Wie kann man am schnellsten das Sauerland mit dem sonnigen Süden in Verbindung bringen? Mit Weinbergschnecken! Alleine das Wort verspricht Sommer, Sonne und blauen Himmel. Wir haben im Sauerland zwar keine Weinberge, aber die Schnecken fühlen sich hier trotzdem wohl und ziehen mit schleimiger Spur durch Felder, Wälder und Gärten. Weinbergschnecken sind eine der größten im Sauerland vorkommenden Gehäuseschneckenarten. Ihr Haus kann bis zu sechs cm Höhe erreichen. Wenn niemand den Tieren ans Gehäuse will, werden sie in freier Wildbahn bis zu 20 Jahre alt. Damit sie den oft doch etwas kälteren Sauerländer Winter überleben, graben sich die Schnecken zu Beginn der Kälteperiode ein und erscheinen erst im März, zu Beginn der Paarungszeit, wieder an der Oberfläche.
Schnecken sind Zwitter und können mit jeder zufällig vorbeikommenden anderen Weinbergschnecke ein wildes, oft stundenlang dauerndes Liebesspiel beginnen. Nach der Paarung legt die Weinbergschnecke knapp 50 Eier ab. Diese überlässt sie komplett sich selbst, nach drei Wochen schlüpfen dann die kleinen Minischnecken. Bei den Sauerländern genießt die Weinbergschnecke einen recht guten Ruf, da ihr nachgesagt wird, dass sie nur welkes und weiches Material frisst, also nicht die Gemüsepflanzen in unseren Gärten. Ich persönlich habe schon so manche Weinbergschnecke unter einem Salatkopf sitzen sehen und war mir in dem Moment nicht so ganz sicher, ob das Tierchen die Unterscheidung zwischen welk und noch grün so genau kennt. Da aber Weinbergschnecken zu kulinarischen Delikatessen zählen, kann man sich, wenn eine arg kurzsichtige Schnecke sich am noch frischen Blatt vergreift, schnell revanchieren. Alleine in Frankreich werden jährlich bis zu 10.000 Tonnen Weinbergschnecken verzehrt. Aber bitte erwarten Sie an dieser Stelle kein Rezept für Weinbergschnecken, ich bin ja immer noch der Meinung, man solle die Tiere von dannen ziehen lassen, egal, wie viel frischen Salat sie im Magen haben. Hauptsache, sie landen nicht auf meinem Teller. Es sollte der Vollständigkeit halber noch erwähnt werden, dass Weinbergschnecken nach der Bundesartenverordnung geschützt sind; das Sammeln von freilebenden Weinbergschnecken ist in Deutschland demnach generell verboten. Die meisten Menschen mit Geschmack werden das nicht allzu schade finden.