäre an den markanten Punkten. Die Bergwertungen an der Hirschberger Wand, am Arnsberger Schlossberg, dem Niederwald zum Odin bei Meschede und der Rochuskapelle in Eslohe mutierten während der Durchfahrt des Renntrosses zur Partymeile.
Die Begeisterung in den Orten ist für die Verantwortlichen auch ein Faktor für ihre Arbeit. Jörg Scherf sagt: „Das hält unsere Motivation oben, dass wirklich viele Leute von den Behörden bis zu den Helfern mitziehen.“ Welche Auswirkungen die Arbeit von Scherf und Volkert hat, zeigt sich auch in der Radsportszene im Sauerland. Scherf, der selbst Vorsitzender des RC Viktoria Neheim ist, und in jungen Jahren selbst ambitionierter Radsportler war, sagt: „Im Windschatten des Team Sauerland entwickeln sich sehr vielversprechende Talente.“ Volkert ergänzt: „Es ist ein Geduldsspiel. Viele wandern ab. Aber wir müssen helfen, Schule und Sport zu vereinen.“
Das eigene Radteam ist wesentlich erfolgreicher als noch zu Anfangstagen. Was sich auch an den neuen internationalen Hauptsponsoren zeigt, die aus den USA und Tschechien kommen. „Früher waren wir froh, wenn wir bei einem großen Rennen dabei waren. Heute sind wir mit dem Team sehr präsent bei größeren Touren wie der Türkeirundfahrt. Da waren wir beispielsweise mehrmals bei Eurosport zu sehen. Das ist auch wichtig für Sponsoren“, erklärt Scherf. Die Sauerländer Farben waren sogar in Afrika vertreten, wo sie erstmals bei der Ruandarundfahrt starteten. Scherf sagt: „Wir haben echt einen rausgehauen. Die Jungs sind stark, dass zeigt sich jetzt auch in der Bundesliga, wo wir sehr erfolgreich gestartet sind.“ Das ganze große Ziel ist die große Schleife in Frankreich, die Tour de France. Dahin sind es aber noch ein paar Schritte. „Zum Pro Team hat es noch nicht gereicht“, sagt Scherf. Pro Teams sind eine Stufe unter den WorldTour-Teams, in denen die besten der Welt unterwegs sind.
„Versicherungsthema ein Gesicht gegeben“
Für das Radteam Sauerland haben die beiden Macher allerdings eine neue Basis in Arnsberg erschaffen, mit der sich neue Ziele anvisieren lassen. Am Arnsberger Bahnhof lädt ein neues Funktionsgebäude als Lager und Arbeitsplatz ein. Ein Techniker wird dort immer vor Ort sein und auch bei Pannen von Reisenden auf dem Ruhrtalradweg unterstützen. Mit dem Neubau in Arnsberg haben Scherf und Volkert ihre Versicherungsagentur SVL Sports in Eslohe räumlich getrennt. Hier begleiten die Sauerländer schon viele bekannte Berufssportler, vor allem im Radsport, um diesen eine bestmögliche Absicherung im Falle von Krankheit und Profisportunfähigkeit zu bieten. „Wir haben viele Teams auch im Trainingslager besucht und es damit geschafft, dem abstrakten Versicherungsthema ein Gesicht zu geben“, sagt Volkert. Auch hier wächst der Bereich und das sogar weltweit. Beispielsweise werden viele Mountainbiker aus Neuseeland betreut.
Neben bereits erreichten Zielen stellen sich Scherf und Volkert immer wieder neuen Herausforderungen. Das fängt an bei kleinen Anpassungen an die Route der Sauerlandrundfahrt und hört auf bei der Vision von einem WorldTour-Team oder der Austragung der Rennradweltmeisterschaft im Sauerland. Zunächst heißt es aber, die Deutsche Meisterschaft in der Region erfolgreich abzuwickeln. Ein erfolgreiches Abschneiden eines Team Sauerland-Fahrers wäre dabei das i-Tüpfelchen.