Sauerländer Schwalben

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, auch nicht im Sauerland. Oder gerade nicht im Sauerland, denn da ist es auch im Mai manchmal nachts noch empfindlich kalt. Die Fabel von Äsop erzählt daher bestimmt auch von einem Menschen im Sauerland (keinem Sauerländer natürlich), der bei Ansicht einer einzelnen Schwalbe dachte, der Sommer sei da und der Winter vorbei. Daraufhin verkaufte er seinen Wintermantel und musste bitterlich frieren. Denn die Schwalbe war zu früh aus dem Winterquartier zurückgekehrt und erfror. Ja, der Winter kann schon hartnäckig und gemein sein. Der Sauerländer an sich verkauft übrigens niemals leichtfertig seinen Wintermantel. Den braucht man ja auch noch im nächsten Jahr.

Schwalben gehören zu einer der häufigsten Vogelarten weltweit. Man kann sie leicht über den schlanken Körper und den gegabelten Schwanz identifizieren. Die Tiere auf dem Foto sind Rauchschwalben, die häufig in Ställen zu finden sind. Früher bauten sie gerne in den Bauernhäusern, in der Nähe von Kaminen, woher sie ihren Namen bekamen. Schwalben sind die Ferraris unter den Vögeln und erreichen Geschwindigkeiten von bis zu zwanzig Meter pro Sekunde. Und noch etwas können Schwalben, was bereits jedes Kind weiß und worin sie sehr zuverlässig sind: Schwalben sagen Wetterumschwünge voraus. Wenn die Schwalben tief fliegen, kündigen sie schlechtes Wetter an. Das liegt daran, dass Schwalben sich fast ausschließlich von Fluginsekten ernähren. Wenn die Beutetiere aufgrund eines Tiefdruckgebietes tief fliegen, weil beispielsweise ein Gewitter aufzieht, müssen eben auch die Schwalben tief fliegen.

Kommen wir zum Kulinarischen: Schwalbennester gelten in China als Delikatesse und sind ein beliebtes Heilmittel. Allerdings bauen die chinesischen Schwalben ihre Nester komplett aus Speichel. Die Nester werden in Suppe aufgelöst und gegessen, das Ganze bekommt eine recht schleimige Konsistenz. Das will man hier wirklich nicht. Deswegen bauen unsere Schwalben netterweise ihre Nester auch mit Lehm und Stroh, damit wir gar nicht erst auf so merkwürdige Ideen kommen. Was den direkten Verzehr der Vögel angeht – Schwalben sind Singvögel und durch die EU-Vogelschutzrichtlinie geschützt. Wenn man es ganz rational betrachtet, von so einem Vogel wird man auch nicht satt. Auch nicht von zehn Vögeln. Tatsächlich macht es Sinn, die Vögel nicht zu verspeisen, sondern zu schützen, denn Schwalben gelten als Glücksbringer. Man sagt, als heiliger Vogel des germanischen Gottes Thor schützen sie das Haus, an dem sie nisten, vor Blitzgefahr und Feuer.