Schere im Kopf

Windräder Sauerland

Quelle: Bild von DarkmoonArt_de auf Pixabay

In der Frühjahrsausgabe unseres Magazins haben wir über die Pläne für Windindustrieanlagen auf dem Herrscheid bei Lennestadt-Oedingen und Eslohe-Cobbenrode berichtet. Hierzu und weiteren Berichterstattungen auf dieser Plattform hat uns ein Leserbrief von Klaus Jankowski, Kreuztal-Eichen erricht. Wir drucken diese Meinung in voller Länge ab.

Warum schweigen eigentlich die lokalen Tourismusvereine und -organisationen zu dem im Regionalplan-Entwurf vorgesehenen Windenergiebereichen in der Nähe von touristischen Hotspots? Es geht neben dem Erhalt und Ausbau des Tourismus auch darum, ob die Region im Vergleich zu den städtischen Ballungszentren zukünftig für Menschen attraktiv ist, die angesichts des Fachkräftemangels in der Region bleiben oder kommen sollen.

Die geplanten Windindustrieparks auf unseren Höhenzügen im Sauerland und Rothaargebirge dürften da eher abschreckend wirken. Der regionale Tourismus wird mit öffentlichen Geldern gefördert und viele Existenzen etwa in der Gastronomie und dem Hotelgewerbe sind gerade von der Erhaltung der Natur und der Schönheit der Landschaft abhängig. Es besteht der begründete Verdacht, dass es absurderweise unsere Politiker auf Kreisebene und die Landräte sind, die den mit öffentlichen Geldern geförderten und deshalb von ihrem Wohlwollen abhängigen Tourismusvereinen, -agenturen und -verbänden einen Maulkorb verpasst haben. Man kann nicht den Tourismus mit öffentlichen Geldern fördern wollen und dann die Augen davor verschließen, dass der im Entwurf vorliegende Regionalplan den Tourismus zerstören wird.

Die vorgesehenen Vorranggebiete für mehr als 1.300 Windradkolosse befinden sich ganz überwiegend in den Kreisen OE und SI. Verantwortlich für das erzwungene Schweigen der Tourismusexperten der Region dürfte die Schere im Kopf der Kreispolitiker sein: Die Angst, dass jede noch so sachliche Kritik an den völlig überdimensionierten Ausbauplänen des Regionalrats für Windräder sofort zu Unrecht als ein böswilliges Unterlaufen der erforderlichen Maßnahmen gegen den Klimawandel angeprangert werden könnte. Das wäre ein Armutszeugnis zum einen für diejenigen, die jede Kritik an dem ungehemmten Ausbau der Windenergie an Land schon als Verrat betrachten, und zum anderen für unsere gewählten Politiker, die aus Furcht davor duckmäuserisch schweigen und gebotene sachliche Kritik lieber unterdrücken, als eine offene Debatte zu ertragen!

Denn es ist schlicht falsch, dass das Gelingen der Energiewende im Stromsektor von möglichst vielen 250 m hohen Windrädern auf unseren Höhenzügen abhängt. Es gibt insbesondere keine gesetzlichen Vorgaben, die eine Ausweisung von Vorranggebieten für über 1.300 Windräder ausgerechnet in den Kreisen SI und OE rechtfertigen würden. Es gibt daher auch keinen Grund, über den beabsichtigten Ausverkauf unserer landschaftlich attraktiven Teilregion, den man sich im fernen Arnsberg ausgedacht hat, den Mantel des Schweigens zu legen.

Klaus Jankowski, Kreuztal-Eichen