Raupen haben etwas Faszinierendes. Wir alle wissen, dass die Raupe nur eine Zwischenstation ist. Wie so mancher junger Sauerländer. Was wohl mal aus der Raupe werden wird? Ein schillernder Schmetterling, ein kleiner blasser Tagfalter oder gar ein Nachtfalter oder ein Schädling? So manche Raupe sieht zu ihren Raupentagen hübsch und freundlich aus – die meisten Menschen mögen Raupen, lassen sie über die Hände krabbeln. Nur die Gärtner, die wissen es oft schon besser. Denn egal, was aus der Raupe mal wird, auch zu ihren Raupentagen ist sie vor allem eins: hungrig. Sie macht sich, oftmals zu spät entdeckt, über Blätter und Triebe von Bäumen und allerlei junges Gemüse her. Der kleine Kollege hier, so hübsch er auch aussieht, ist ein wahrer Schädling. Wenn er und seine Brüder zu Besuch waren, hinterlässt er oftmals kahle Gärten. Es ist die Raupe des „Kleinen Frostspanners“, eines relativ unscheinbaren, braunen Schmetterlings. Die Männchen des kleinen Frostspanners erreichen Flügelspannweiten von etwa 2 Zentimetern, allerdings fliegen sie nur in der Dunkelheit. Die Weibchen sind komplett flugunfähig. Vermutlich eine späte Reue für das, was die Raupenbrut des Frostspanners im Frühjahr in den Gärten angerichtet hat.
Aber kommen wir zurück zu dem kleinen grünen Krabbler auf dem Foto. Der hat schon einiges an Metamorphose hinter sich und noch einiges vor sich. In Deutschland gibt es circa 3.000 Schmetterlingsarten, die alle dieses etwas aufwändige Spiel des „Heranreifens“ betreiben. Die Schmetterlinge legen Eier, aus denen wachsen Raupen, diese verpuppen sich und im letzten Akt der Metamorphose steigt aus der Puppe der wunderschöne Schmetterling oder eben der kleine unscheinbare Nachtfalter. Zurückkommend auf den Sauerländer (genderneutral): Bei dem kann man schon während der Reifephase ein wenig Tendenzen absehen, wie schillernd die Persönlichkeit auch nach der Verpuppungsphase sein wird. Im Allgemeinen ist auch die Verpuppungsphase des Sauerländers nicht so leise und reglos wie bei der Larve des Schmetterlings. Gut so, denn sonst wäre es im Sauerland viel zu still.
Was den kulinarischen Aspekt angeht: Raupen werden sicherlich irgendwann, zusammen mit anderen Insekten, einen wichtigen Teil unseres Speiseplans ausmachen. Insektenraupen enthalten hohe Anteile mehrfach ungesättigter Fettsäuren und gelten aufgrund der sehr günstigen Proteinzusammensetzung als so wertvoll wie Thunfisch. Die EU hat auch kürzlich die Beimischung von Hausgrillen in Lebensmittel legalisiert. Wir finden das aber noch nicht so gut, altes Denken eben. So ein Steak macht sich auf dem Teller immer besser als eine grüne, haarige Raupe, und dabei ist es dann auch völlig egal, ob es ein Rehsteak oder ein Blumenkohlsteak ist. In diesem Sinne, im nächsten WOLL-Magazin gibt es dann wieder etwas Gehaltvolleres mit weniger Beinen.